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Mein Wecker klingelte und ich öffnete die Augen. Das erste, was mir auffiel, war, dass die Sonne durch mein viel zu großes Fenster schien.
Ich streckte mich und stand dann auf.
Ob die Jungs schon munter sind?
Ich ging ins Bad und lauschte. Kurz darauf hörte ich leise die Stimmen von Troy und Liam, die sich über irgendeine "sie" unterhalten. Ich zuckte mit den Schultern, schnappte mir meine Zahnbürste und fing an damit meine Zähne zu putzen. Dabei sah ich in den Spiegel.
Im Spiegel stand eine Blondine. Sie war zwar nicht hässlich, aber auch nicht perfekt. Die leicht gelockten blonden Haaren fielen ihr locker über die Brust, über der sie einen viel zu großen Pullover, von ihrem Ex, trug. Unter dem Pulli waren ihre Kurven versteckt, doch sie wusste, dass sie auf ihren Körperbau stolz sein konnte. Und das war sie auch. Sie lächelte jetzt. Bei diesem Lächeln strahlten ihr blauen Augen und sie rümpfte ihr viel zu kleine Nase.
Ich schüttelte den Kopf, zog mich an und ging in den Speisesaal.
***
Nach dem Frühstück ging ich mit Liam zum Hindernisparcour. Irgendein Lehrer hatte uns zuvor den Weg dorthin erklärt.
Das ganze würde so ablaufen: Ich und Liam mussten Hindernisse - zum Beispiel müssen wir über Gerüste klettern, oder so - überwinden. Dabei misst ein Lehrer die Zeit.
Keine Ahnung, was das bringen sollte. Aber ich sollte offener für neues sein.
Liam schien auch nicht sehr euphorisch zu sein.
Als wir dort ankamen, konnte ich nicht anders, als zu staunen. Dieser Parcour war einfach riesig. Größer als der Sportplatz.
Ich war sehr gespannt, was wir machen mussten.
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Der Hindernisparcour war ziemlich langweilig. Wir mussten über Leitern und auf Seile klettern. Aber was toll war, war, dass Meghan die ganze Zeit meine Hilfe brauchte. Wie zum Beispiel jetzt, als wir unter Matten robben mussten.
Sie war hinter mir, ich spürte immer wieder ihre Hände. Doch plötzlich erstarrte sie mitten in der Bewegung und hyperventilierte.
»Ich kann das nicht mehr«, flüsterte sie panisch.
»Alles okay?«
»Nein.«
»Hast du Platzangst?"«
Sie atmete darauf nur hektisch.
Mist!
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Ich konnte Liam nicht antworteten. Es fühlte sich so an, als würden die Matten immer näher zu mir kommen. Sie zerquetschten meine Lungen.
Ich schnappte nach Luft und japste ein »Ja!«.
»Okay, bleib ruhig, ich geh vor und komm dann zurück!«
»Aber... Dann... Hast... Du... Keine... Gute... Zeit«, brachte ich zwischen hektische Atemzüge heraus.
Er ignorierte mich und robbte schnell weiter. Ich schloss die Augen und zählte. Nach 30 Sekunden öffnete ich die Augen. Er war immer noch nicht da.
Hat er mich vergessen?
»Liam?«, hauchte ich. Tränen bildeten sich in meinen Augen.
»Na, lange nicht mehr gesehen, Heulsuse«, neckte mich Liam.
Ich atmete - so gut es ging - erleichtert auf. Ich war noch nie so froh ihn zu sehen.
»Nenn.. Mich.. Nicht.. Heulsuse..«, stieß ich aus.
»Du bist nun mal meine Heulsuse. Und jetzt tief durchatmen. Nimm meine Hand. Du bist nicht alleine, okay? Ich bin bei dir.«
Ich atmete tief durch und ließ mir diese Sätze nochmal durch den Kopf gehen.
Seine Heulsuse?
»Deine Heulsuse«, hauchte ich.
Er strich mir über die Wange mit seiner rechten Hand und sah mir tief in die Augen. Dann nahm er meine Hände in seine und robbte rückwärts. Ich folgte ihm sprachlos.
Warum ist er jetzt so süß zu mir?
Diese Seite an ihm kannte ich gar nicht. Aber sie gefiel mir. Sehr sogar.
Als wir dann draußen waren und uns gegenüber standen, starrte ich ihm in die braunen Augen. Ich beobachtete ihn, wie er näher zu mir kam. So nah, dass keine Zentimeter mehr zwischen uns waren.
Dann zögerte er kurz, so als ob er sehen wollte, ob es mir wirklich recht war, wenn er mich jetzt küsste. Mir dauerte das ganze zu lange und ich überbrückte die Lücke zwischen uns.
Er erstarrte kurz, wahrscheinlich vor Überraschung, doch dann erwiderte er den Kuss.
Ich war erstaunt, wie sanft er sein konnte. Er legte seine Hände leicht an meine Taille und ich platzierte meine auf seiner harten Brust. Ich spürte sein rasendes Herz, unter meiner Hand. Wahrscheinlich schlug meines noch schneller.
»Was soll denn das? Wir sind hier im Sportunterricht, also sorgt dafür, dass ihr eure Ärsche auf die Seile bekommt!«, unterbrach uns die strenge Stimme des Turnlehrers, Mr. Faith.
Wir lösten uns zögernd voneinander und starrten uns in die Augen. Dann kam Liam noch näher, und ich dachte, er wollte mich nochmal küssen, doch er legte seine Lippen leicht auf meine Haare über meinem Ohr und flüsterte: »Wir machen später weiter.«
Ich bekam bei dem Gefühl seines Atems auf meinem Nacken, eine Gänsehaut und ein warmer Schauer lief mir an meinem Rücken hinunter.
Ich nickte geistesabwesend.
Der Lehrer räusperte sich geräuschvoll und ich zog eine Schnute.
»Los ihr Turteltauben!«
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One Girl
Teen FictionMeghan ist eigentlich ein normales Mädchen. Wären da nicht ihre super spießigen Eltern, die sie dazu zwingen über die Ferien in ein Camp zu gehen, in dem den Schülern "gutes Benehmen" beigebracht wird. Eine Militärschule - so sieht Meghan das Camp...