Kapitel 63: Marshmallow-weiße Wölkchen

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Ein lauter Schrei brachte mich dazu, meine bisher zusammengekniffenen Augen wieder zu öffnen und zu beobachten, wie ein Junge zwischen uns landete und sich augenblicklich gegen Kevin drückte, der verdutzt nach hinten fiel und die Schaufel mitriss.

„Miles!", schrie ich, während er den Rücken zu mir gedreht hatte und fiel ihm um den Hals, weshalb er sich wohl ziemlich erschreckte, sich dann aber zu mir drehte.

Seine grauen Augen funkelten selbst in dieser dunklen Nacht heller als alle Sterne des Himmels zusammen. „Du bist hier", wisperte ich und sah ihn dankbar an, dann fiel ich ihm um den Hals, küsste ihn mehrmals auf beide Wangen und ließ dann langsam von ihm ab.

Er lächelte leicht errötet. „Ich hab doch gesagt, ich beschütze dich." Seine Stimme klang so warm und sicher, dass ich mich sofort geborgen fühlte.

Aber dann wurde mir einiges klar. Mein Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig, als ich mich an die vorherigen Ereignisse erinnerte. „Und wo warst du, als sie mich vergiften wollten?" Er hatte gelogen.

Er zögerte. Klar, davon hatte er bis jetzt nicht einmal was gewusst, nahm ich an. Da war er zu sehr mit seiner Süßen beschäftigt gewesen.

„Ich war bei Marica. Ich habe sie heimgebracht, damit ihr nichts geschieht." Er wirkte beschämt und dennoch glaubte ich ihm nicht ganz, dass es ihm wirklich leidtat.

„Klar." Ich drehte mich von ihm weg. „Die ist ja auch wichtiger." Dann fiel mir ein, dass er es nicht hören konnte, drehte meinen Kopf zu ihm und wiederholte meine Worte langsam und mit bitterbösen Blick, bevor ich mich wieder dramatisch abwandte.

„Alicia, vielleicht ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt..." Bevor er den Satz beendte, ächzte er laut auf und ich hörte ein lautes Poltern.

Kevin hatte sich erbost auf ihn geworfen und rang ihn nun zu Boden. Miles drückte sich gegen ihn, aber war ihm momentan deutlich unterlegen. Seine Arme, die ihn bis jetzt etwas angehoben hatte, begann stark zu schlottern und fielen dann mit Kevins Händen zu Boden, wo Kevin ihn festdrückte.

Ich schrie laut auf, rannte zu ihnen, so schnell und elegant es mir mein Bein erlaubte, und schlug wild auf Kevin ein. „Spinnst du? Geh runter von ihm! Wir hatten gerade einen wichtigen Streit!"

Kevin reagierte gar nicht, als würde er meine Schläge überhaupt nicht wahrnehmen, und begann damit, seine Hände auf Miles Hals zu drücken, welcher begann, panisch zu röcheln und sich wie ein Würmchen im Dreck zu winden. Seine Hände versuchten, Kevin irgendwie von sich herunterzudrücken, aber das klappte nicht. Danach versuchte er wild aufschnaufend, Kevins Hände von seinem Hals zu bekommen, aber sie waren wie festgenagelt darauf und bewegten sich kein Stück. Miles lag da, gefangen und schnappte wild nach Luft. Da war er also, mein Prinz im weißen Anzug. Natürlich. Er hatte Ähnlichkeit mit eine Koi, der an die Wasseroberfläche kommt und komische Grimassen macht.

Ich schnappte mir die Schaufel, die unbeachtet neben ihnen auf dem Boden dahinvegetierte. „Kevin! Jetzt lass das mal! Ich weiß, du bist ein dummer Psychopath, aber das ist mir echt wichtig!" Als er immer noch nicht auf mich reagierte, schlug ich ihm die Schaufel so fest ich mit einer Hand konnte auf den Kopf. Nun ließ er von Miles ab, der halb benommen auf dem Boden liegen blieb, und wandte sich mit hasserfüllten Augen mir zu.

Er hatte es nicht schwer, mir die Schaufel zu entreißen und da ich, wie ein dummes Mädchen in einem Horrorfilm, auch noch stolperte und rückwärts auf meinen Hintern fiel, stellte ich das perfekte, wehrlose Opfer dar, das er so sehr brauchte. Er schnaubte auf und wirbelte die Schaufel gefährlich nahe an meinem Gesicht vorbei.

Binnen weniger Sekunden befand sich jedoch Miles wieder auf seinem Rücken und brachte ihn dazu, mit dem Kopf gegen die Wand zu stoßen, rückwärts zu taumeln und Miles mit dem Rücken gegen die Wand prallen zu lassen, welcher gequält aufschrie.

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