Kapitel 36

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Zwei Stunden zuvor...


Anna...


Ihr wütender Blick ruht auf mir, jagt mir einen eiskalten schauer über den Rücken und lässt mich erstarren. Auch der Rest des Clans scheint nicht glauben zu können, was gerade passiert ist. Verständlicherweise, denn gilt es unter Vampiren als König sein Blut nur an ausgewählte Personen zu verteilen. Eigentlich, nur an seine Zukünftige.

Doch mir geht es selbst auch nicht besser. Immer noch von dem berauschenden Gefühl überwältigt, atme ich schwer ein und aus, doch versuche ich es so gut es geht zu unterdrücken.

Will macht einen zögerlichen Schritt die Treppe hinab und nimmt kapitulierend die Arme in die Luft. »Ihr Seid da, das ist schön. Endlich «, er schluckt schwer und nimmt die letzten paar Schritte ebenfalls, bis er unten angekommen ist. Die Vampire haben sich bereits in einer Traube um ihn geschart, sie warten auf eine Erklärung. Ein paar der Vampire funkeln ihn an - weitestgehend Frauen - die meisten aber sind verblüfft.

Als Will Charles an der Wand lehnend sieht, winkt er ihm zu sich her und zu seinem Glück setzt dieser sich auch sofort in Bewegung.

»Mein König «, flüstert dieser ihm zu, als er ihn erreicht und schwingt einen Arm um ihn.

»Anna lass uns gehen! «, flüstert Ally so unauffällig wie möglich in mein Ohr und zieht mich am Arm zu sich hoch.

»Aber wir können ihn doch nicht alleine lassen, Ally! «, flüstere ich, während wir die Treppe bereits wieder hinauf steigen. Tor folgt uns ebenfalls.

»Er macht das schon. Wir müssen jetzt erst mal sehen, dass wir Hannah und L retten. Er wird nachkommen. So, wie er es immer tut «, sind Tors Worte, als er mich voller Tatendrang überholt.

Oben angekommen haben es Ally und Tor plötzlich eilig, doch ich kann nicht anders: Ich bleibe noch ein letztes mal stehen und drehe mich zu Will um. Doch dieser ist bereits wieder dabei den perfekten König für sie zu spielen. Es hat nur wenige Sekunden gedauert, da hat er sein Gefolge wieder um seinen Finger gewickelt. Die Frauen scheinen angetan, kleben ihm an den Lippen und saugen die Worte in sich ein, die er ihnen verspricht. Die Männer sind ebenfalls begeistert. Sie toben, es scheint wohl wieder eine Rede über Krieg und Tod zu sein, denn darauf stehen Vampire wohl. Oder eben auch nur diese, die ich bisher kennen lernen durfte.

Doch seine Mutter, sie klebt mir im Nacken. Ihre Augen scheinen dunkel, doch als sie sieht, dass ich sie ebenfalls ansehe, setzt sie sich plötzlich in Bewegung. Unsanft schiebt sie ein paar der jubelnden Vampire zur Seite, um mich augenscheinlich zu erreichen, doch ich habe gerade nicht die Zeit und nicht die Lust mich mit ihr anzulegen. Sollte ich diese Aktion überleben, wird sie mich danach sicher dafür umbringen.

So oder so wird sie ihren Willen bekommen.

Als sie die unteren Stufen erreicht, greift sie an die Vorderseite ihres Kleides und macht sie bereit die vielen kleinen Stufen hinauf zu laufen, doch ich bin schneller.

Ich schenke ihr ein finsteres Grinsen, während sie auf mich zu rennt und laufe ebenfalls los.

Ich blicke nicht zurück, als sie wütend meinen Namen ruft, nein, ich renne den dunklen Flur entlang an dessen Ende Tor und Ally bereits mit geöffneter Tür auf mich warten.

Dort angekommen befindet sich ein abbild der Treppe, nur dass sie auf die andere Seite führt.

»Geht das auch etwas schneller? «, fragt Tor, während er mich durch die Tür schiebt.


Mit schnellen Schritten haben wir die Wendeltreppe bereits passiert, bevor wir schließlich nach rechts in einen mit schwarz weiß gefleißten Raum abbiegen, der scheinbar nur ein Zwischenraum ist. Durch eine Tür mit einem kleinen Bullauge in der Mitte, die man aus alten Filmen kennt -Sie führt meist in die Küche - gelangen wir in einen riesigen Speisesaal, der aber noch nicht bestückt wurde. Der riesige Tisch und die dazugehörigen Stühle ist bereits vorhanden, doch auf der Theke, die an der Wand entlang führt, stehen noch verpackte Kisten.

Blood Hunter Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt