Drei

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Die Sonne geht auf und ich fühle mich mehr als bereit.
Mit dem Rucksack auf dem Rücken und der Waffe in der Hand geht es los.

Diesmal in die andere Richtung.
Nicht tiefer in den Wald, sondern raus aus dem Wald.
Der König lebt mitten in der Stadt, in einem großem modernen Schloss, so lauten zumindest die Erzählungen.

Er lebt im Bereich 'A'.
Alle Bereiche sind mit Buchstaben benannt. Um so mehr Reichtum der Bereich hat, um so einen besseren Buchstaben hat er. Dementsprechend ist A, dass beste und Z, dass schlechteste.

Früher als noch mehr Menschen gelebt haben, wurden viele Geschichten über den König, Moonrise und den Werwölfen erzählt.
In unserem kleinem Dorf, mitten im Wald, wo wir versteckt gelebt haben, waren wir alle wie eine große Familie, bis wir angegriffen wurden und das Dorf zerstört wurden ist.

Über Werwölfe weiß ich nicht recht viel, nur dass sie Gestaltenwandler sind und deshalb ausgeprägte Sinne haben.
Sie hören, riechen und sehen besser.
Allgemein sind sie auch viel stärker und kräftiger.

Ein bloßer Mensch würde nicht gegen ein Werwolf ankommen.
Das ist so gut wie unmöglich.
Erzählungen sagen das es noch mehr übernatürliche Wesen gibt, die sich unter das Volk gemischt haben, aber ich habe noch nie eins gesehen.

Ich gehe weiter, doch plötzlich stolpere ich über eine Wurzel.
Zum Glück kann ich mich in der letzten Sekunden noch einem Ast festhalten.
Hätte ich mich nicht an dem Ast festgehalten, wäre ich in die Schlucht gefallen, die ich erst jetzt so richtig bemerke.
Ich sollte wirklich vorsichtiger werden, wenn ich mein neues Ziel lebendig erreichen will.

Ich rapple mich wieder richtig auf und mache den Schmutz von meiner Kleidung weg.

Ich muss diese Schlucht überqueren, aber wie?

Ich blicke mich um und erblicke einen alten dicken Baumstamm.
Wenn ich diesen als Brücke benutze, könnte ich es doch über die Schlucht schaffen.
Ich gehe zum Baumstamm und schieben ihn so hin, dass er über der Schlucht liegt und ich ihn als Brücke benutzen kann.
Ganz vorsichtig balanciere ich auf dem Baumstamm Richtung Ziel.

Als ich fast angekommen bin, höre ich ein erschreckendes knarzen.
Mein Blick gleitet nach unten auf den Baumstamm und ich sehe einen Riss in der Mitte des Baumstamms.
Ganz behutsam gehe ich noch einen Schritt, doch der alte Baumstamm knackt nochmal und zerbricht letztendlich.

In der allerletzten Sekunde springe ich ab und erreiche tatsächlich mit meinen Händen das Ende der Schlucht.
Ich halte mich an dem Gras und der Erde fest. Mühsam ziehe ich mich hoch und mit letzter Kraft schaffe ich es.
Ich habe die andere Seite der Schlucht erreicht, was ich meinem Training und meinem Fliegengewicht zu verdanken habe.

Das hungern zahlt sich somit vollkommen aus, nicht.

Ich will weiter gehen, doch knicke mit meinem linken Bein um, sodass ich unsanft auf dem Waldboden lande.
Ich verspüre schlimme Schmerzen an meinem Knie.
Ich betaste mein Knie und fühle eine warme Flüssigkeit.
Verwundert gucke ich auf mein Knie, welches voll mit Blut ist.
Die Wunde habe ich mir wahrscheinlich beim Sprung zugefügt.

Gerade eben dachte ich noch, ich hätte es unversehrt überlebt und im nächsten Moment muss ich feststellen, dass es nicht der Fall ist.
Es wäre auch viel zu einfach gewesen, wenn es das Schicksal einmal in meinem Leben gut mit mir meint.
Ich bin ein nutzloser Mensch und habe es nicht anders verdient, nicht wahr?
Das ist wahrscheinlich die Rache des Werwolfs Gottes für meine Tat.
Als wären die Werwölfe besser.
Ich tat das, was sie Tag für Tag tuen, weshalb es bald keinen Menschen mehr geben wird, auf dem Planeten, der eins die Erde war.

Ich setzte meinen Rucksack ab und hole mein kaputtestes Shirt raus, sowie eine Flasche Wasser.
Ich öffne die Flasche Wasser und tröpfle Wasser auf das Kleidungsstück, um die Wunde zu reinigen.
Das Shirt zerreiße ich anschließend und wickle es um mein verwundetes Knie.
Vor schmerzen schließe ich meine Augen und lehne mich an mein Rucksack ab.

Durch einen fürchterlichen Gestank, öffne ich meine Augen.
Es stehen drei verunstaltete Wölfe vor mir.
Ihr Fell ist dreckig und ungepflegt.
Ihre Augen sind schwarz und ihre Mäuler sind überseht mit Blut, aber es kann nicht ihr eigenes sein.

Es muss das Blut ihrer Beute sein.
Grauenhafte Narben übersehen ihren Körper und sie stellen sich Kampfbereit auf.
Ein Knurren verlässt das Maul von einem der Wölfe, ein anderer schlägt mit seiner Pfote gewaltsam in die Erde und der Dritte fletscht drohend langsam seine Zähne.

Sie stellen eine grandiose Einheit dar.
Einer gefährlicher, als der andere.
Wie viele Menschen werden sie wohl schon umgebracht haben?
Ich kann nur hoffen, dass Menschen ihnen die schlimmen Narben verpasst haben.

Ich will mir meine Pistole schnappen, doch ich kann sie nicht finden.
Hektische gucke ich mich um und finde sie in der Nähe der Schlucht, ein paar Meter von mir entfernt.
Unauffällig versuche ich aufzustehen, jedoch schaffe ich es nicht.
Mein Bein ist einfach zu unstabil und will mir nicht gehorchen.

Also versuche ich mich langsam auf dem Boden kriechend zur Schlucht.
Die Wölfe stehen noch immer an der gleichen Stelle und beobachten jede kleine Bewegung meinerseits.
Es wundert mich, dass mich noch keiner angegriffen hat, jedoch gefällt ihnen wahrscheinlich einfach die Jagt.
Eine sich nicht währende Beute, scheint für sie sicherlich langweilig.

Ich atme erleichtert aus, als ich endlich wieder an der Schlucht angekommen bin.
Alle meine Muskeln sind angespannt, mein Herz klopft, wie wild und mir läuft eine Schweißperle meine Stirn hinab.
Das habe ich mir etwas anders vorgestellt, doch bleiben wir realistisch.
Niemand hat gesagt, dass es nicht anstrengend werden würde und das ich gute Chancen hätte, meinen Plan vollständig umzusetzen.

Schnell ergreife ich meine Pistole und richte sie auf die Wölfe, in der Hoffnung den Überraschungsmoment auf meiner Seite zu haben.
Doch es stehen nur noch zwei von den Wölfen vor mir.
Es wäre auch zu schön gewesen, wenn es einfach wäre und alles glatt laufen würde.

Ist das der Moment, indem ich qualvoll sterben werde und somit die letzte Chance der Menschheit?
Was passiert, wenn ich sterbe?
Werde sie meinen leblosen Körper auffressen oder mich den Tieren des Waldes überlassen?
Werde ich endlich meine Familie wiedersehen und meinen Frieden finden, auch wenn ich mein Ziel nicht erreicht habe?

Plötzlich werde ich zur Seite geworfen und der verschwundene Wolf steht über mir.
Ich liege mit dem Rücken auf dem Boden, der Wolf hält mich mit seiner Pfote auf meinem Brustkorb an Ort und Stelle.
Er hatte den Überraschungsmoment auf seiner Seite, jedoch hat er nicht damit gerechnet, dass ich ein schnelles Relationsvermögen besitze.

Ohne wirklich drüber nachzudenken, schieße ich dem Wolf über mir ins Herz.
Sein lebloser Körper fällt auf mich herab und ich versuche ihn von mir herunter zu schrieben, doch er ist viel zu schwer.
Das habe ich nicht vorhergesehen, wodurch ich mein voreiliges Reaktionsvermögen wieder verfluchen könnte.

Ich schaue zu den zwei anderen Wölfe hinüber.
Diese zwei sind sich mehr als einig und setzten zum Sprung an, direkt in meine Richtung.
Das Feuer ist in ihren Augen zu erkennen, sie werden ihren Gefährten rächen.
Ich schaue ihnen direkt in die Augen, während ich erst auf den Hals den einen Wolfes Ziele und Abdrücke, um das selbe bei dem anderen Wolf zu wiederholen, nur Ziele ich nun auf sein Herz.

Nacheinander sacken die zwei Wölfe in sich zusammen und liegen schließlich in ihrem eigenem Blut, auf dem Boden.
Ich konzentriere mich nun wieder auf den leblosen Körper, der sich auf mir befindet.
Schweratmend krabble ich unter ihm hinweg und schubse ihn gewaltsam von mir, sodass ich endlich wieder frei bin.

Vorsichtig krieche ich nun wieder zu meinem Rucksack, der zum Glück noch an Ort und Stelle liegt.
Meinen Rucksack setzte ich mir wieder auf und will aufstehen, doch es gelingt mir nicht.

In meinem Blickfeld flackern schwarze Punkte auf, zuerst bin ich verwirrt, jedoch begreife ich schnell, was hier passiert.
Du darfst bloß jetzt nicht dein Bewusstsein verlieren, versuche ich mir innerlich zuzusprechen.

Die Punkte vermehren sich immer weiter, bis ein dunkler Schleier mein Blickfeld völlig vernebelt.
Gib nicht auf, sage ich innerlich zu mir selbst.
Es ist mir aber leider nicht möglich, mich wach zu halten und kurz darauf versinke ich in der Finsternis.

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