Kapitel 35

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„Hat irgendwer eine Ahnung, wo er sich aufhalten könnte?”, fragte Harry nach einer Weile. Ich löste mich aus der Unarmung und sah Draco an. „Ich habe dem Orden schon alles gesagt, was ich wusste! Aber er wird sicher nicht so blöd sein, sich dort zu verstecken, wo es am offensichtlichsten ist. Er könnte sich überall verstecken. Jede verdammte Villa unserer Familie käme in Frage, selbst die geheimen, die nur Familienmitglieder kennen.” Eine bedrückende Stille legte sich über uns.

Ich unterbrach die Stille und fragte: „Ist Sirius mit dem Orden unterwegs?” „Ja, ist er!”, mischte sich McGonagall in das Gespräch ein. Ich hatte sie gar nicht reinkommen hören.

„Gibt es schon eine Spur? Irgendetwas? Egal was!” Ihre Ernste Miene beuruhigte mich mehr und mehr. „Bis jetzt noch nicht! Mister Malfoy war so gnädig uns alle Standorte der Fanilienvillen sowie geheimer Rückzugsorte zu nennen. Diese werden nun rund um die Uhr überwacht. Ob er dort irgendwo auftauchen wird, bleibt nur zu hoffen.”

Ich nickte ihr zu und stand auf. „Wo wollen sie hin?”, fragte sie, als ich das Büro verlassen wollte. „In den Unterricht!”, meinte ich knapp. „Nein, Miss Granger! Sie sind fürs erste vom Unterricht befreit!”, sagte sie ganz die strenge Lehrerin. „Aber ich muss doch für die Abschlussprüfungen den Unterrichtsstoff mitbekommen!”, warf ich ein, doch sie schien dies nicht gelten lassen zu wollen.

„Die sind in ihrer Situation nebensächlich. Sie wurden beinahe vergewaltigt und ihr Peiniger ist immer noch auf freiem Fuß. Sie sollten sich erholen. Und da ich mir sicher bin, dass sie den ganzen Stoff schon am Anfang des Schuljahres gelernt haben, ist es nicht schlimm, wenn sie nicht anwesend sind! Sie gehen jetzt wieder zum Grimmauld Place und ruhen sich aus! Keine Widerrede! Mister Malfoy wird bei ihnen bleiben, solange bis Sirius wieder da ist! Abmarsch ihr beiden!”

Ich wusste, dass sie es nur gut meinte, doch mir war mein Abschluss sehr wichtig. Es ging schließlich um meine Zukunft. Und außerdem würde es mich ablenken. Für mich war es schlimmer nur zu Hause zu sitzten, zu warten und genügend Zeit zu haben, an all die schrecklichen Dinge zu denken.

Draco nahm mich bei der Hand und gemeinsam flohten wir zurück. Scheinbar hatte ich nicht wirklich viel Mitspracherecht.

Hoffentlich würde ich dennoch einen guten Abschluss machen, auch wenn ich nicht im Unterricht saß.

Ich nahm den Zettel, den ich für Sirius hinterlassen hatte und ließ ihn in der Luft verbrennen. Er würde ihn eh nicht mehr brauchen. Ich war hier quasi eingesperrt, also würde ich so oder so nicht mehr irgendwo anders hingehen.

„Leg dich hin! Wenn ich etwas erfahre, werde ich mich melden.”, befahl Draco und widerwillig ging ich in mein Schlafzimmer. Aber an Schlaf war nicht zu denken. Ich hatte Angst davor zu träumen.

Ich schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. Ach ja. Wofür war ich eine Hexe? Ich zog meinen Zauberstab und rief: „Accio eine Phiole Traumlostrank!” Sofort schoss eine Phiole aus dem angrenzenden Badezimmer auf mich zu und ich fing es schnell auf. Ich entkorkte die Flasche und trank etwas davon.

Ich legte mich hin und schlief unverzüglich ein.

Als ich wieder auf wachte, war es bereits dunkel. Ich musste wohl den ganzen Tag geschlafen haben. Da Draco mich nicht geweckt hatte, hieß es wohl, dass Sirius und der ganze Rest des Ordens noch immer auf der Suche nach Lucius war.

Ich ging die Treppe nach unten und wie schon heute Morgen setzte ich mich in die Küche. Draco war nicht hier. Ich vermutete ihn entweder in einem der Salons oder in einem der Gästezimmer.

Ich hörte ein leises Ploppen und als ich mich umdrehte stand vor mir eine kleine Hauselfe. „Mein Name ist Laila. Master Malfoy schickt mich, um ihnen diesen Brief zu überbringen!”, sagte diese und hielt mir mit zittrigen Fingern einen Brief entgegen. Ich nahm ihn und mit nervösem Blick öffnete ich ihn.

Da Draco mir nie einen Brief schicken würde, weil er mit mir im selben Haus war, konnte es nur von Lucius stammen. Einen Moment schloss ich die Augen und begann dann zu lesen.

Miss Granger,
Sirius Black ist bei mir. In meinen Kerkern. Gefesselt. Wenn sie ihn wieder sehen wollen, treffen sie mich in einer halben Stunde bei Borgin & Burkes. Kommen sie nicht zu spät und wenn sie nicht alleine kommen, werde ich ihn mit dem Cruciatusfluch solange foltern, bis er an seinem eigenem Blut erstickt.
Mit freundlichen Grüßen
Lucius Malfoy

„Mist!”, fluchte ich und stürmte aus der Küche. „Draco! Verdammt, wo bist du?”, schrie ich das ganze Haus zusammen. Von oben kam ein verwirrt drein schauender blonder Junge und fragte: „Was ist passiert, dass du hier so rumschreist?” Ich hielt ihm den Brief hin, woraufhin er anfing zu lesen.

Seine Augen weiteten sich. „Ich werde zu McGonagall gehen! Warte hier, bis ich wieder da bin!”, sagte er und disapparierte im nächsten Moment. Ich konnte doch nicht warten. Es ging hier immerhin um das Leben meines Freundes. Aber was wäre, wenn es eine Falle war? Wenn er gar nicht bei ihm wäre? Ich war schließlich schon ein mal darauf reingefallen. Wenn es aber stimmte und ich nichts unternahm, würde ich ihn nur unnötigen Qualen aussetzten. Ich musste ihn retten. Koste es, was es wolle. Ich liebte ihn zu sehr, als das ich ihn verlieren könnte.

Ich zog mir eine schwarze Jeans und einen dunkellilanen Pullover an. Schnell schlüpfte ich in meine schwarzen Turnschuhe und ohne weiter darüber nachzudenken, in welche Gefahr ich mich begab, apparierte ich in die Nokturngasse.

Borgin & Burkes war schnell gefunden und ich betrat den dubiosen Laden. Es war gruselig hier und auch verdammt kalt. Also passend für jeden Schurken. Ich ließ ein freudloses Lachen erklingen. Doch als ich spürte, wie sich eine Hand auf meine Schulter legte, verstummte ich schlagartig.

„Einen wunderschönen guten Abend, Miss Granger! Es freut mich, dass sie meiner Einladung so kurzfristig gefolgt sind!” Er lachte kalt und ein Schauer ran über meinen Rücken.

Ich drehte mich zu ihm um und sah in das ekeleregende Grau seiner Augen. „Ich hatte schließlich keine Wahl, sie Ekelpacket!”, spie ich und versuchte seine Hand von meiner Schulter zu entfernen, doch je mehr ich es versuchte, umso mehr bohrten sich seine Nägel in mein Fleisch.

„Aber, aber, Miss Granger!”, meinte er tadelnt. „Wir wollen uns doch benehmen! Black wird sonst nicht lange überleben!” Sein Gesicht kam dem Meinen immer näher. Ich versuchte mich auf etwas anderes zu konzentrieren und so merkte ich erst zu spät, dass er uns woanders hin appariert hatte. Eine kleine Hütte stand mitten im Wald und ich wusste nun, dass ich hier nie wieder rauskommen würde.

Where the Love falls downWo Geschichten leben. Entdecke jetzt