Kapitel 4: Polizeiarbeit

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„Nichts." Savannah ließ sich rückwärts ins Gras fallen. Auf Gut Glück, denn man konnte hier ganz leicht in einem Hundehaufen landen. Sie natürlich nicht. „Das gibt's doch nicht."

Wir hatten die ganze Straße durchsucht. Sie hatte nichts liegengelassen, gar nichts. Als hätte sie nie existiert.

Ich seufzte. Josies Mutter hatte sich inzwischen an die Polizei gewandt, es dauerte also nicht mehr lange, bis wohl oder übel auch ich befragt werden würde. Meine Schuldgefühle stiegen jede Minute.

„Vielleicht sollten wir Miles anrufen und fragen, ob sein Dad jetzt nicht zu Hause ist", schlug ich missmutig vor, ohne mir selbst wirklich zuzuhören.

Amüsiert schnaubte Sav auf. „Na viel Glück", meinte sie schließlich. „Bin mir aber sicher, dass sein Handy auf stumm steht. Und selbst wenn nicht..."

Ach ja. Da war ja was. Beschämt sah ich zur Seite, daran hatte ich natürlich nicht gedacht.

„Aber wir könnten vorbeischauen."

„Wie hat er überhaupt die Klingel letztes Mal gehört?", fragte ich verwirrt.

Savannah erhob sich und zog mich mit nach oben. „Ich denke, seine Großmutter hat durch den Türspion gesehen und ihm Bescheid gesagt. Versuchen können wir's ja."

Ich seufzte. Ich hatte nicht das Bedürfnis, Miles zu sehen, aber ich folgte Savannah, die eilig vorgelaufen war. Er wohnte nur ein paar Blocks entfernt.

Mein Handy vibrierte und ich zog es heraus. Na, super. Der Name Chad Fallon blinkte auf.

Ich nahm ab. Was blieb mir übrig. „Chad!", fauchte ich in den Hörer.

Er schnappte nach Luft. „Auch hallo. Wir waren noch nicht fertig."

„Doch, ich war ziemlich fertig mit dir", antwortete ich schnippisch, aber ich bezweifelte, dass ihm das etwas ausmachte. „Ich habe echt Besseres zu tun, als mit dir zu diskutieren."

„Dann hör mir doch für zwei Sekunden zu, dann nerv ich dich nicht mehr." Er klang fast schon flehend.

„Okay. Zwei Sekunden", erbarmte ich mich. Ich war ja zu gütig.

„In der Nacht, in der ihr feiern wart, hat sie mit mir geredet."

Ruckartig hielt ich an. „Josie?!", stieß ich erschrocken aus.

„Ja, Josie. Und es passte nicht zusammen, was sie sagte. Es klang gefährlich, beängstigend. Aber ich würde gerne mit dir persönlich darüber reden. Hast du heute noch Zeit?"

Ich hielt die Luft an. Vielleicht wusste er wirklich wichtige Dinge. Ich sah vor. Savannah war stehengeblieben und schaute mich verwirrt an. Sollte ich sie einbeziehen?

„Komm allein. Bitte. Es ist vertraulich." Also eher nicht.

Sie bewegte sich auf mich zu und ich musste mich entscheiden. „Ja, Mom. Ich ruf dich so in einer Stunde an, vielleicht später. Bis dann, hab dich lieb."

Savannah war inzwischen vor mir angekommen. „Sie wollte wissen, wo ich bin. Hab mich nicht abgemeldet, ups." Ich lachte gespielt. Dann ging ich an ihr vorbei. „Los! Ab zu Miles!", sagte ich, enthusiastischer, als ich sein sollte. Sie sagte nichts mehr dazu, obwohl ich mir sicher war, dass sie mir gerade misstraute, sie war nicht dumm.

Vielleicht war ich ja dumm. Dafür, dass ich mich alleine damit beschäftigen wollte, aber so wie Chad es ausgedrückt hatte, machte es mir Angst. Und ich wollte nicht, dass Sav in Gefahr geriet, weil ich dumm war. Das wäre nicht fair. Es war meine Schuld, dass Josie weg war, jetzt würde ich alles dafür tun, dass es meinen anderen Freundinnen gut ging.

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