Kapitel 45: Die Chemie stimmt

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Wir wechselten kein Wort, als wir, dieses Mal nebeneinander, in Mr Gormans Unterricht saßen und schweigend zusahen, wie er die verschiedensten und für mich unverständlichsten Formeln an die Tafel kritzelte. Miles konnte sich freuen: Er hörte nicht das schmerzhafte Quietschgeräusch, das jedes Mal ertönte, wenn die Tafel von der Kreide geschliffen wurde.

Mr Gorman liebte es, uns zu quälen. Auch wenn ich noch so wollte, nicht mal er brachte mich von meinen Gedanken weg.

Josie hatte einen Bruder. Ein Bruder, der schon 6 Jahre vor ihr verschwunden und nicht mehr aufgetaucht war. Einen Bruder, von dem ich nun glaubte zu wissen, wer er genau war.

Das Kinderbild von Josie, das wir im Safe gefunden hatten, war kein Unikat. Genau dasselbe hatte ich schon mal gesehen: Und zwar im Haus der alten Neeta, die mich vor Simon und Hub gerettet hatte. Schon damals war es mir seltsam bekannt vorgekommen, ich konnte es jedoch nicht zuordnen, aber nun war mir klar: Neeta und Josie hatten etwas miteinander zu tun. Wahrscheinlich waren sie verwandt. Ihre Oma?

Und Derek. Derek Shelton, der seltsame von der Party, hatte viel mit der Sache zu tun. Wenn ich mich nicht irrte, könnte er Nathan sein. Josies großer Bruder, der sich irgendwie tarnen musste.

Warum? Warum hatte Josie nie etwas gesagt? Wieso war Neeta nicht ehrlich über Josie gewesen? Weshalb war Nathan verschwunden und wieder aufgetaucht und nun doch wieder verschwunden?

Fragen über Fragen füllten meinen Kopf und machte das Stillsitzen unerträglich. Meine Beine zuckten ängstlich und ich spürte, wie Miles Hand sich vorsichtig darauflegte.

Ich beruhigte mich augenblicklich. Ein Lächeln huschte über seine Lippen und auch über meine.

„McAbott, Hayes." Die harte Stimme des Chemielehrers ließ mich zusammenzuckte, sodass auch Miles merkte, dass etwas nicht stimmte und sich ebenfalls nach vorne drehte. „Solche Dinge könnt ihr außerhalb der Schule machen." Die Klasse prustete los. Wenn taktlos ein Aussehen hätte, so wäre es wohl das von Mr Gorman. Ich hasste ihn.

Ohne uns weiter zu beachten, drehte er sich um und begann wieder mit seiner peinlichen Befragung des 21. Jahrhunderts.

Meine Finger suchten eine neue Beschäftigung und so wühlte ich in meinem Mäppchen herum und spielte mit ein paar Stiften, in der Hoffnung, es würde klingeln und mich von meinem Leiden erlösen. Ein Blick auf die Uhr versicherter mir jedoch, dass ich noch 20 endlose Minuten vor mir hatte, bis ich so schnell ich konnte herausrennen und nicht wieder kommen konnte.

Es war noch eine Woche, dann würden die Sommerferien endlich beginnen und ich würde diesen alten Kauz für sechs schöne Wochen nicht ertragen müssen. Aber bis dahin musste ich versuchen, Baghoo-Menschen und Nathan-Kenner ausfindig zu machen, um mehr Informationen zu erhalten.

Savannah hatte mich heute Morgen vor der Schule erwischt und mir erzählt, dass sie sich mit Miss Delber, die seltsam verstört gewirkt hatte, wie sie sagte, unterhalten hatte. Sie hatte nur einer Person den Zutritt in das Orchester verweigert: Elijah Jones, der ihrer Meinung nach, grottig Klavier spielte.

Ich hatte keine Zeit gefunden, ihr die neuesten Ergebnisse mitzuteilen, da ich mich gefürchtet hatte, noch einmal bei Gorman zu spät zu kommen. Er wartete doch nur auf so eine Gelegenheit, um mich noch mehr fertig zu machen. Die würde ich ihm nicht freiwillig geben, das war mir klar.

Alles führte auf Elijah zurück. Den stotternden, unsicheren Elijah, bei dem ich immer noch nicht wusste, was denn nun so toll an ihm sein sollte. Klavier spielen war es wohl nicht, konnte man wenigstens etwas ausschließen.

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