1. Kapitel ✅

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»Meghan!«

Ich schrak aus dem Schlaf hoch und ribbelte meine Augen, um das Gefühl des Schlafs aus ihnen zu kriegen. Dann drehte ich mich mit dem Gesicht zu meinen Polster und atmete tief ein. Der Geruch meines Shampoos drang in meine Nase und ließ mich klarer denken.

Warum hat mein Wecker nicht geklingelt?

Ich musste schlucken.

Hab ich etwa verschlafen?

Schnell drehte ich mich zu meinen Nachtkästchen, auf dem mein Wecker stand, und sah auf die Uhr.

Mist!

Innerlich betete ich, dass mein Wecker sich irrte und es nicht kurz vor acht Uhr war. Doch mein Wecker irrte sich nie.

»Meghan!«, hörte ich die Stimme meiner Mutter wieder.

Ich sprang schnell aus meinen Bett. Zu schnell anscheinend, denn sobald meine Füße den Boden berührten, fing das Zimmer an sich zu drehen. Ich blieb stehen, bis der Schwindel fast weg war. Dann rannte ich aus meinen Zimmer ins Badezimmer und sah mich im Badezimmerspiegel. Meine Haare waren verstrubbelt und meine blauen Augen starrten mich müde an und schienen zu schrien : "Geh wieder schlafen, verdammt!"
Ich war kurz davor der Versuchung nachzugeben, als ich mich erinnerte, dass ich heute eine Matheprüfung hatte. Und das in der ersten Stunde!

Ich putzte mir also schnell die Zähne und versuchte mir währenddessen meine Haare zu bürsten, was aber damit endete, dass ich Zahnpasta in meinen Haaren hatte. Also gab ich auf und bürstete mir meine Haare nach dem Zähneputzen.

Als ich dann auch umgezogen war, ging ich hinunter zu meiner Mutter, die schon genervt in der Küche auf mich wartete. Mit meinen Rucksack auf den Schultern machte ich mir ein Brötchen.

»Du wirst es hoffentlich noch pünktlich zu deiner zweiten Stunde schaffen«, schimpfte meine Mutter.

»Wie spät ist es?«, fragte ich sie ungeduldig.

»Kurz vor halb neun.«

Kurz überlegte ich.
Ich brauchte mit dem Bus eine halbe Stunde in die Schule. Zu Fuß brauchte ich über eine Stunde. Mit dem Auto brauchte ich, ohne Verkehr, eine Viertelstunde. Ich könnte es also noch schaffen.

»Kannst du mich in die Schule mit deinem Auto bringen?«

»Du bist sowieso schon zu spät. Kommt es da wirklich um die eine Viertelstunde an?«

Soll ich ihr sagen, dass ich eigentlich in der ersten Stunde meine ultrawichtige Matheprüfung habe?

»Ja, es kommt darauf an«, antwortete ich ausweichend.

»Wieso?«, hakte sie nach.

»Okay. Ich habe in der ersten Stunde die Matheprüfung.«

Einen kurzen Moment wirkte es, als würde meine Mutter nachgeben und mich in die Schule fahren. Doch meine Mutter ging auf den Küchentisch zu und setzte sich auf den Sessel. Dann starrte sie mich herausfordernd an.

»Ich hoffe du erwischt den Bus, der in drei Minuten fährt.«

Ihr kalter Blick, der auf mir lag, fühlte sich an, als würde sie mich mit einer Peitsche foltern. Das tat weh. Es tat weh zu wissen, dass seine eigene Mutter einen nicht liebte.

»Ich hasse dich!«, schrie ich meine Mutter mit Tränen in den Augen an.

Ich wartete gar nicht auf die Antwort und stürmte mit den Schuhen in der Hand aus dem Haus. Ich brauchte normalerweise zu Fuß ungefähr fünf bis zehn Minuten zur Busstation. Aber an diesem Tag rannte ich und brauchte somit nur zwei Minuten zum Bus.

Ich konnte den Bus gerade in die Haltestelle einfahren sehen, als ich ungefähr hundert Meter von ihr entfernt war.

»Bitte, lass mich den Bus erwischen«, murmelte ich leise vor mich hin und rann schneller.

One GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt