Kapitel 8: Psychpathen

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Mein Kopf lag träge auf dem Tisch, während ich demotiviert Savannah und Miles zuhörte, die heftig darüber diskutieren, ob Miles einen Fehler gemacht hatte. Sie kamen auf keinen Punkt, brachten immer wieder dieselben Argumente, die am Ende nicht einmal mehr aufeinanderpassten.

Irgendwann wurde dieses Hin und Her auch Miles zu blöd und er wandte seinen Kopf einfach ab und blickte durch die Gegend. Savannah redete noch eine Weile auf ihn ein, was aber nichts brachte. Schließlich erhob sie sich wütend und verschwand mit lautem Geschimpfe, das zwar sowieso keine Wirkung auf ihn hatte, durch die Tür, die sie laut zuknallte.

Die Bibliothekarin unserer Schule sah uns erbost an. Miles zuckte nur mit den Schultern und sie wandte sich wieder zum Computer.

Miles seufzte laut. Dann stand er auf und ging zu einem der Regale, wo er sich schnell ein Buch angelte.

Psychopathen, einer steckt in jedem, bei diesem Titel rutschte mir ein kalter Schauer über den Rücken. Allein das Wort Psychopath war mir zuwider. Es klang so abartig, so gefährlich, so real.

„Lasst die Toten Tote sein", wiederholte er immer wieder den Satz der alten Hexe, während er im Buch herumblätterte und wohl selbst nicht wusste, was er denn genau suchte.

Ehe er etwas fand, setzte sich jemand neben ihr und er sah gestört auf. Ich hielt für einige Sekunden den Atem an.

Die Verbände an den Händen von Chloe Sanders waren so dick wie immer und als sie ihn mit einer dieser Hände vorsichtig zuwinkte, spürte ich einen kleinen Stich. Ich hatte nicht gewusst, dass die beiden Kontakt hatten.

„Miles, hey.", sagte sie laut und deutlich. Er nickte ihr freundlich zu, aber sein fragender Blick zeigte, dass er keine Ahnung hatte, warum sie hier bei uns war. Sie lächelte breit.

„Chloe. Hallo." Meine Stimme klang kalt. „Was willst du hier?"
Sie blickte zu mir und blinzelte mich mit ihren langen, falschen Wimpern an. „Sicher nichts von dir, Hayes." Ich schluckte, sagte aber nichts mehr.

Sie wandte sich wieder zu Miles. „Vergiss nicht. Heute um 3 bei mir. Du musst unbedingt kommen, ich hab letztes Mal so lange gewartet. Enttäusch mich nicht, ich weiß, du willst es auch, Miles." Ein Stich durchfuhr mein Herz.

Er sah kurz zu mir und ich konnte etwas Schuldbewusstes in seinem Blick sehen, dass ich mir jedoch nicht erklären konnte, dann blickte er zurück zu ihr und nickte leicht. „Ich werde da sein."

Zufrieden grinsend und ohne mir weitere Beachtung zu schenken, klopfte sie ihm auf den Rücken, erhob sich, wobei sie mit ihrem Oberköper leicht an seiner Schulter vorbeischrammte und verließ den Raum mit sicheren Schritten.

Ich fragte nicht. Es ging mich schließlich nichts an, was er in seiner Freizeit trieb. War mir ja eigentlich auch egal. Ich wollte nur Josie finden und dann würden wir nie wieder reden.

„Es ist ein halbes Jahr her." Seine Stimme schreckte mich hoch. Ich sah ihn verwirrt an. „Ihr Unfall." Er sprach das Wort sehr betont aus und ich spürte, wie mein Körper leicht begann, zu zittern. „Und dennoch trägt sie jeden Tag diese Verbände. Ich hab ihre Hände seitdem nicht mehr gesehen."

Ich krallte mir das Buch, das noch vor ihm lag. „Ja ja, eine Tragödie", murmelte ich nervös vor mich hin und blätterte energisch darin herum, als könnte ich darin eine Lösung für diese Situation finden. „Sie tut mir ja so leid."
„Nein." Ich biss mir auf die Lippe und sah schuldbewusst in seine Augen. „Tut sie dir nicht. Du bereust es nicht. Und das ist das Problem mit dir. Du denkst, du hättest..."

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