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Stumm und in Gedanken versunken schaute ich in den Himmel.
Mittlerweile flossen keine Tränen mehr über mein Gesicht und ich schluchzte auch nicht mehr.

Ich fühlte nur noch Schmerz.
Es schmerzte zu sehr, dass ich jetzt wusste, wie die Situation wirklich aussah.

Ich liebte Taehyung, Taehyung liebte mich nicht, weil er nur den besten Freund in mir sah.
Abgesehen davon würde Jimin mir eh zuvor kommen.
Jimin wollte nur Sex mit Taehyung.
Und ich, ich liebte ihn wie niemand anderen.

Er war der wundervollste, liebevollste, wunderschönste und fröhlichste Mensch, der mir je begegnet war und ich hatte ihn verloren, ohne dass er es selbst wusste.

Scheiß Liebe.

Wie konnte ich eigentlich zuvor noch Hoffnung gehabt haben?
Warum war mir nicht direkt klar geworden, dass ich nie eine Chance hätte?
Warum musste Jimin es mir jetzt, genau jetzt, unter die Nase reiben, dass ich bald nur noch mehr verletzt werden würde?
Nicht eine einzige Antwort fand ich.

Ich atmete die frische Luft tief ein und aus, worauf ich mich etwas aufrichtete und mein Handy aus der Jackentasche nahm.

Nachdem ich sah, dass es mittlerweile 22:30 Uhr war, stand ich mühsam auf und steckte meine Hände in die Jackentaschen.

Meine Mutter musste sich wohl auch wieder sorgen machen.

Mit jedem Schritt hörte ich in der Ruhe die Kieselsteine auf dem Weg knirschen, und verließ letztendlich den Park.

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Vor der Haustür stehend seufzte ich kurz, um mich auf eine Diskussion mit meiner Mutter vorzubereiten und steckte den Schlüssel ins Schloss.
Nachdem ich durch den Flur gegangen war und mich über die Stille wunderte, entdeckte ich einen Zettel auf dem Esstisch.

'Ich gehe noch eine alte Freundin besuchen, bleib nicht zu lange wach!

Saranghae.'

Glück gehabt.
Ich legte den Zettel zurück auf den Tisch und ging im langsamen Tempo die Treppe hoch, worauf ich in meinem Zimmer verschwand.

Nachdem ich mich auf mein Bett fallen gelassen hatte, ließ ich mir die letzten Stunden nochmal durch den Kopf gehen, was mir erneut Tränen in die Augen trieb.

Mich beruhigend atmete ich aus und schloss die Augen.

Stark bleiben.

Ich musste schlafen.
Ich musste es wenigstens versuchen.

Mit diesen Gedanken stürzte ich mich förmlich in eine schlaflose Nacht voller Tränen und Gedanken.

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Wie auf Kommando schaltete ich den Wecker, sobald er klingelte, aus.
Langsam setzte ich mich auf und gähnte zum ersten Mal.
Ich hatte die ganze Nacht wach gelegen und mir immer wieder die selben Frage gestellt.

Warum?
Warum grade ich?

Mir die schon brennenden Augen reibend stand ich auf und machte mich wie jeden Morgen fertig.

Meine Mutter wunderte sich über meine Pünktlichkeit, jedoch fragte sie nicht weiter nach und gab mir wie gewohnt mein Essen, sodass ich relativ schnell und früh aus dem Haus verschwunden war.

An der Bushaltestelle angekommen, holte ich mein Handy raus, um zu sehen ob mir jemand geschrieben haben könnte.

Keine Nachrichten.
Weder von Jimin, noch von Taehyung.

Taehyung.

In Gedanken versunken starrte ich ins Leere, bis mich plötzlich eine winkende Hand vor den Augen zurück in die Realtität holte.

Erschrocken zuckte ich auf und drehte mich zur Seite, von der die Hand kam und sah Taehyung breit grinsend vor mir stehen.

Mit einem Schlag pochte mein Herz wie wild.
Mein geschockter Gesichtsausdruck blieb weiterhin, weil ich nun noch geschockter war, Taehyung zu sehen.

Ich hatte so viel nachgedacht und mich nicht einmal gefragt, wie ich mich Taehyung gegenüber verhalten sollte.

"H-Hey" stotterte ich leise und senkte meinen Blick zu Boden.

"Mian, Jeongguk. Aber du solltest besser nicht an ihm hängen. Besser, wenn du einfach versuchst, deine Liebe zu ihm zu beenden.
Sonst tust du dir nur noch mehr weh damit."

Sollte ich mich besser von ihm fern halten?
Konnte ich das denn überhaupt?

"Annyeong! Ist alles okay, Kookie? Ist was passiert?" fragte er mich etwas verwundert.

Wenn du wüsstest.

"A-ani, alles gut" sprach ich mit immer noch gesenktem Blick und lächelte krampfhaft.

Ich wusste, dass er skeptisch war.
Ich wusste, dass er mir nicht sofort glauben würde.

"Wie du meinst" entgegnete er langsam und nachdenklich.

Vielleicht wäre es wirklich nur noch die einzige Lösung, mich von Taehyung fernzuhalten.

Jimin hatte Recht, ich würde mir so nur noch selbst weh tun.

Die Tränen zurück haltend hatte ich meinen Blick immer noch starr auf den Boden gerichtet.

"Kookie, ich merk doch dass was ist.
Du siehst aus als hättest du die ganze Nacht nicht geschlafen und so niedergeschlagen kenne i-" - "Der Bus ist da!" mied ich seine Frage und stand blitzschnell auf.
Taehyung starrte mir verdutzt hinter her und stieg dann nach mir in den Bus.

Das konnte ja ein Tag werden.

why? - vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt