- Versteck außerhalb der Villa -
Keuchend steht er im Türrahmen des kleinen Krankenzimmers. Sein Atem geht schnell, doch irgendwie auch gleichmäßig, denn er versucht seine Hast zu unterdrücken. Für mich und für den Moment. Er muss den ganzen Weg bis hier hingerannt sein, so, wie ich es mir erhofft hatte. Seine Augen fixieren die meinen so stark und mit einer so wahnsinnigen Sehnsucht, dass es mir schlagartig die Kehle abschnürt. Nicht auf eine negative Art und Weise. Nein, auf diese Weise, wie man sie nur selten sieht, denn ihm geht es wie mir: Würde sich jetzt Jemand in unseren Blick verirren, würden wir ihm beide das Herz herausreißen. Sofort und ohne zu zögern.
Wie angewurzelt steht er da. Mit dem Schwert in der Hand, den Griff ungeduldig umklammernd, an dem immer noch das Blut seiner Feinde herabtropft. Der Regen rinnt immer noch von seinen Haarspitzen angefangen, über sein Gesicht, bis hin zu seinen Handschuhen und seiner dunklen Hose, und sammelt sich schließlich unter seinen großen Stiefeln, die vom Schlamm bedeckt sind zu einer Pfütze.
Auch Raven bemerkt seine Intensität sofort, macht einen Schritt zurück und nimmt dabei die Hände in die Höhe. »Wir haben einen Deal «, flüstert sie scheinbar zur Vorsicht, denn Will wäre gerade zu allem bereit. Das verraten mir seine Augen, die in diesem Moment noch viel heller leuchten als zuvor. Ein tiefes Rot ist darin zu sehen und es scheint, als würde sich etwas darin bewegen. Wie Wolken die vorüberziehen, langsam und behaglich an einem herrlichen Sommernachmittag. Doch wir haben keinen Sommer und es gibt auch keinen guten Anlass, um glücklich zu sein, bis auf seine Ankunft. Also atme ich noch einmal tief ein, ohne meinen Blick von ihm zu lösen und mache einen vorsichtigen Schritt auf ihn zu.
Es vergehen für mich ein paar unendlich scheinende Sekunden, in denen er mich anstarrt, als wollte er mich fressen. Uns fressen. Oder, als würde er sich gar nicht bewegen wollen, als wäre da plötzlich eine unsichtbare Mauer zwischen uns, die er in Gedanken nicht überwinden kann, doch dann passiert es endlich.
Mit einem lauten Knall fällt erst die Klinge des Schwertes klirrend zu Boden und dann schlägt der Griff mit einem dumpfen Schlag zur Seite, ehe Will unerwartet schnell seine Arme öffnet und auf mich zu rennt. Mit seinen Armen nimmt er meinen Körper komplett ein, umschließt mich fast vollständig und lässt mich für einen erneuten Moment den Atem stoppen. Er umarmt mich so fest und mit einer solchen Intensität, wie er es noch nie getan hat. Sein Kopf ruht dabei mit seinem Kinn auf meinem Kopf und ich kann nicht anders, als meine Stirn an seine Brust zu pressen. Ich umarme ihn ebenfalls, als hätten wir uns eine Ewigkeit nicht gesehen, kann nicht genug von ihm bekommen und fahre mit meinen Armen wild über seinen Rücken, um ihn noch näher an mich zu drücken, was eigentlich kaum noch möglich ist.
Die Tränen rinnen sofort über meine Wangen, hinterlassen dort einen kühlen Hauch, wo sie heiß entlang geronnen sind. Er versucht zart zu sein, er versucht es wirklich, doch seine Hände wandern so schnell von meinem Rücken durch meine Haare und wieder zurück, sodass er mich fast dabei erdrückt.
Ich will nicht, dass dieser Moment je endet, nein, am liebsten wäre ich für immer hier. Mit ihm. Allein und nichtssagend. Seine Umarmung reicht, ich brauche gerade nicht mehr in meinem Leben, denn ich bin zuhause. Er ist mein Zuhause, egal wo wir sind.
Erst jetzt schiebt er mich ein Stück von sich, doch nur um mein Gesicht in seine Hände zu legen und mich haufenweise liebevoll und bedingungslos zu küssen. Erst fängt er dabei auf meinen Lippen an, - der Kuss ist so intensiv, dass er mir den Atem raubt - dann wandert er im Uhrzeigersinn über meine Stirn und meine Wangen und ich kann mir ein glückliches Grinsen dabei nicht verkneifen. Auch wenn meine Augen geschlossen sind, so spüre ich, wie froh er ist, dass ich es bis hierhin geschafft habe.
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Blood Hunter Band 2
FantasyDies ist die Fortsetzung zu meinem ersten Roman "Blood Hunter". Wenn ihr diesen hier lesen wollt, müsst ihr erst den ersten Band gelesen haben ;) Anna und der restliche Trupp haben den großen Angriff gerade noch so überlebt. Doch was wird...