7. Kapitel ✅

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Luke konnte sich genauso wenig an diese Nacht erinnern, wie ich es tat. Zum Glück.

Also gingen wir davon aus, dass nichts gewesen ist. Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass ich am Abend nicht nachhause gekommen bin. Als ich also wieder zuhause war, drehten meine Eltern - vor allem meine Mum - total durch.

»Du kannst doch nicht einfach eine ganze Nacht wegbleiben!«, regte sich meine Mutter auf.

»Deine Mutter hat Recht«, beteiligte sich mein Vater.

Ich verdrehte nur die Augen, schnappte mir meine Kaffeetasse und verschwand in meinem Zimmer. Dabei warf ich einen Blick auf den Kalender. Mist! Schon Samstag. Am Montag brachten mich meine Eltern in das Camp.
Und ich musste noch meinen Koffer packen. Also holte ich meinen Koffer raus und fing an zu packen.

Als ich fast fertig war, klingelte mein Handy.

Luke.

»Hallo?«, meldete ich mich.

»Äh.. Hey, stör ich?«, fragte er.

»Nein, überhaupt nicht. Was gibt's?«

»Ich.. Ich wollte nur fragen, ob du vielleicht Lust hast, mit mir zu Mittag zu essen?«

Warum ist er so nervös?

»Äh klar, soll ich Alina fragen, ob sie Lust hat mitzukommen?«

»Also eigentlich, wollte ich mit dir alleine essen gehen...«

»Oh. Ja klar, wann?«

»Ich hol dich um zwei ab.«

Ich legte auf.

***

»Luke hat mich auf ein Date mit ihm eingeladen. Und das, nachdem ich wahrscheinlich mit ihm die Nacht lang verbracht habe«, berichtete ich gleich, als Alina abgehoben hatte.

»Alina ist grad nicht da. Soll ich vielleicht etwas ausrichten? Vielleicht das mit Luke, oder möchtest du ihr das persönlich sagen?«, fragte eine tiefe Stimme am anderen Ende der Leitung.

Ich musste lange nachdenken, bis ich checkte, dass es die Stimme von Tyler war.

»Oh, äh, sag ihr bitte sie soll mich zurückrufen. Danke«, sagte ich und wurde wahrscheinlich so rot wie eine Tomate.

Schon legte er auf.

Ich hatte den Koffer schon gepackt, als ich auf die Uhr sah.

Ein Uhr.

Ich sollte mich duschen.

Um dreiviertel zwei, war ich schon fertig angezogen und geschminkt. Meine Haare trug ich offen, so wie ich sie immer trug.

Schon klingelte die Tür. Ich stürmte die Stufen hinunter, damit meine Mutter nicht auf die Idee kam, die Tür aufzumachen.

»Erwartest du wen?«, fragte mein Dad.

»Ja, bin bald zurück.«

***

Das Essen war ziemlich gut. Nur der Rest war nicht so toll.

Zum Beispiel, als er mich vor meiner Haustüre küssen wollte und ich zurückschreckte. Dann sah er mich verletzt an.

»Tut mir leid, aber ich bin in letzter Zeit nicht an so etwas interessiert«, hatte ich erklärt.

Er hatte nur den Kopf geschüttelt und mich wie ein geschlagener Hundewelpe angesehen. Als Abschied gab ich ihm ein Kuss auf die Wange und verschwand im Haus.

Dort erwartete mich Alina.

Sie hatte meine Nachricht von Tyler erhalten und mich zurückgerufen, aber ich hatte nicht abgehoben. Dann hat ihr Tyler ihr erzählt, warum ich angerufen hatte und sie hatte entschieden zu mir gekommen. Wir hatten noch einen schönen Abend. Ich erzählte ihr alles und sie hatte, genauso wie ich Mitleid mit ihm. Sie hat mir dann auch beim Kofferpacken "geholfen", indem sie den gesamten Inhalt meines Koffers ausgeräumt und dann sortiert hat: Sachen, die an mir gut aussahen, kamen wieder in den Koffer, die anderen wieder raus.

Danach war mein Koffer fertiggepackt. Sie schmiss mir noch ein paar von ihren Sachen, die sie mir mitgebracht hatte und die mir stehen, in den Koffer. Ich war ihr dankbar. Ich lud sie ein, bei mir zu übernachten, doch sie lehnte ab.

»Lieber nicht. Wir bekommen morgen in der früh Besuch von meiner Tante Missy«, hatte sie erklärt und verdrehte ihre Augen.

Ich hatte kichern müssen. Doch dann kam mir die Erkenntnis.

»Also können wir uns gar nicht mehr vor meiner Abfahrt sehen.« Ich zog eine Schnute.

»Ja, das ist auch ein Grund, warum ich hergekommen bin.«

Ich umarmte sie noch ein letztes Mal, für die nächsten zwei Monate.

Ich werde sie vermissen.

One GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt