Kapitel 1

4.3K 108 31
                                    

Es waren gerade Sommerferien. In ungefähr einem Monat würde ich wieder zur Schule gehen, um meinen Abschluss zu machen. Ich freute mich schon auf die Schule. Sicher war es besser, als hier im Grimmauld Place Nummer 12 zu sitzen und Trübsal zu blasen.

Ich konnte nicht mehr nach Hause, da ich meinen Eltern die Erinnerung an mich genommen hatte und jetzt konnte ich sie ihnen nicht mehr wieder geben. Also wo hätte ich auch schon hin gekonnt? So musste ich rund um die Uhr die Knutscherein von Harry mit Ginny und Ron mit Lavender ansehen. Ich fühlte mich wie eine Ausgestoßene.

Irgendwie war nach dem Krieg unser goldenes Trio, wie wir von der Presse so gerne genannt wurden, zerstört. Alle sahen es als wichtiger an, mit ihrer Freundin rum zumachen, als sich mit mir zu unterhalten. Diese Einsamkeit war erdrückend.

Die meiste Zeit hing ich mit Harrys Paten Sirius zusammen. Er war immer für mich da, wenn ich mal jemanden zum Reden brauchte. Und seit Ende des Krieges, seit sich meine ach so tollen Freunde nicht mehr mit mir redeten, war er da. Es war schön zu wissen, dass ich nicht allen egal geworden war und es wenigstens eine Person gab, mit der ich reden konnte und die mich auch zum Lachen brachte.

Ich saß gerade am Küchentisch und trank meinen morgendlichen Kaffee. Ich war sehr müde. Die letzte Nacht war für mich sehr schlimm gewesen. Immer wieder tauchten Bilder des Krieges in meinen Gedanken auf. Oder auch die Bilder, als mich Bellatrix gefoltert hatte. Beklommen griff ich nach meinen Arm. Die Narbe würde mich für immer entstellen. Das war mir so klar.

Eine warme Hand legte sich auf meine Schulter. Ich sah mich um und sah schwarze, zottelige Haare und graue Augen. „Morgen, Sirius.", begrüßte ich ihn lächelnd. Meine trüben Gedanken verschwanden. „Wieso bist du schon so früh wach, Mine?" „Konnte nicht mehr schlafen." Ich nahm einen Schluck von meinen mittlerweile fast kalten Kaffee. „Soll ich dir Gesellschaft leisten?", bat er mir an. „Wäre schön." Er nahm sich eine eigene Tasse, goß mir und sich selbst Kaffee ein und setzte sich neben mich.

Er legte einen Arm um meine Schulter und ich kuschelte mich an ihn. „Willst du über deinen Traum reden?" Zögerlich nickte ich. „Ich habe vom Malfoy Manor geträumt. Von meiner Folterung. Ich kann den Schmerz noch immer fühlen. Er ist noch so present." Tränen kamen mir hoch, die er weg wischt. „Scht. Alles gut. Dir kann nichts passieren. Ich bin für dich da." Er streichelte beruhigend meine Schulter. „Danke, dass du mir immer zu hörst und immer für mich da bist."

„Tu ich gerne, Mine. Ich kenne das Gefühl von Einsamkeit und weiß wie schlimm Folterung ist. Ich hatte niemanden zum reden, aber du sollst nicht so leiden wie ich. Du hast was besseres verdient. Und wenn ich dir so helfen kann, mache ich das." Seine Worte waren wie Balsam für meine Seele. „Willst du denn auch über dich reden? Du hörst mir immer zu und baust mich wieder auf. Ich aber bin eine schlechte Freundin. Dich baue ich nie auf." „Das brauchst du auch nicht, Mine. Ich habe die Qualen schon lange überwunden und einsam bin ich auch nicht. Ich habe Freunde. Nicht so wie in Askaban. Ich bin seit langem endlich Glücklich. Und ich glaube die richtige Frau auch gefunden zu haben. Nur ich traue mich nicht sie anzusprechen." Ich konnte ein wenig Trauer in seiner Stimme hören. „Sirius! Du bist ein Mann mit Herz. Wer dich nicht mag, ist ein Trottel. Du bist charmant, witzig und bist in der Lage neben tollen, aufbauenden Gesprächen, anderen Mut und Kraft zu geben. Das sind richtig schöne Eigenschaften, die sich jede Frau wünscht. Also sag es ihr." „Bist du dir sicher?" Ein Hoffnungsschimmer glitzerte in seinen Augen. „Ja. Erzähl mir von ihr." „Nun ja. Sie hat braune, gewellte Haare und rehbraune Augen. Sie ist intelligent, hübsch und ich kann mich gut mit ihr unterhalten. Sie ist etwas ganz besonderes für mich. Sie hat einen ähnlichen Humor wie ich und sie lacht sehr gerne, obwohl es ihr in letzter Zeit nicht so gut geht und deshalb nicht mehr so oft lacht. Sie ist eine Bücherliebhaberin und lernt bis zum Umfallen. Das größte Problem ist, dass sie zu jung für mich ist. Sie ist gerade mal achtzehn. Also zwanzig Jahre jünger als ich. Und es gibt noch tausend andere Faktoren, die gegen diese Beziehung sprechen, falls sie überhaupt interesse an mir hat.", gab er zu. Seine Wangen färbten sich leicht rot. Warum eigentlich? Aber moment mal. Diese Beschreibung kannte ich irgendwo her. Aber ich konnte nicht sagen woher.

„Du solltest es trotzdem versuchen. Vielleicht mag sie dich auch. Du würdest es sicher bereuen, wenn du nichts tust. Und für jedes Hindernis gibt es auch eine Möglichkeit diese zu überwinden. Man muss es nur wollen. Dieser Altersunterschied ist doch noch in Ordnung. Du bist doch auch zwanzig Jahre älter als ich und hat das etwa geschadet? Nein. Wir sind richtig gute Freune. Und dieser irrelevante Altersunterschied sollte nicht stören. Liebe sucht man sich schließlich nicht aus.", sagte ich, obwohl mir der Gedanke nicht behagte, ihn mit einer anderen Frau teilen zu müssen oder schlimmer noch, gar nicht mehr mit ihm reden zu können, sowie es mit Ron und Harry momentan der Fall war.

„Glaubst du nicht, dass falls ich mit ihr zusammen komme, auf Kritik von meinen Freunden und auch Harry stoßen wird?" „Wahre Freunde akzeprieren das. Aber jetzt erzähl. Wer ist sie? Kenn ich sie?" Neugierde brannte in mir auf.

Ich sah wie er zögerte. „Wieso zögerst du? Ich bin echt neugierig, wer es geschafft hat, dein Herz zu erobern. Du, der sonst eher auf freche Flirts steht.", grinste ich breit. Mir kam die Beschreibung bekannt vor. Ich glaube, dass ich sie sogar kannte, oder zumindest gesehen hatte. Sie könnte schon fast meine Seelenverwandte sein.

„Ich... Ähm.. ich kann nicht.", stotterte er. Was machte ihn so nervös? Ich war es doch nur. Seine beste Freundin. Beruhigend nahm ich seine Hand in meine und drückte sie sanft. Ich schaute ihn in seine dunkelgrauen Augen und lächelte ihn aufmunternd an. „Wenn du nicht willst, musst du es mir nicht sagen. Ich bin deine Freundin und du kannst jederzeit mit mir reden, genauso wie ich mit dir."

Ich umarmte ihn und ich fühlte mich so gut in seinen Armen. Die Umarmung dauerte länger als sonst. Er schien das zu brauchen und mir machte es nichts. Ich liebte seine Umarmungen. „Du.", erklang seine Stimme nach einiger Zeit nahe meines Ohres. „Was ist mit mir?" Ich verstand nichts mehr. „Du bist es."

Where the Love falls downWo Geschichten leben. Entdecke jetzt