Kapitel 47

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Villa Anwesen, Krankenstation...

Will...

Wie ein kauerndes, altes, menschliches Wesen liegt er da. Seine Atemzüge sind gezählt, doch gibt er nicht auf. Nein, er war nie der Typ von Mann der aufgegeben hat, das liegt einfach nicht in seiner Natur. Lieber hätte er sich seine Kehle mit seinen eigenen Krallen aufgeschlitzt, als zu versagen. Und das brachte er auch mir bei. Auf brutalste Art und Weise, ja, aber das machte mich zu dem Vampir, der ich heute bin.

Er ist blass, blasser, als ein Vampir je sein sollte und sein Atem geht stoßweise, doch immer wieder reißt er verzweifelt seine Augen auf, um nicht einzuschlafen, denn das wäre sein Todesurteil. Das Blut, dass durch Schläuche in seine Arme und den wichtigen Körperorganen geführt wird, kann ihn wahrscheinlich nicht mehr retten, denn er steht kurz vor dem Vertrocknen. Zu lange ist er ohne Blut gewesen.

»Sohn«, ertönt plötzlich seine lädierte Stimme.

Ich schrecke auf, denn es reißt mich aus meinen Gedanken. »Vater?«

Langsam versucht er seinen Kopf in meine Richtung zu drehen, während das Bett unter seiner Last ächzt. Die Betten der Krankenstation sind nun mal nicht für diese Art von Vampir gemacht: Einem der mächtigsten, dieser Welt. Und einer der gefährlichsten.

Sein Röcheln lässt mich näher zu ihm heran rutschen. »Geht es dir gut?«

Er schließt noch ein Mal seine Augen, ehe er zitternd seine Hand nach mir ausstreckt, die ich sofort in Empfang nehme.

»Mein Sohn«, er hustet, »dieses Kind, es wird diesen Krieg beenden! «

Das ist typisch für ihn. Noch auf seinem Sterbebett denkt er nicht an sich, macht sich Gedanken über seinen Clan. Nur so sind wir so weit gekommen.

Ich kann nicht anders, als darüber leise zu lachen. »Ich weiß Vater, Anna wird das schon schaffen. Wir werden das schaffen. Wir beenden diesen Krieg! «, versichere ich ihm und drücke seine Hand dabei, »Aber jetzt musst du dich ausruhen! Du musst wieder auf die Beine kommen! «

Ohne ihn, das habe ich in der Zeit gemerkt, als er nicht da war, schaffe ich es nur kaum, den Clan am Leben zu halten. Seit Anna in mein Leben getreten ist, hat sich so viel verändert. Ich habe sie zu einer von uns gemacht, aus Egoismus und, weil ich immer der Entscheidung zwischen ihr und meinem Clan aus dem Weg gehen wollte. Ich wüsste, dass die Antwort immer sie lauten würde, tief in meinem Herzen ist sie alles für mich, mehr als dieser Clan es je sein wird, doch was wäre ich für ein Anführer, würde ich diese Entscheidung wirklich treffen?

Er muss am Leben bleiben, er muss diesen Clan leiten, denn schon länger schwebt dieser Gedanken über mir. Dieser Gedanke, seitdem ich das erste Mal den Herzschlag meines Kindes hörte, von hier weg zu gehen. Nur wir drei, an einen Ort, wo uns Niemand kennt. Doch um das schaffen zu können, muss dieser Krieg beenden werden und dieser Clan muss leben. Niemand darf von diesem Kind wissen, es würde meine Glaubwürdigkeit in Frage stellen.

»I-ich «, er macht erneut eine Pause und schließt die Augen, »spreche nicht von dem Mädchen! «

Er drückt meine Hand so fest er kann. »Deine Mutter hat es mir erzählt. «

»Was hat sie dir erzählt? «, frage ich aufgebracht und lasse seine Hand los. Es versetzt mir sofort einen Schlag.

Sein Flüstern ist kaum hörbar. »Dieses Kind, du weißt was du zu tun hast, willst du diesen Clan leiten? «

Die Worte treffen mich, lassen mich schneller atmen, als ich es mir selbst erlaube, denn ich weiß, was er von mir verlangt. Er würde alles und jeden riskieren, um diesen Clan zu retten.

Blood Hunter Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt