- Taehyung POV. -
"Jeongguk, bitte"
Stumm setzte er seinen Weg zur Bushaltestelle fort und ich seufzte verzweifelt auf.
"Jeongguk, rede mit mir! Das kann doch grad' nicht dein Ernst sein!"
Ich sah, dass er sich selbst anstrengte, um nicht nachzugeben.
Leicht genervt, da er mir nicht einmal eine einzige Antwort an diesem Morgen gegeben hatte, packte ich ihn am Arm und zog ihn nach hinten, sodass er gezwungen war, mich anzusehen."Was willst du?!" zischte er und sah mir mit einem stechenden und doch gleichzeitig verletzten Blick in die Augen, der mich etwas aus der Bahn warf.
Mit einem Mal war ich durch einen einzigen Blick von ihm wieder komplett aufgelöst, da mir durch Jeongguk's Reaktion noch einmal klar wurde, dass er sich ja von mir getrennt hatte und ich ihn deshalb aufgehalten hatte."Taehyung" Ich schüttelte kaum merklich den Kopf und blickte ihn voller Leere an.
"Was ist?" sprach er beinahe schon kalt aus, was mir eine unangenehme Gänsehaut bescherte."Das gestern-.. D-Das kann doch nicht alles gewesen sein, was du mir da gesagt hast!" flüsterte ich, worauf er, meinen Blick meidend, zu Boden sah.
"Ich weiß, dass du mich liebst.. Ich weiß es" brachte ich kleinlaut heraus und biss mir auf die Lippe, wobei ich bemerkte, dass dieser Satz sich verdammt dünn, unglaubwürdig und schwach anhörte.War ich mir wirklich noch so sicher, dass Jeongguk mich liebte?
Dass er keinen anderen Typen kennengelernt hatte?
Dass irgendwas hier nicht stimmte?Eine relativ lange Stille kehrte ein, die mir mehr als unangenehm war.
Wie konnte eine Situation sich nur so schnell verändern?"I-ich.. Ich hab alles gesagt, w-was ich sagen konnte, Taehyung," gab er knapp von sich, "es ist aus."
Neue Tränen bildeten sich in meinen Augen, wie schon die komplette letzte Nacht über, während ich begann, den Kopf zu schütteln."J-Jeongguk, n-nein, ich weiß es, d-du liebst mich doch" sprach ich, "Du-Du hast es mir an dem Tag noch gesagt! Du hast es ernst g-gemeint! Lüg mich nicht an, ich habe immer wieder auf's Neue gemerkt, dass du mich so sehr liebst, wie ich dich liebe!" fuhr ich fort und wurde immer nervöser, während die Angst, dass er mich vielleicht wirklich verlassen würde, immer größer wurde, worauf er nur leicht den Kopf schüttelte, dabei immer noch den Blick starr auf den Boden gerichtet hatte und sich ohne ein weiteres Wort aus meinem Griff riss, um seinen Weg fortzusetzen.
Benommen blieb ich am selben Fleck stehen und starrte ihm fassungslos hinterher, mit bebender Brust, zitternden Händen.
Ich hielt es nicht aus.
Es war nicht einmal ein ganzer Tag vergangen und ich hielt es nicht aus.Ich hielt es nicht aus, dass er sich getrennt hatte und so einen absurden Grund dafür hatte.
Dass ich trotzdem immer mehr anfing, diesen Grund zu glauben, weil ich mich nach diesen drei Wörtern nur noch schwach fühlte.
"Es ist aus."
Ich konnte ihn nicht mehr umarmen, ihn küssen, ihn durchknuddeln bis er sich lachend in meinen Pullover kuschelte und schließlich einschlief.
Ich konnte ihn nicht mehr 'mein' nennen, 'meinen festen Freund'.Das alles von einer Sekunde auf die andere.
War ich Jeongguk vielleicht wirklich nicht gut genug?
Hatte der Junge, den er kennengelernt hatte, etwas, das ich nicht hatte?
Hatte ich wirklich zu spät realisiert, dass ich Gefühle für Jeongguk hatte?
War es meine Schuld, dass er sich letztendlich von mir getrennt hatte?Wessen Schuld auch sonst, ich hatte ihn monatelang verletzt, da ich ihm - meinem damals noch besten Freund, nicht mehr vertraut hatte und mich gegen ihn gestellt hatte, dem ich versprochen hatte, dass ich für immer für ihn da sein würde, während er die ganze Zeit über in mich verliebt war.
Dass er nun behauptete, dass er Gefühle für jemand anderen entwickelt hatte, war dann schon - wenn auch nur ein bisschen - verständlich."Taehyung? Alles okay?" wurde ich aus den deprimierenden Gedanken gerissen und sah mich verwirrt um, bis ich ein leicht besorgt schauendes Mädchen vor mir entdeckte, das ebenfalls auf meine Schule ging.
"H-hm?" - "Der Bus ist da, du hättest ihn fast wegfahren lassen" wies sie mich freundlich auf meine Abwesenheit hin, lächelte mich kurz an und stieg dann in den Bus.
Super, Taehyung.
Die Schule hatte nicht einmal angefangen und du warst schon komplett bei der Sache."Aish" murmelte ich und begab mich ebenfalls schnell in den Bus.
Mein Blick fiel durch die unzähligen Gesichter der Schüler, die ihren Blick auf ihr Handy gerichtet hatten, bis ich plötzlich bei einem Gesicht stehen blieb, das mich ebenfalls musterte.
Scheinbar gedankenverloren sah Jeongguk mich an, wobei sein Blick alles andere als "es ist aus" sagte, das stand für mich fest.Für diese paar Sekunden lag eine gewisse Hilflosigkeit in seinen Augen.
Was konnte nur passiert sein?
Was brachte ihn dazu, unsere Beziehung zu beenden, wenn er es nicht einmal wollen würde?----------------------------------------------
- Jeongguk POV. -
Als ich nach einer Zeit, in der ich Taehyung durchgehend in die Augen sah, bemerkte, was ich hier eigentlich tat, zuckte ich kurz zusammen und wand meinen Blick schnell von ihm ab.
Sich zu benehmen, als hätte ich keine Gefühle mehr für den Menschen, den ich über alles liebte, schien gefühlte eintausend mal schlimmer als ich es mir vorgestellt hatte.
Es brach mir das Herz, zu sehen, wie verletzt Taehyung von meinen gestrigen Worten schien, da er mit jedem einzelnen Satz, den er mir gerade genannt hatte, verdammt Recht hatte.Ich liebte ihn.
Ich liebte ihn so sehr.
Und ich hatte nie damit aufgehört.Wie gerne ich mich nun durch die stickige Menschenmenge, die den Bus komplett füllte, gekämpft hätte und Taehyung schluchzend in seine Arme gefallen wäre, ihm alles erzählt hätte.
Doch ich wusste, was es für Konsequenzen für mich, für uns beide, trug, wenn ich ihm die Wahrheit sagen würde.Es tut mir so leid, Tae.
Ich will das alles doch gar nicht.
Ich musste mich von dir trennen, einfach damit wir geschützt sind, vor Chan Woo.
Das letzte, was ich möchte, ist, dass er dir wehtut.
Du hast keinen Schmerz verdient.
Du musst glücklich sein.
Nimm's mir nicht böse, ich tue es für uns.
Ich liebe dich.
Das habe ich.
Das tue ich.
Das werde ich.
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why? - vkook
FanfictionJeongguk, ein schüchterner und einsamer Schüler, lernt eines Tages durch Zufall Taehyung kennen, ein freundlicher und hilfsbereiter Junge. Alles könnte so einfach sein, wäre da nicht die Liebe. { started 14.07.2016; finished 22.04.2017 }