31. Kapitel ✅

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»Alina. Du hättest nicht herkommen dürfen! Wenn dich hier jemand erwischt dann kriegen wir großen Ärger«, sagte ich und sah sie mahnend an.

»Jaja, ich weiß. Aber mit niemanden kann ich nicht so gut reden wie mit dir.« Sie klang leicht beschwipst. Dadurch musste ich leise kichern.

»Pscht. Sonst hören dich noch deine ultra süßen Nachbaaarn«, kicherte Alina.

»Du bist jetzt leise und legst dich auf das Bett dortdrüben. Ich muss noch kurz ins Bad.«

Ohne ein weiteres Wort ging ich zum Bad.

Ich öffnete die Türe und machte das Licht an. Doch das Badezimmer war nicht leer. Ein oberkörperfreier und ziemlich wütend aussehender Liam stand nämlich darin.

»Schick deinen Besuch weg. Sonst hol ich Mr. Burns«, knurrte er mich an.

Mr. Burns war der Direktor des Internats. Er war alt und streng, aber auch sehr weise. Trotzdem wollte ich ihn nicht zu dieser Tageszeit stören und vielleicht auch noch Strafen einkassieren.

»Sag mal, geht's noch?! Warum soll ich sie wegschicken? Ihr geht es nicht besonders und außerdem ist sie zu betrunken um jetzt noch mit dem Auto zu fahren.« Empört hob ich meine Augenbrauen. 

»Sie?!«, fragte er deutlich verwirrt.

»Äh, ja. Alina. Meine Freundin. Du hast doch sie gemeint, oder?«

»Ich.. Ich dachte Andrew wäre bei dir...« Schuldbewusst starrte er den Boden an.

Ich schüttelte den Kopf. »Andrew ist nicht hier. Und selbst wenn er es wäre, würde es dich nichts, rein gar nichts, angehen. Kapiert?«

Er nickte geschlagen und stellte sich etwas zur Seite, sodass ich meine Zahnbürste nehmen konnte.

Als ich bei ihm vorbeiging, streifte mein linker Oberarm leicht seine nackte Brust, was mich erschauern lies.

Er merkte es anscheinend und grinste leicht. »Mag sein, dass du wütend auf mich bist, doch dein Körper sehnt sich nach mir.« Seine Stimme klang rau und heiserer als sonst.

Ich musste schlucken. In meinem Magen machte sich ein wohliges Gefühl breit, und Schmetterlinge begannen darin wie verrückt zu flattern. Und als er sich hinunter zu mir beugte, war ich kurz davor der Versuchung nachzugeben und den Abstand zwischen uns zu überbrücken und mich gegen ihn zu werfen. Und ihn ja nie wieder loszulassen. Doch ich tat es nicht. Ich zog mich zurück in mein Zimmer und ließ ihn alleine im Badezimmer stehen.

***

»Ich... Ich habe ihn fast geküsst, Alina! Ich hätte fast nachgegeben«, beschwerte ich mich am nächsten Morgen bei Alina.

Sie war die Nacht über hier gewesen, weil sie sich etwas angetrunken hatte und dann im Rausch des Alkohols hierher gefahren war. Und dass alles nur, weil sie ihren Crush auf einer Toilette mit einem anderen Mädchen erwischt gehabt hatte.

»Erstens: Hör auf so zu schreien. Das ist ja schrecklich. Und zweitens: Gib doch einfach nach. Du willst es und er auch. Wo ist das Problem?«

Fassungslos starrte ich sie an. »Sag mal, auf welcher Seite stehst du hier eigentlich?! Er hat mich, deine beste Freundin, seelisch verletzt und du bist auf seiner Seite?!«

Sie verdrehte genervt sie Augen. »Ich kenne dich besser, als du selbst. Ich weiß, das du dieses Theater nur machst, weil du Angst hast.«

»Wovor?«, schrie ich schon fast.

»Davor verletzt zu werden, du Dussel. Denk doch mal logisch nach: Du empfindest etwas für ihn. Und wenn du dich voll und ganz auf ihn einlassen würdest, dann könnte er dich verletzten. Denn wenn du dich auf ihn einlässt, dann vertraust du ihm. Und das könnte er ausnützen. Also versuchst du einfach die Gefühle wegzustecken und legst eine verletzte Maske auf. Dabei bist du gar nicht verletzt. Du fürchtest dich nur«, schrie sie mich an.

Ich schluckte und schüttelte heftig den Kopf. Sie hatte Unrecht.

Plötzlich klopfte es heftig an meiner Zimmertüre.

»Meghan Nicole Johnson. Öffnen Sie die Türe.«

Mist!

Das war Mr. Burns' Stimme.

»Äh.. Mr. Burns! Was wollen Sie denn hier?«

»Sind Sie alleine in dem Raum Ms. Johnson?«

»J-Ja«, antwortete ich glorreich.

»Dann öffnen Sie bitte Ihre Türe.«

Verdammt. Jetzt habe ich ein großes Problem.

One GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt