4. Kapitel ✅

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Die nächsten paar Tage vergingen für mich wie im Flug. Es war, als wäre ein Schleier zwischen mir und der Außenwelt. Ich nahm zwar viele Dinge wahr, aber die meisten Dinge kümmerten mich nicht wirklich. Zum Beispiel, dass Chase eine neue Freundin hat. Soweit ich weiß, heißt sie Stephanie. Toller Name.

Aber was mir nicht entging, war zum Beispiel, dass Dan und Alina mit ihren Eltern in den Sommerferien in den Urlaub mit ihren Familien an den Strand.

Oder, dass es eine Talentshow hier in unserer Stadt geben wird. In den Ferien.

Zuerst war ich total begeistert, doch dann wurde mir klar, dass ich mich nicht anmelden darf, weil ich ja in diesem blöden Camp bin. Ich habe meinen Vater indirekt darauf hingewiesen, und er meinte, ich könnte mich dort anmelden und den einen Tag nicht im Camp verbringen.

Auch wenn ich nicht gerne in das Camp ginge, freute ich mich.

Zwei Tage danach übernachtete ich bei Alina. Sie hatte eine reizende Familie: zwei kleine Schwestern, eine war sieben und hieß Wendy, die andere vier und hieß Jamie, einen größeren Bruder, er war 18 und hieß Tyler, und ihre Mum, ich durfte sie Clarisse nennen, und ihren Dad, Mr. Baker.

Ihre Mum kochte sogar für uns alle. Es gab Gemüselasagne, die wirklich besonders gut schmeckte.

***

Am nächsten Tag mussten wir nicht in die Schule, weil es Samstag war, aber ich musste am Nachmittag zum Klavierunterricht.

Der Unterricht war wie immer, bis auf das Klavierspielen, blöd.  Alle haben mich malwieder wie Dreck behandelt.

Und so verging eine weitere Woche. Die Sommerferien, und somit auch das Camp, rückten immer näher. Ich hatte mich jedoch schon langsam an den Gedanken gewöhnt, in ein Camp zu gehen. Immerhin konnte ich da neue Freunde kennenlernen. Auch wenn es ein Camp für Problemkinder ist.  Also dürften sich meine Eltern gar nicht wundern, wenn meine neuen Freunde drogensüchtig sein werden oder so ein Kram.

Doch meine Vorfreude wurden von den Recherchen, die Dan für mich unternommen hatte, gedämpft.

»WAS?!«, fragte ich geschockt.

»Dieses Camp ist eigentlich ein Knabeninternat, aber seit diesen Sommerferien lassen sie auch Mädchen rein. Jedoch haben sich nicht sehr viele angemeldet. Du bist, mit einem Mädchen namens Amber Perry, allein zwischen den ganzen Jungs."

»Du willst mich doch verarschen!? Bitte sag, dass du mich verarschst!«

Er sah mich mitleidig an. »Tut mir leid, Meggie.«

Ich stieß einen unterdrückten Schluchzer aus und schmiegte mich an Dans warme Schulter. Er tätschelte mir zögerlich auf den Rücken. Und dann klingelte die Schulglocke.

Ich seufzte. Mathematik.

Der Tag war schnell um. Da wir in der Schule keinen Stoff mehr machten, verging die ganze Woche ziemlich schnell.

Am Montag der letzten Woche, versuchte ich meine Eltern nochmal davon zu überzeugen, mich doch nicht in dieses blöde Camp zu schicken. Vergebens.

»Aber Mutter, ich bin dort fast das einzige Mädchen! Dort werde ich doch wie ein Außenseiter behandelt! Versteh das doch!«

»Ja Meghan, ich verstehe dich, aber du bist selber schuld! Hättest du besser in der Schule aufgepasst und wenn wir dich nicht so oft - mitten in der Nacht - betrunken von der Polizei abholen mussten, dann würde ich mir es vielleicht noch anders überlegen.«

Okay, ich hatte keine Chance. Ich musste es mir eingestehen. Es war zwecklos.

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