Neunundzwanzig

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"Wenn es nur so einfach wäre" seufz er und seinen Schultern sacken nach unten. Seine ganze Haltung wird schlapp und seine Maske bröckelt. Er wirkt plötzlich so verletzt und zerbrochen. Ich selbst entspanne mich auch wieder. Es besteht keine Gefahr mehr. "Es kann so einfach sein wenn du es nur zulässt. Ich könnte jetzt einfach gehen und du musst mich nie wieder sehen" sage ich vorsichtig. Ich darf jetzt keinen falschen Schritt machen. Es geht um meine Freiheit. Ich muss hier einfach raus. Diese Vier Wände Zwängen mich ein. Sie nehmen mir die Luft zum Atmen. "Es geht nicht!" Schreit er doch es ist nicht wie davor. Es hört sich schwach an. "Ein Werwolf hat diesen Drang seiner Mate nah zusein. Sie einfach in den Armen zu haben und ihren Geruch einatmen zu können. Ihre liebliche Stimme zuhören und zu wissen das man das wichtigste im Leben bei sich hat" flüstert er schon fast. "So ist es auch bei mir. Ich kann dich nicht einfach fort schicken. Du bist meine Mate. Dieser Drang ist so unfassbar stark. Ich will dich einfach bei mir haben.. ich will deine Haut berühren.. deinen Herzschlag hören.. deinen Geruch in mir aufnehmen.. dir einfach in deine wunderschönen Augen schauen und mich drin verlieren.. all meine sorgen vergessen.. deine kleine zarte Hand in meiner halten und nie wieder los lassen... Doch du bist ein Mensch. MAN!" Sagt er gefühlvoll als würde er in Gedanken sein doch am Ende brüllt er nur noch. Er schlägt mit der Faust gegen die Wand so das ein großes Loch entsteht. Seine Hand bleibt unversehrt. Leider. Seine Worte hätten mich beinah in ihren Ban gezogen doch durch sein Gebrüll bin ich wieder komplett bei verstand. "Schick mich Fort und du wirst dich nie wieder damit beschäftigen müssen. Du wirst mich mit der Zeit vergessen. Dann ist alles wieder wie vorher" schlage ich leise vor. Ich will hier weg einfach weg. Mein Vorschlag scheint ihm nicht zu gefallen. Er schüttelt seinen Kopf verneinend und schlägt nochmal gegen die Wand. Ich schrecke kurz zurück. Die Wand kann doch nichts dafür. "Es geht so nicht" knurrt er bevor er den Raum verlässt. Ich blicke ihm nach bis er die Tür zuschlägt. Mit einem Knall ist die Tür geschlossen. Die Wand bebt kurz bevor alles still ist. Nichts als stille herrscht mehr. Ich war so kurz davor so kurz. Ich hätte wieder frei sein können mal wieder. Doch es kommt immer was dazwischen. Wenigstens wurde ich nicht allzu sehr verletzt. Ich habe nur diese Wunde am Arm. Ich blicke auf meinen Arm der immer noch blau lila ist. Es sieht schlimm aus doch ich bin schlimmeres gewohnt. Ich selber habe leben beendet. Ich sah Menschen aus meinem Dorf verbluten und noch andere schreckliche Sachen. Ich geh schnell ins Badezimmer und halte meinen Arm unter kaltem Wasser in der Hoffnung das die schmerz aufhören. Mein Blick landet auf meinem Spiegelbild. Ich sehe mehr als schrecklich aus. Man könnte sagen ich bin eine lebende Leiche. Ich sehe blass aus und unter meinen Augen sind tiefe Schatten. Meine Knochen stechen alle hervor. Ich wende den Blick von meinem Spiegelbild ab. Ich kann den Anblick nicht ertragen. Ich will das alles nicht mehr. Es soll alles einfach vorbei gehen.

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