Kapitel 23: Provokation

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„Du siehst aber echt heiß aus." Savannah spielte mit einer meiner hellbraunen Wellen und begutachtete die rosa Farbe darin. „Hat der Typ super hingekriegt. Glaubst du, der darf im Gefängnis noch Haare färben?"

Ich erinnerte mich an den Moment, als die Polizisten die beiden in ihr Auto gebracht hatten. Die hasserfüllten Blicke, die sie uns zugeworfen hatten, ließen mich selbst nun noch etwas frösteln. Aber sie waren eingesperrt. Vielleicht bis sie starben. Und ich war sicher vor ihnen.

Meine Freundinnen waren völlig entgeistert, als ich ihnen die ganze Geschichte erzählt hatte. Nur Savannah fand wieder etwas, um die Stimmung zu lockern und deswegen liebte ich sie ja auch so. Sie konnte aus allem das Beste machen.

„Und jetzt hast du auch noch eine kleine Schwester", fügte Eliza zu. Sie selbst war ein Einzelkind und hatte sich immer Geschwister gewünscht. In ihrer Stimme lag etwas Neid, wenn ich mich nicht täuschte. „Hast du ein Glück."

„Naja, wenn du es als Glück bezeichnest, von einem Pädophilenring entführt zu werden...", nuschelte ich und stopfte mir eine Ladung Kartoffeln in den Mund. Im Gegensatz zu unserem üblichen Cafeteriaessen war es heute einigermaßen genießbar. Meine Blicke durchsuchten den Raum nach Miles, aber er war wohl noch nicht da. Er hatte sich auch nicht mehr gemeldet und ich war jetzt wieder die Dumme, die nicht einmal wusste, was wir überhaupt waren.

Das kleine Detail mit Miles hatte ich meinen Freundinnen jedoch verschwiegen. Auch Savannah. Es würde alles nur komplizierter machen.

Ich spielte mit dem Gedanken, was wäre, wenn er nun reinkäme und mich einfach küssen würde, aber so eine Aktion traute ich Miles nicht zu, auch wenn er mich in letzter Zeit öfters überrascht hatte.

„Und du hast jetzt sogar einen Hund", machte Tessa, eine weitere Freundin von mir, verträumt weiter. Im Gegensatz zu Eliza, war sie die jüngste von vier Kindern und hatte nie ein Haustier haben dürfen.

„Ja, er ist echt...niedlich." Ich hatte ihnen kein Bild von ihnen gezeigt, denn ich war mir sicher, dann würden sie ihre Meinung ändern. Mit einem Grinsen dachte ich daran, wie Mom heute rückwärts über ihn gefallen war und sich aufgeregt hatte, bis er ihr das Gesicht leckte und sie begann, ihn angeekelt wegzudrücken. Langsam gewöhnte sie sich wohl an ihn.

Tessas Freund Ethan gesellte sich zu uns und schon waren die beiden miteinander beschäftigt. Wenigstens würde sie jetzt keine Fragen mehr stellen. Und die anderen waren auch viel zu sehr damit beschäftigt, sie angeekelt anzugucken, als an mich und mein kleines Abenteuer zu denken.

„Na, wen haben wir denn da?" Savannah deutete in Richtung Tür und ich folgte ihrem Blick. Miles.

Und er war nicht alleine. An seiner Seite lief Chloe, dicht gefolgt von Dillon und der lieben Nora. Und kurz darauf hüpfte auch Chad hinterher, der uns kurz zuwinkte. Miles dagegen schien nicht interessiert, mich anzusehen. Oder wenn, dann unterdrückte er das ziemlich gut.

„Seit wann hängen die denn so öffentlich ab?", fragte Eliza und konzentrierte sich dann auf die Erbse, die ihr ständig von der Gabel fiel. Aggressiv stocherte sie auf ihrem Keller herum und machte dabei so laute Klirrgeräusche, dass die Leute von zwei Tischen Entfernung verwirrt zu uns sahen.

„Ich wusste nicht einmal, dass die sich kennen", gab Leslie, die gerade damit beschäftigt war, ihre Kartoffeln völlig in der Soße aufzuweichen, leise zu. Die anderen stimmten ihr zu.

„Zufälle gibt's." Eliza gab auf und nahm die Erbse mit ihren Fingern. Dann schnipste sie sie Tessa und Ethan auf den Schoß, die sofort erschrocken auseinanderfuhren und ihr böse Blicke zuwarfen. „Das sind doch alles die Meschen, die Josie und..." Ich warf ihr einen mahnenden Blick zu und sie verstummte mit einer entschuldigenden Geste.

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