Kapitel 42

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Ich versuche mir nicht anmerken zu lassen, wie nervös und angespannt ich bin, doch bin ich mir sicher, dass Raven es längst bemerkt hat, denn ihr dämliches Grinsen lässt ihre Arroganz noch größer wirken.

Langsam streife ich mit großen Schritten um den Käfig herum und lasse sie dabei nicht aus den Augen. Ich sehe sie mir genau an. Vor allem das, was Will mit ihr gemacht hat. Sie ist immer noch gefesselt, doch ist sie immer noch gefährlich. Doch so groß wie ich sie mir vorgestellt hab, ist sie nicht. Sie war wohl nur in meiner Vorstellung ein großer Stein, der sich in meinen Weg gelegt hat. In mein Leben.

Ihre Kleidung, das schwarze Kleid, ist von oben bis unten mit Blut überströmt. Ihr Haar hängt nur noch matt an ihrem Hinterkopf herab, es ist nichts mehr von ihrem Dutt zu sehen.

Die Luft hier unten ist schwül, was mich sofort schwitzen lässt. Der köstliche Geruch von Blut liegt in der Luft, schwebt über mir, als ich meine Augen für einen kleinen Moment schließe, um einen kräftigen Zug davon zu nehmen. Er durchfährt mich, belegt meine Zunge.

Eindeutiger geht es nicht. Das ist definitiv Ravens Blut, das jedoch mehr preisgibt, als ihr recht sein wird. Ich schmecke nicht nur Durchhaltevermögen, das sie hier die ganze Zeit versuchte aufrecht zu halten, sondern auch Angst, die ich jetzt sicher noch gegen sie nutzen kann.

Ich öffne meine Augen wieder und blicke sie jetzt direkt mit einem kleinen Grinsen an, doch sage ich nichts. Ich will noch ein wenig mit ihr spielen.

»Sagst du nichts?«, fragt sie irritiert nach einer Weile, doch löst sie sich nicht von meinem Blick.

Die Arme hinter dem Rücken verschränkt starre ich sie an, während Will ein wenig entfernt von mir, auf einem Stuhl den er umgedreht hat, Platz nimmt und ihr dabei ein verächtliches Schnauben schenkt. Er ist genervt, was ich auch verstehen kann, denn schließlich hat er sie seit drei Tagen gefoltert, doch sie hat scheinbar bisher noch keinen Ton gesagt.

Ich hoffe, dass ich das ändern kann. Ich muss es nur taktisch klug angehen.

Kurz kneife ich meine Brauen zusammen und mache einen kleinen Schritt nach vorn auf sie zu.

Ihre Verwirrung ist ihr deutlich anzusehen, sie kann wohl nicht einschätzen, was ich von ihr will, doch sie fängt sich im nächsten Moment auch schon wieder, denn sie ist tough.

»Meinst du, du hast was gegen mich in der Hand?«, zischt sie, um mich einzuschüchtern, doch ich mache lediglich einen weiteren selbstsicheren Schritt auf sie zu und mache erst Halt, als ich direkt vor ihrem Käfig stehe.

»Was hast du mit L gemacht? «, frage ich ruhig und verziehe dabei keine Miene.

Ihr schiefes Lächeln ist sofort wieder da.

»Echt, Anna? «, fragt sie überheblich und sieht mir für einen Moment tief in die Augen, »Das ist also das, was dich am meisten interessiert?«

Weil ich nicht reagiere spricht sie schließlich weiter. »Der gute Linus «, dabei nennt sie seinen Namen abwertend, »was hatte ich doch für einen Spaß mit ihm. Er... Naja ist das klassische Beispiel dafür, dass du es selber machen musst, wenn du willst, dass es gut wird.«

Die Worte treffen mich, sie schlagen mir förmlich ins Gesicht, doch ich lasse mir nichts anmerken, denn das würde bedeuten, dass L mir was bedeutet, doch das tut er nicht. Er darf es nicht.

»Wieso? «, frage ich erneut ruhig.

Ihre Schultern zucken, als sie ihre Arme anheben will, um sich vorzubeugen, doch wird sie so wieder an den Stuhl zurückgezogen. Sie schnaubt müde, doch ist mir bewusst, dass sie jeder Zeit wieder zu einer tödlichen Waffe werden kann, dass sie im Prinzip niemals müde wird.

Blood Hunter Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt