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- Taehyung POV. -

Todmüde betrat ich den noch fast leeren Flur der Schule und gähnte.

Mein Kopf war wie leer gefegt.
Mein Gesicht nicht mehr mit Tränen überströmt.

Ich hasste mich.
Ich hasste mich, weil ich Jeongguk nicht von Anfang an vertraut hatte und stattdessen Jimin's Lügen geglaubt hatte.
Ich hasste mich, weil ich Jeongguk angeschrien hatte.
Weil ich ihn so oft verletzt hatte und es nie gesehen hatte, weil ich blind war.
Weil ich anstatt ihn zu beschützen und in den Arm zunehmen, lieber mit Jimin auf der Couch saß.
Weil ich anstatt mit ihm über alles zu sprechen, lieber Jimin geküsst hatte.

Ich wusste nicht, wie es noch weiter gehen sollte.
Ich wollte Jeongguk nicht verlieren.
Er war für mich die wichtigste Person in meinem Leben.
Ich brauchte ihn.
Ich konnte doch nicht einfach das Handtuch schmeißen und ihn gehen lassen.
Mich von ihm distanzieren.
Für immer.

Wie sah jedoch eine Zukunft für unsere Freundschaft aus?
Er war schließlich in mich verliebt.

Mein Herz zog sich bei dem Gedanken förmlich zusammen und ich stolperte benommen zur Seite.

Wie sollte eine Freundschaft zwischen uns funktionieren, wenn der eine den anderen liebte?
Ich konnte mir keine Beziehung mit Jeongguk vorstellen.
Es ging einfach nicht.
Diese Vorstellung wollte nicht in meinen Kopf gehen.
Als könnte ich ihn nur als Freund wahr nehmen.
Wenn es auf einseitiger Liebe beruhte, dann war es das für uns.

"Du brauchst mich doch nicht Mal, Taehyung! Denkst du, ich kann jetzt einfach wieder auf glücklich und toll tun, wenn du eh nicht mit meinen Gefühlen umgehen kannst?!"

Auch wenn er wusste, dass ich ohne ihn nicht konnte.
Zu wissen, dass er der einzige war, der Liebe für den anderen empfand, würde alles zerstören.
Und das wollte ich Jeongguk nicht antun.
Das konnte ich ihm nicht antun.
Ich wollte ihn nicht nur noch mehr verletzen, als er es jetzt schon wurde.

Egal, wie sehr ich ihn vermisste.
Egal, wie sehr ich ihn umarmen wollte.
Egal, wie sehr ich wieder mit ihm Lachen wollte.

Es würde besser für uns sein, den Kontakt abzubrechen.
Und das wurde mir von Sekunde zu Sekunde klarer.

Entkräftet lehnte ich mich an der Wand an und schloss die Augen.

Stille.

Es hatte alles so harmlos angefangen.
So zufällig.

"Ach ja - ich bin übrigens Taehyung. Kim Taehyung! Du kannst mich aber auch Tae oder Taetae nennen" - "Ich.. Ich bin Jeongguk. Jeon Jeongguk. Du.. Kannst mich aber auch Jeongguk nennen"

Ich lächelte schwach.

"Das klingt jetzt zwar dämlich und kindisch, aber wollen wir Freunde sein?" -
"Sehr gerne"

"Wer bist du denn?!" -
"Ich bin mit Jeongguk befreundet, mehr musst du über mich nicht wissen. Jetzt lass ihn in Ruhe!"

"Wirklich, ich bin dir unendlich dankbar. Sowas hat noch nie jemand für mich gemacht. Du bist ziemlich besonders."

Die Monate mit Jeongguk waren wirklich schön.
Nie hätte ich je gedacht, so einen wundervollen Menschen an einer neuen Schule kennenzulernen.
Ich hatte ihn so unfassbar lieb gewonnen.

Nie wieder sollte er so verletzt aussehen.
Nie wieder sollte er weinen.
Nie wieder sollte er solche Schmerzen haben.

Und deshalb musste ich einsehen, dass unsere Freundschaft keinen Sinn mehr hatte.

why? - vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt