Kapitel 42: Gedankenspiele

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„Du musst damit echt aufhören", knurrte Miles, nachdem ich mich mal wieder in sein Zimmer geschlichen und ihn von Hinten angetippt hatte. „Warum lässt meine Oma dich auch jedes Mal herein?"
Ich dachte daran, wie seine Großmutter uns mal bei Dingen erwischt hatte, die sie eigentlich nichts angingen und spürte, wie mein Gesicht eine rötliche Farbe annahm. „Ich bin eben sehr sympathisch", brachte ich mehr oder weniger charmant heraus.

Seufzend stand er auf, ging an mir vorbei und ließ sich rückwärts auf sein Bett plumpsen. „Was gibt's?"

Ich setzte mich auf sein Bett und drehte mich so, dass er mich genau sehen und lesen konnte. „Du hast doch gesagt, ich solle nichts alleine unternehmen. Erinnerst du dich?"

„Dunkel." Er zwinkerte mir zu und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. „Und in was für eine Gefahr willst du dich jetzt wieder stürzen? Und was hast du mit Kevin Belram am Laufen?" Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte ich, Eifersucht aus seiner Stimme herauszuhören, beschloss dann aber, mich nicht darauf zu fixieren. Es war bestimmt nur Einbildung.

Ich schnappte mir ein Kissen und drückte es gegen mich. „Ich habe gar nichts mit ihm am Laufen. Wir sind...irgendwie Partner, aber das ist schwierig zu erklären." Ungläubig zog er die Augenbrauen hoch, schwieg jedoch. „Hast du heute Abend was vor?"

„Nein, eigentlich nicht. Aber du fragst mich hier sicher nicht nach einem Date." Würde ich gerne.

Ich schüttelte lachend den Kopf. „Nein. Aber ich denke, du hast sicher Lust, mit mir den Abend vor Josies Haus zu verbringen?" Fragend sah er mich an. „Und warten bis ihr Stiefvater das Haus verlässt..." Meine Stimme wurde immer leiser, obwohl das auf ihn ja gar keinen Effekt hatte. „Und dann einbrechen..." Man, ich musste mich echt doof anhören.

Mit einem Satz war er aufgesprungen und sah mich vollkommen perplex an. „Hast du Fieber?" Er hielt seine Hand gegen meine Stirn und ich errötete erneut.

„Nein!" Sanft strich ich seine Hand von mir. „Wir müssen uns den Ausweis, den Reisepass und die Kontokarte von Diane Baxter schnappen, damit sie verschwinden kann."

Er verstand schnell, als er kurz über die Familienverhältnisse nachdachte. „Ach so. Okay." Mehr sagte er nicht.

„Und wir könnten versuchen, ein paar Hinweise auf Josies Vater zu finden...Vielleicht hat ihr Verschwinden ja doch was mit ihm zu tun."

„Das ist Selbstmord, wenn der Typ uns erwischt, das weißt du?" Mein Herz begann, stark zu klopfen, als er uns sagte. Miles und ich. Wir beide. Zusammen.

Ich nickte nur und hoffte, dass Taube nicht in der Lage waren, Gedanken zu lesen, denn ich war echt peinlich. „Also dann sehen wir uns heute Abend?", zwinkerte ich ihm zu und wollte gerade aufstehen, um zu gehen, als er mich aufhielt und sich neben mich setzte.

Unsere Augen und unsere Münder waren auf einer Höhe, was mich stark verunsicherte. Schüchtern sah ich weg, blickte dann aber nur die Wand an, die vollgepackt von Informationen über die Knallgasreaktion war und entschied mich dann, ihn doch lieber anzugucken.

„Ich habe versucht, herauszufinden, was so besonders an Elijah ist, aber ehrlich gesagt..." Er dachte kurz nach. „Ich weiß nicht. Er sitzt bei uns dabei, ist aber zu schüchtern um zu reden. In die Pläne mischt er sich nicht ein. Manchmal wirkte er, als wüsste er gar nicht, was er hier macht." Er kratzte sich am Kinn, wo ich kleine Bartstoppeln entdeckte. „Er...ist seltsam. Ich habe ihn gefragt, ob er ein Problem mit Josie hatte und da hat er mich nur perplex angesehen, als wüsste er gar nicht, wer sie ist."

„Der Arme sucht bestimmt nur Freunde." Das klang abfälliger, als ich es im Kopf geplant hatte. Und wieder erinnerte ich, dass Miles das komplett egal war. Ich könnte singen und er würde immer noch denken, ich würde normal mit ihm sprechen. Bei diesem Gedanken musste ich irgendwie leicht lachen.

„Vielleicht", nuschelte Miles. „Ich hab das Gefühl, da ist noch was anderes. Da ist irgendein Mädchen, das er toll findet. Und du scheinst ihm dabei im Weg zu stehen, so reden ihm es die anderen zumindest ein."

Ein Mädchen? Und ich stand im Weg? Na, das konnte ja noch etwas werden. Auf jeden Fall wollte ich wissen, was für eine Besonderheit der Kerl hatte.



Die Schaukeln knarrten, sodass man Angst haben musste, sie würden unter unserem Gewicht bald nachgeben und wir würden einen preisgekrönten Abgang zum Boden machen. Aber sie hielten stand. Zumindest bis jetzt.

„Sie fehlt mir immer noch", nuschelte Chad traurig vor sich hin und bremste sich mit seinen langen Beinen etwas aus. „So sehr."

Ich nickte vor mich hin. „Wir finden sie noch. Vertrau mir." Obwohl ich mir momentan selbst nicht ganz vertraute. Vor uns zog Damon neugierig seine Runden um den Spielplatz und beschnupperte jede Ecke.

„Kann er sich Spuren merken?", fragte Chad, während er Damon mit seinen Blicken verfolgte. „Das wäre verdammt praktisch."
Ich zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht. Versuchen könnte man es ja, aber ihn mit in die Schule bringen...?"

Er zuckte mit den Schultern. „Also wenn Leute wie Chloe erlaubt sind, dann können sie Damon nicht rauswerfen", meinte er und brachte mich damit zum Lachen.

„Ich weiß nicht, wie das Kommando gehen soll. Ich könnte mal ins Gefängnis und fragen...", dachte ich laut nach, bezweifelte aber, dass Hub und Simon mir irgendetwas verraten würden. Oder überhaupt mit mir reden, schließlich war ich der Grund, warum sie erwischt worden waren.

„War ja nur so ein Gedanke", erwiderte Chad, nahm Anlauf und segelte mit der Schaukel wieder in die Luft. „Beths Party."

„Gehst du hin?"

„Ich bin mir nicht sicher. Aber, wenn die Party bei ihr ist, dann könnten wir uns etwas umsehen, wenn du verstehst." Ich verstand.

„Glaubst du, sie hat irgendwelche Baghoo-Hinweise bei sich?"

Er zuckte nur mit den Achseln. „Keine Ahnung, aber irgendwo müssen wir ja schließlich mit der Suche beginnen."
Da hatte er auch wieder Recht. Nachdenklich schubste ich mich selbst an. „Gut. Aber ich hab dort noch was anderes zu tun. Mit einer Freundin."
Fragend sah er mich an, doch ich würde nichts sagen, das würde die Überraschung des Jahres werden.

Zumindest für einen der Gäste.


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