Am nächsten Morgen wurde ich von Sonnenstrahlen geweckt, die durch das Fenster fielen. Zuerst war ich ziemlich genervt, doch dann erinnerte ich mich daran, wer da noch in meinen Armen schlief und meine schlechte Laune war wie weggeblasen. Am liebsten würde ich noch länger neben Meghan schlafen, doch es war schon sieben Uhr, also würden bald - um acht - die Besucher kommen.
Also drückte ihr sanft einen Kuss auf ihre Lippen. Daraufhin öffnete sie blinzelnd ihre Augen und murmelte etwas unverständliches. Dann drehte sie sich um und kuschelte sich wieder fest in ihre Decke.
Ich seufzte, zog mir über meine Boxershorts eine Hose an und ging rüber in mein Zimmer.
Troy und Aaron waren schon munter und schauten auf, als ich reinkam. Troy nickte mir nur zu und las in seinem Schulbuch weiter. Aaron hob mit einem wissenden Lächeln eine Augenbraue. Ich schüttelte den Kopf- wir hatten nicht miteinander geschlafen. Sie war immerhin noch Jungfrau.
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Als ich aufwachte tastete ich mit noch geschlossenen Augen nach Liam, der eigentlich neben mir liegen sollte- tat er aber nicht. Also öffnete ich die Augen und stellte traurig fest, dass er weg war. Ich zog einen Schmollmund und stand aus dem Bett auf. Dann ging ich mit meinem langen und zu großen Pullover ins Bad. Dabei warf ich ein Blick auf die Uhr. Es war fast halb acht. Um neun würde Alina hier sein. Ich lächelte bei dem Gedanken daran, sie nach einer Woche endlich wiederzusehen.
Lächelnd spazierte ich ins Bad und stockte, als ich Troy gegenüber stand. Er putzte gerade die Zähne und als er mich bemerkte sah er schnell auf.
»Ich kann auch später Zähneputzen«, sagte ich und wollte gerade aus dem Zimmer gehen, als er mir eine Hand auf den Oberarm legte und mich somit zurückhielt.
»Ist schon okay. Du kannst ruhig neben mir Zähneputzen.«
»O-Okay.«
Also nahm ich meine Zahnbürste aus meiner Tasche und begann meine Zähne zu putzen. Troy sah mich von der Seite an.
»Und? Wer wird dich heute besuchen? Deine Eltern?«
Smalltalk? Wirklich?
»Äh.. Meine Freundin, ihr Bruder und ein Kumpel kommen. Ihr müsst sie unbedingt kennenlernen, sie sind zwar etwas verrückt, aber das seid ihr ja auch«, kicherte ich leise.
Troy schüttelte grinsend den Kopf.
Die unangenehme Situation von vorhin war wie vergessen. Wir quatschten also die ganze Zeit über den Besuchstag und ich neckte ihn mit seiner Zwillingsschwester.
Danach gingen wir in den Speisesaal mit den anderen zwei Jungs. Liam ging neben mir.
Er nahm zwar nicht meine Hand, aber ich fand das okay. Ich wollte nämlich auch nicht, dass das ganze Camp über uns bescheid wusste.An unseren Tisch saßen wieder Dustin, Austin, Blake und die zwei fremden Freunde von Blake. Er hatte einmal erwähnt, wie sie heißen, doch ich hatte es schon wieder vergessen.
Meine Mutter würde sagen, dass das an meinem Erbsenhirn lag.
Meine Mutter...
»Ich muss mich mal verabschieden, meine Eltern sind da«, unterbrach einer von den zwei fremden Jungen, zwinkerte mir zu und stand auf. Er ging zu einen alten Ehepaar, die, sobald sie ihn sahen, den Jungen stürmisch umarmten.
So sollten Eltern sein. Ich seufzte und bemerkte, wie viele andere Eltern in den Speisesaal kamen, aber meine nicht.
Eine warme Hand legte sich sanft auf meinen Oberschenkel und ich sah Liam dankbar dafür an.
»Troy!«, quietschte ein Mädchen und ich sah auf.
Das musste seine Zwillingsschwester sein. Sie war brünett, schlank und groß. Eigentlich ein perfektes Mädchen. Wäre da nicht ihre Quietschstimme.
Troy stand auf und empfang seine Schwester mit einer Umarmung. Als sie sich wieder lösten, drehte sie sich zu mir und setzte sich neben mich.
»Du musst sicher Meghan sein. Du. Tust. Mir. So. Leid. Ich würde es hier alleine nicht mal zwei Tage aushalten«, ihr Blick fiel dann auf die Hand auf meinem Oberschenkel, »Aber du bist anscheinend nicht allein.«
Mir stieg sofort die Röte ins Gesicht und sie prustete los.
»Ich denke, wir sollten die Jungs mal alleine mit ihren Eltern lassen. Zeigst du mir dein Zimmer? Oder bekommst du jetzt schon Besuch?«
»Ne. Wir können gerne in mein Zimmer«, sagte ich und strahlte sie an.
***
»Wow. Dein Zimmer ist. So. Cool«, staunte sie, als wir in meinem Zimmer angekommen waren.
Ich nickte aufgeregt.
»Und wo ist dein Badezimmer?«, fragte Troys Schwester, Monique.
»Da. Aber die Gemeinschaftsduschen sind-«
»GEMEINSCHAFTSDUSCHEN?!«, unterbrach sie mich geschockt.
Ich nickte wieder und wollte gerade etwas sagen, als ich von dem Klopfen der Türe unterbrochen wurde.
Also ging ich schnell zur Tür und sah einem hübschen schwarzhaarigen Mädchen in die Augen.
»Oh. Ich hab mich wohl in der Tür geirrt. Ich will zu Liam. Kannst du mir sagen, wo genau sein Zimmer ist?«
»Oh, klar das ist nebenan. Ich bin übrigens Meghan. Und du bist seine Schwester? Cousine?«
»Ich bin Steph. Und seine Freundin«, fügte sie lachend hinzu.
»Äh-«
»Danke für die Auskunft, äh..«
»Me- Meghan.«
Und dann war sie auch schon weg und ging zu der Tür von Liams Zimmer.
»Aber ich dachte du wärst seine-«
»Ja. Das dachte ich auch«, unterbrach ich Monique mit zitternder Stimme.
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One Girl
JugendliteraturMeghan ist eigentlich ein normales Mädchen. Wären da nicht ihre super spießigen Eltern, die sie dazu zwingen über die Ferien in ein Camp zu gehen, in dem den Schülern "gutes Benehmen" beigebracht wird. Eine Militärschule - so sieht Meghan das Camp...