Kapitel 33: Geheimwaffe, oder auch nicht?

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Kelly und ich gingen nebeneinander auf dem Schulgang. Sie war überglücklich, endlich wieder in eine Schule gehen zu dürfen und grüßte wirklich jeden, an dem wir vorbeigingen.

„Kontakte knüpfen ist wichtig", erklärte sie mir breit grinsend und hüpfte fröhlich. Ich zwang mich zu einem Lächeln.

Meine Stimmung war im Keller. Milene lief mir schon den ganzen Tag hinterher, um mich um die gestrige Sache auszufragen, Daniel versuchte ständig, irgendwelchen Kontakt zu mir aufzubauen, Chloe und Noras Blicke hielt ich langsam nicht mehr aus und Josie fehlte mir einfach unheimlich. Auch wenn ich neue Freunde dazugewonnen hatte, und noch eine kleine Schwester und einen Hund, fehlte ein großer Teil meines Lebens.

Ich vermisste es, mit ihr zu Lachen, Lehrer zu ärgern oder einfach über meine Gedanken zu sprechen. Mit niemandem konnte ich so offen reden, wie ich es mit Josie gekonnt hatte.

Seufzend taumelte ich neben der glücklich plaudernden Kelly her und verbarg nicht einmal, dass ich ihr nichts zuhörte. Sie störte sich nicht daran, sondern plapperte weiter wie eine Fernsehmoderatorin auf Drogen.

„Hayes!" Ich drehte mich um und zog meine Augenbrauen hoch. Wo wir es gerade von Drogen hatten.

Kevin Belram stampfte mit sicheren Schritten genau auf mich zu. Ich hatte noch nie zuvor mit ihm gesprochen, aber ich hatte das Gefühl, dass ich wusste, warum er mich ansprach.

„Ich hab da was für dich", meinte er, als er direkt von mir stand. Er war nicht viel größer als ich, ziemlich breit und wirkte kindlich, obwohl er, soweit ich wusste, bald 18 werden würde. Er war der Schule als Drogendealer bekannt, machte aber da und dort auch das eine andere schmutzige Geschäft, sowas wie Waffenhandel hatte ich mal gehört. Aber das waren natürlich nur Gerüchte.

Innerlich rollte ich mit den Augen. Ethan war so ein Idiot, das er ausgerechnet ihn beauftragte, mir zu helfen. Meinem Ruf half er damit auf jeden Fall nicht.

Er fuhr sich durch die dunkelbraunen, kurzen Stachelhaare auf seinem Kopf und sah sich dann unauffällig um. Einige der Schüler hatten uns jedoch sowieso schon bemerkt und beobachteten mich. Ein paar gaben sich wenigstens die Mühe und taten, als würden sie vertieft in ein, falsch herum gehaltenes, Buch sein und lernen, andere gafften ungeniert in unsere Richtung.

Ich überlegte einen Moment, ob ich nicht ein 1 Bild = 10 Euro Schild aufhängen sollte, dann hatten sowohl die Gaffer als auch ich wesentlich länger etwas davon.

Während ich noch damit beschäftigt war, mir gehässige Kommentare auszudenken, hatte Kevin es sich nicht nehmen lassen, mir etwas Dünnes, Rechteckiges in die Hand zu schieben.

„Macht 35,99. Ist ein Freundschaftspreis. Kannst auch in Monatsraten zahlen, das macht dann..." Er zückte seinen Taschenrechner und begann zu rechnen.

Ich schüttelte wild den Kopf. „Moment mal, du bekommst erst etwas, wenn es auch funktioniert, Mister." Ich sah in meine Hand.

Ein Ausweis der Teen-Boom. Ungläubig sah ich ihn an. „Und damit nimmt mich jemand ernst?", fragte ich und ließ das Misstrauen schön in meiner Stimme erklingen.

Er zuckte mit den Schultern. „Dann gib mir wenigstens eine erste Anzahlung."

Genervt aufstöhnend kramte ich in meiner Tasche und zog schließlich einen 10 Euro Schein heraus, den ich ihm in die Hand drückte. Er grinste zufrieden und steckte ihn schnell ein.

„Was willst du eigentlich mit dem Ausweis?", fragte er dann. Er war zu interessiert für meine Verhältnisse.

Ich lächelte wie ein Engel. „Damit will ich in eine Leichenhalle gelangen. Ich liebe den Geruch von Tod", versuchte ich, ihn abzuschrecken.

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