3. Kapitel ✅

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Das Kampftraining war entspannend. Doch danach nachhause zu kommen war das Gegenteil.

Aber ich schaffte es, meinen Eltern halbwegs aus dem Weg zu gehen.

Jedoch war es schwer Chase zu ignorieren. Wir wohnten immerhin im selben Stock.

»Hey Meghan«, grüßte er mich.

Ich nickte ihm nur knapp zu und verschwand dann in mein Zimmer. An diesem Tag kam ich nicht mehr heraus. Nicht mal zum Abendessen. Wahrscheinlich kam mein Dad deswegen am Abend in mein Zimmer. Das fand ich ziemlich komisch. Er kam nämlich sonst nie in dorthin.

»Meghan. Du musst uns verstehen! Oder  es zumindest versuchen«, bat er mich verzweifelt.

»Nein, Dad! IHR müsst verstehen! Ich habe doch nicht absichtlich eine schlechte Note! Ihr könnt mich einfach nicht zwingen in dieses Camp zu gehen! Bitte!«

Ich fiel vor ihm auf die Knie. Er musste mich doch verstehen! Oder...?

Doch er schüttelte einfach den Kopf und ging aus der Tür.

Ich war verzweifelt. Und was ich normalerweise tat, wenn ich verzweifelt war, war ins Wohnzimmer zu gehen und einfach auf dem Klavier zu spielen. Aber meine Eltern - und mein total nerviger Bruder - waren wahrscheinlich dort. Und denen wollte ich jetzt nicht begegnen. Also holte ich mein schon verstaubtes Keyboard von meinem Kasten und drehte es auf. Ich drückte eine der Tasten, um zu checken, ob es noch ging. Als der vertraute Klang meine Ohren erreichte, lächelte ich erleichtert. Ich brauchte gar nicht lange nachzudenken, welches Lied ich spielen wollte.

Mein Lieblingsstück: Don't you worry child von Swedish House Mafia.

Ich habe dieses Stück zwar vor langer Zeit umschreiben müssen, damit ich es auf dem Klavier spielen konnte, aber die Mühe hat sich gelohnt, denn es hörte sich wirklich gut an, als ich es spielte und dazu sang. Ich sang so laut ich konnte und bemühte mich auch schön zu singen. Wieso wusste ich nicht, aber es fühlte sich gut an.

Ich sang immer mehr Lieder. ich wollte gar nicht aufhören. Doch, als jemand laut auf meine Zimmertüre klopfte, verstummte ich schlagartig.

»Ja?«, fragte ich leise und mit heiserer Stimmer.

»Hör bitte auf damit, Meghan«, bat mich Chase, »Es ist schon kurz vor elf.«

Ups.

»Ja, ich... es tut mir leid..«

Mein kleiner Bruder antwortete nicht. Aber ich nahm an, dass er schon gegangen war.

Ich seufzte. Ich wusste gar nicht, wie viele Songs ich gesungen hatte. Vielleicht sollte ich heute nicht mehr so viel singen.

Ich ging an diesem Abend nur noch duschen und dann ins Bett. Jedoch konnte ich nicht schlafen. Es gab zu vieles, über das ich nachdenken musste. Zum Beispiel musste ich mir einen Plan ausdenken, meine Eltern zu überreden, mich nicht in dieses blöde Camp zu stecken.

Und innerlich wusste ich, dass das nicht so leicht gehen würde.

Aber einen Versuch war es Wert.

Hoffentlich.

**

Am nächsten Morgen wachte ich rechtzeitig auf. Oder besser gesagt weckte mich mein Wecker rechtzeitig auf.

In der Schule machte sich meine Schlaflosigkeit jedoch bemerkbar.

"Meghan!", weckte mich meine Chemielehrerin - Mrs. Stewart - aus dem Schlaf.

"Was?", piepste ich und hob schnell meinen Kopf aus meinen Händen.

Allgemeines Kichern in der Klasse.

"Könntest du vielleicht wiederholen, was ich gerade sagte?"

"Äh..."

"Schade. Deine Noten stehen zwar schon fest, jedoch hätte ich mir mehr Mitarbeit von dir erwartet. Das enttäuscht mich."

Mich auch.

One GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt