Kapitel 6

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Anna...


Lediglich das leise Radio ist im Hintergrund zu hören, während wir die lange, nicht endende Autobahn entlangfahren und ich erschöpft aus dem Fenster sehe.

Ich genieße das Fahren, genieße die Ruhe. Endlich haben die Erinnerungen an Adams leben mal pausiert und auch Wills Erinnerungen sind leiser geworden. Weil er schon eine Weile nichts mehr gesagt hat, drehe ich mich zu ihm um.

»Alles ok? «

Als hätte ich ihn mit meiner Frage aus seiner Trance befreit, wirft er einen Blick zu mir herüber. »Ja alles ok. Ich denke nur nach. «

Langsam beuge ich mich ein wenig nach vorne und nehme seine Hand in meine, die auf dem Schaltknopf ruht.

»Worüber denn? Ob sie uns helfen werden? «, frage ich und streiche mir meinen Pony aus dem Gesicht, der mir wegen des offenen Fensters immer wieder ins Gesicht weht. 

Er drückt meine Hand ganz fest. »Nicht nur deshalb. Ich trage jetzt sehr viel Verantwortung, mehr, als mir lieb ist und muss sehen, wie ich damit umgehe. « Sein Blick ist nachdenklich, doch da liegt noch etwas Anderes in seinem Blick.

»Ist da vielleicht noch was, was du mir sagen willst? «

Er lässt meine Hand plötzlich los und legt sie ans Lenkrad, wärend er die andere Hand auf sein Bein legt und dabei seufzt. »Du kennst mich gut «, stellt er fest.

»Was es auch ist, du kannst es mir sagen, Will! «, versichere ich ihm erneut.

»Ich denke an meinen Vater «, flüstert er, als sein Blick wieder in Besorgnis umschlägt.

»Was meinst du, ist mit ihm geschehen? «

Er schenkt mit einem verächtlichen Schnauben, bevor er spricht. »Ich weiß, dass Raven ihn hat aber ich weiß nicht, wie es ihm geht. «

»Und was ist mit deiner Mutter? Sie war doch nicht in der Villa, als das Feuer gelegt wurde oder? «, frage ich unüberlegt und bereue es sofort, als ich sehe, wie er auf meine Frage reagiert.

Sofort dreht er seinen Kopf zu mir und sieht nun nicht mehr nach vorn. »Die ist mir ziemlich egal! «

Verdutzt sehe ich ihn an. Erst jetzt wird mir klar, dass wir über sie noch nie gesprochen haben. Ich habe sie bereits einmal gesehen, auf dem Maskenball, doch seitdem nie wieder und ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass er sie noch mal erwähnt hat. »Darf...darf ich fragen wieso? « nervös kaue ich dabei auf meiner Lippe herum.

Es dauert ein paar Sekunden, ehe er spricht. »Weil sie sich dazu entschieden hat ins Exil zu gehen. «

»Sie hat was? Aber ich habe sie doch auf dem Maskenball gesehen? «, frage ich irritiert.

Genervt atmet er ein. »Ja, weil mein Vater immer noch wahnsinnig in sie verliebt ist und er keine Gelegenheit auslässt, sie einzuladen. Bei wichtigen festen wohlbemerkt. «

»Ich komm nicht hinterher «, stelle ich verwirrt fest und ziehe nun mein linkes Bein aufgeregt an mich heran, sodass ich auf es drauf sitze. »Wo ist sie denn hin und wieso ist sie nicht ausgegrenzt worden und wieso liebt dein Vater sie noch und «, plappere ich plötzlich, bevor er mich mit einer Handbewegung plötzlich stoppt. »Eine Frage nach der anderen, bitte! «

Sofort werde ich still, doch er zögert mir zu antworten.

»Mein Vater war nie eine einfache Person und als Sohn hatte ich nie die Chance abzuhauen, so wie sie. Sie hat mich im Stich gelassen, mit all seinen Prügeln und Pflichten, die mir eines Tages auferlegt werden. «

Blood Hunter Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt