Ich folgte den roten Pfeilen, die anscheinend den Weg beschrieben, ins Gebäude. Von innen sah es noch größer aus, als es von außen schien. Viele Jugendliche - alles Jungs - folgten auch diesen Pfeilen, die an der Wand befestigt waren. Dann blieben sie stehen. Ich wollte mich schon aufregen, dass sie weitergehen sollten, doch dann sah ich, dass sie vor einer Liste standen. Ich drängelte mich weiter nach vor.
Es war die Zimmerverteilung. Ich suchte meinen Namen auf der Liste. Ich war in Zimmer 14, mit einem Mädchen namens Amber Perry. Also war ich wirklich nicht allein zwischen den ganzen Jungs.
Ich ging zu den Stufen, die auch mit Pfeilen markiert waren, und suchte das Zimmer 14.
Es war im dritten Stock. Insgesamt gab es sechs Stöcke.
Ich drückte die Klinke der Türe hinunter und trat ein. Das Zimmer war sehr groß, aber leer. Es standen zwei große Betten, zwei große Schränke und eine große Kommode mit Spiegel im Zimmer. Ich sah mich noch einmal im Zimmer um, doch ich konnte keine Koffer sehen. Vielleicht war diese Amber einfach zu spät.
Hoffentlich.
Ich stellte den Koffer und die Tasche auf das rechtsstehende Bett und atmete tief durch. Dann trat ich ein Schritt zurück und mein Blick fiel auf die Kommode. Darauf lag ein Infoblatt.
Für neue Gäste: Um 16 Uhr im Speisesaal eine Führung durch das Haus.
Darunter standen noch einige Regeln:
Um 23 Uhr ist Ausgangssperre. Wer später außerhalb erwischt wird, bekommt eine Verwarnung. Bei drei Verwarnungen fliegt man aus dem Camp.
Jedes erste Wochenende im Monat sind Besuchstage. An denen dürfen Familienmitglieder und Freunde von zehn bis 22 Uhr ins Camp kommen. Am Samstag und am Sonntag.
Jedes zweite Wochenende im Monat ist Elternwochenende. Da dürfen die Teilnehmer ein Wochenende über Nacht bei den Eltern übernachten.
Jedes dritte Wochenende ist Ausgangstag. Da dürfen sie sich am Samstag von zehn bis 22 Uhr außerhalb des Internats aufhalten.
Ich schüttelte den Kopf. Das waren viele Regeln. Aber sie waren akzeptabel.
Ich sah auf die Uhr. Es war schon kurz vor zwölf. Ob wir wohl zu Mittag Essen bekommen? Ich zuckte mit den Achseln und setzte mich auf das Bett.
Ich sollte meinen Koffer auspacken.
Also packte ich meinen Koffer aus und räumte alles in einen Kasten. Erst als ich mein Badezimmerbeutel aus dem Koffer nahm, merkte ich, dass ich noch nicht im Bad war. Also sah ich mich nach der Badezimmertüre um. Ich fand sie schnell. Sie war neben der Eingangstüre. Ich ging also hinein, mit der Erwartung ein leeres und ordentliches Badezimmer zusehen.
Ordentlich war es zumindest, doch leider nicht leer.
Ein ziemlich gutaussehender, halbnackter Junge stand dort. Seine schwarzen, kurzen Haare waren nass, so als hätte er gerade geduscht. Er trug nur eine Boxershorts.
Ich versuchte meinen Blick von seinen muskulösen Oberkörper zu lösen, doch es gelang mir nicht wirklich. Erst als ich die Belustigung in seinen Blick merkte sah ich auf.
»Kannst du nicht absperren?!«, fauchte ich ihn an.
Er schnaubte. »Ich wusste ja nicht, dass du unser Nachbar- äh.. unsere Nachbarin bist.«
Ich nickte augenverdrehend. »Ich bin Meghan.«
»Liam.«
»Weißt du, wo das andere Mädchen ist?«, fragte ich hoffnungsvoll.
»Manche sagen, dass sie doch nicht kommt, weil ihre Eltern sie noch abgemeldet haben. Sie fanden angeblich, dass hier zu viele Jungs wären...«
Na toll!
Ich nickte und drehte mich um.
»Danke für die Auskunft, und sperr das nächste Mal zu!«
Er lachte nur kurz auf.
Dann war ich wieder in meinem Zimmer. Ich, und Amber - falls sie noch kommen sollte -würden uns also ein Bad mit Liam teilen. Und vielleicht mit mehr Jungs.
Nur, das, was mich am meisten beschäftigte, war, dass ich keine Dusche im Bad gesehen hatte. Hoffentlich gibt es keine Gemeinschaftsduschen. Ich musste schlucken.
Das würden lange zwei Monate werden.
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One Girl
Teen FictionMeghan ist eigentlich ein normales Mädchen. Wären da nicht ihre super spießigen Eltern, die sie dazu zwingen über die Ferien in ein Camp zu gehen, in dem den Schülern "gutes Benehmen" beigebracht wird. Eine Militärschule - so sieht Meghan das Camp...