Kapitel 58: Friedhof der Kuscheltiere

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Es war kein sonderlich schönes Gefühl mit Chloe und Nora, die eine Waffe hatten, im Rücken einen dunklen, unbekannten Kellergang entlangzulaufen und an den einzelnen Türen zu lauschen, ob darin irgendwelche Geräusche zu vernehmen waren. Jedoch wollte ich mich davon nicht abschrecken lassen.

Ich musste diese Leute finden. Allein schon, um zu wissen, ob sie mit Josies Verschwinden etwas zu tun hatten. Oder auch nur Daniels Tod zu rächen und mich endlich erleichterter zu fühlen.

Um mich von dem Gedanken, jeden Moment erschossen werden zu können, abzulenken, dachte ich an das einzige Thema, dass mich neben den Baghoo-Typen heute noch beschäftigte, auch wenn ich wusste, dass es mir nicht gut tun würde.

Miles.

Er hatte versprochen, mich immer zu beschützen und da zu sein, wenn ich ihn bräuchte. Das hatte er hoch und heilig. Und trotz alledem war er nicht da gewesen, als ich fast erschossen worden war. Nein, es war Chad, der mich hatte beschützen wollen, nicht er. Er war weit und breit nicht zu sehen. Weder befand er sich unter den Schlafenden, noch geisterte er im Haus herum. Wahrscheinlich lag er mit dieser dämlichen Kuh im Bett und amüsierte sich.

Eine Weile biss ich mir ärgerlich auf die Lippe, bis mir ein anderer Gedanke in den Kopf kam. Ein Gedanke, der schlimmer war, als ihn mit ihr im Bett zu sehen.

Was, wenn er mit diesen Typen unter einer Decke steckte? Wenn er alles nur gespielt hatte, um mich in eine Falle zu locken? Wenn er mich heute Nacht töten würde?

Ich würde wahrscheinlich noch heulend und bettelnd sterben, was mir einen Stich gab. Warum mussten Gefühle so scheiße sein?

„Was genau suchen wir jetzt eigentlich?" Chloes Stimme klang nicht provokant, aber sie hatte eine gewisse Schärfe. „Meint ihr nicht, wenn hier jemand wäre, hätte er uns längst überfallen? Das ist doch unlogisch, hier zu suchen. Oben sind die ganzen möglichen Opfer. Also neben uns drei."

„Vielleicht wartet er/sie/es einfach auf den richtigen Zeitpunkt herauszuspringen...", lachte Nora und spielte mit der Waffe in ihrer Hand herum. „Wie in Scream oder Halloween."

„Ich glaube nicht, dass Michael Myers darauf gewartet hätte, bis seine Opfer so vorbereitet wie möglich waren", wandte ich ein.

Chloe verdrehte die Augen und schubste eine der Türen auf. Prompt betrat sie das Zimmer und für einen Moment, als wir sie nicht mehr sahen, blieben Nora und ich beide steif und angespannt stehen und starrten die offene Tür an.

„Also hier stehen nur Kartons...", ertönte ihre laute Stimme von drinnen und ich atmete auf. Noch lebten wir also alle noch. Fragte sich nur, wie lange, wenn Chloe weiterhin alles im Alleingang erledigte, was sie machen konnte.

Nach einem kurzen Blickwechsel mit Nora betrat auch ich den Raum und sie folgte mir leise hinein. Es waren nicht viele Kartons, nur einige in verschiedenen Größen im Raum verteilt. Gekennzeichnet mit unerkenntlichen Beschriftungen und vollkommen verstaubt standen sie herum und versperrten einem andauernd den Weg.

Ich öffnete leicht einen und schreckte zurück, als mir eine fette Spinne entgegengekrabbelt kam. „Eww...", schnaubte ich verächtlich auf und schubste den Karton weg von mir. „Wie alt ist das hier bitte?"

„Sehr alt. Hier sind schwarz- weiß Fotos." Chloe hielt einen Stapel zerfletterter, alter Fotos in der Hand und ging diese interessiert durch. „Georgs Kommunion...Das Datum kann ich gar nicht mehr entziffern...19...irgendetwas..."

Ich fand einen größeren Karton, welcher gefüllt mit verschiedenen Spielsachen war, die seltsam unbenutzt wirkten. Sie waren zwar alt, aber nicht kaputt oder vom Spielen schmutzig. Wenn man den Staub wegpustete, wirkten sie vollkommen neu.

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