Kapitel 53: Vergifteter Apfel

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Meine Augen öffneten sich zitternd und alles war verschwommen. Nur die Lampe, die mir direkt ins Gesicht gerichtet war, konnte ich mehr oder weniger erkennen und sie war auch der Grund, weshalb ich meine Augen sofort wieder zukniff. Es brannte grauenvoll und Tränen bildeten sich in meinen Augen, die sofort an meinen Wangen herunterkullerten, meine Augen aber auch etwas beruhigten.

Ein paar Sekunden später versuchte ich es erneut, dieses Mal langsamer. Es dauerte eine Weile, bis sich meine Augen an das grelle Licht gewöhnt hatten und ich richtig sah, aber diese Zeit reichte, dass ich mich erinnerte und mir bewusst wurde, dass ich mich wohl nicht in der praktischsten Situation befand. Durch eine kurze Bewegung meines Oberkörpers ließ sich einfach feststellen, dass ich auf dem Stuhl, der gefährlich knackte, auf dem ich saß, angebunden war und so leicht nicht entkommen konnte.

„Ach, sie ist wach", erklang eine Stimme hinter mir, die mich zusammenzucken ließ. Mein ganzer Körper geriet dabei so in Bewegung, dass der Stuhl unter mir erneut ächzte. Lange würde er mich nicht tragen.

Chloe trat ins Licht und lächelte mich hämisch an. Jeder normale Mensch hätte in dieser Situation wohl vor Angst geschrien und um Gnade gebettelt, da sie mich ja offensichtlich schon betäubt hatten und mir wohl Schlimmeres antun würden, als mich einfach nur zu kitzeln. Aber nein, eine Alicia Hayes war inzwischen sogar genervt und rollte stattdessen nur mit den Augen. Wirklich, es ging mir auf die Nerven.

Ich hatte besseres zu tun, als mich von vier Idioten aus meiner Schule umbringen zu lassen. Vor allem jetzt, wo ich so nahe an der Lösung zu Josies Verschwinden stand.

„Im ernst? Wird euch nicht irgendwann mal langweilig?" Dillon und Elijah tauchten ebenfalls lachend in meinem Blickfeld auf. Sprechen konnten sie beide nicht wirklich, dämlich lachen aber schon, alles klar.

Wir waren eindeutig im ersten Stock, doch dieser Raum war mir neu. Hatten wir auf unserer Suche etwa übersehen?

Chloe zog die Augenbrauen hoch. Sie schien verwirrt, aber ließ sich nicht aus der Fassung bringen. „Das wirst du danach nicht mehr sagen." Sie drohte mir. Wie niedlich.

Mir fielen die fehlenden Kutten wieder ein und ich erinnerte mich, dass wir, vor allem Chloe und ich, gerade größere Probleme hatten, als ihr Hass auf mich. Schließlich standen wir beide auf der Liste.

„Du fragst dich wahrscheinlich, was Elijahs spezielles Talent ist, nicht wahr?", hüstelte Dillon mit seiner kratzigen Opastimme vor sich hin. Ich hatte mich nicht mehr damit beschäftigt, also eigentlich nicht. Da ich ihn nicht enttäuschen wollte, nickte ich nur brav.

Ohne ein weiteres Wort packte Elijah einen silbrigen Koffer heraus und stellte ihn demonstrativ auf dem Tisch vor uns ab. Er schlug ihn auf und eine Reihe von ordentlich eingeordneter, kleiner Fläschchen erschien, deren Inhalt meist durchsichtig war, es aber ein paar kunterbunte Ausnahmen gab.

„Partydrinks?", war meine erste, nicht ganz ernst gemeinte Vermutung. Niemand lachte. War wohl nicht meine beste Idee gewesen.

„G-g-g-gi-g-g-giii", druckste Elijah vor sich herum und wurde dabei röter als eine Tomate. Immer und immer wieder fing er an, bekam aber kein Wort zusammen.

„Gift", stöhnte Dillon nach circa 2 Minuten auf. „Er ist Giftexperte." Selbst wenn die Situation gar nicht gut für mich aussah, musste ich mein Lachen unterdrücken. Sie hätten eine Komedieshow hosten können. Wenn sie nicht lieber hätten Mörder sein wollen. Jedem das seine.

„Und ihr bringt mich jetzt um?" Dumme Frage, aber irgendwie musste ich sie ja noch hinhalten, bis Prinz Miles hereinstürmte und mich rettete.

Diese Frage schien Chloe glücklich zu machen. „Du wirst unter grauenhaften Schmerzen sterben." Aha. „Und das lustige ist, es wird nicht mehr nachweisbar sein. Jeder wird denken, du bist einfach tot umgefallen und wir hatten nichts damit zu tun." Sie lachte überglücklich auf.

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