Sechsundzwanzig

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Nach dem ich den alten fetzten ausgezogen habe zieh ich mir das schöne frische graue Kleid über den Kopf. Ich ziehe es herunter und zupfe es zu recht. Es ist mir ein wenig zu groß aber dennoch wunderschön.
Im Spiegel betrachte ich das Kleid wie es an mir sitzt. Ich sehe wie ein anderer Mensch aus obwohl ich nur meine Kleidung gewechselt habe. Da sieht man wieviel so eine eigentliche Kleinigkeit ausmachen kann. Nachdem ich mich genug im spiegelbetrachtet habe gehe ich an die Spüle.
Sie sieht edel und schick aus etwas was wir uns niemals im Dorf hätten anschaffen können. Ich bin froh über so vieles bescheid zu wissen obwohl wir nie das Glück hatten sowas zu besitzen. Meine Mutter wäre bestimmt total begeistert gewesen würde sie dieses moderne Schloss sehen mit all den Möbeln. Sie hat sich früher immer so beschwert das wir jedes Mal zu diesem Fluss gehen mussten um Wasser zu holen.
Sie schwärmte immer vor mir wie schön es sei sowas nicht zutun müssen. Einfach Wasser immer bereit haben ohne das man erstmal zum Fluss muss und das Wasser in Eimern nach Hause zu schleppen. Nicht nur über dies wäre sie froh sondern um einiges mehr. Sie hat sich immer ein sorgenfreies Leben gewünscht doch dies hatten wir nie und werde ich nie haben.
Ich spritze mir Wasser ins Gesicht und schalte den Wasserhahn wieder aus. Ich drehe mich zur Seite und entdecke ein fetzten Stoff. Ich nehme ihn mir zur Hand und trockne damit mein Gesicht und meine Hände ab.
Bevor ich die Tür öffne blicke ich nochmal in den Spiegel. Diesmal achte ich nicht auf mein Kleid sondern auf meine Matten Augen die so leer wirken wie nie zuvor. Sie sind ein Einblick in meine Seele.
Ich öffne die Tür und trete heraus. Vor mir steht ein wartender Evan und wenn ich nicht aufgepasst hätte wäre ich in ihn reingelaufen.
"Da bist du ja endlich. Ich warte doch nicht ewig auf eine Frau" sagt er abwertend. Er tut so als wären Frauen eine Minderheit obwohl sie viel mehr macht als Männer beweisen. Frauen erleiden jeden Monat ihre Menstruation und bringen ein lebendiges Kind auf die Welt. Frauen kümmern sich um alles egal ob es der Haushalt ist oder sich um die Kinder zu kümmern. Frauen stecken immer wieder ein nur um mehr zu geben. Frauen sind nicht weniger wert als Männer. Eine Welle Hass bahnt sich in mir auf und droht über zu schwappen doch bevor ich noch irgendwas schlimmes anrichten kann schließe ich wieder meinen Mund. Ich unterdrücke mal wieder alle meine Gefühle und das nur um mich zu schützen. Krampfhaft folge ich dem König durch die vielen Gänge. "Das Kleid steht dir übrigens recht gut" teilt er mir mit nach dem er mich von der Seite gemustert hat. Das er mir ein Kompliment machen würde hätte ich echt nicht gedacht. Mal etwas nicht so negatives von ihm was mich überrascht. "Du müsstet nur mal wieder an den Hüften zu legen du siehst ja aus wie eine zerbrechlicher Ast" fügt er hinzu. Und so schnell kann er wieder etwas ruinieren doch bei einem hat er recht. Ich bin zerbrechlich auch wenn ich es mir nicht gerne eingestehe. Ich habe in letzter Zeit viel an Kraft verloren die mich vorher so stark machte.
"Hier befindet sich dein neues Schlafzimmer. Mein Schlafzimmer befindet sich nur ein paar Tüten weiter damit ich dich immer in meiner Nähe habe damit du ja kein Unsinn anstellst und ich warne dich nur eine falsche tat und du bist schneller wieder im Keller als du denken kannst" droht er mir. Seine Stimme ist wieder so tief das sich meine Haare aufstellen. Er kann ganz schön angsteinflössend sein. "Das Badezimmer befindet sich rechts von deinem Zimmer und ich werde dich morgen pünktlich um 9 Uhr wecken dann zeige ich dir dein neues Zuhause. Ich wünsche dir eine gute Nacht" erzählt er mir noch. Seine Hand legt er an meinen Rücken und damit drückt er mich näher zu ihm. Seine Lippen landen auf meiner Stirn auf der er einen zarten Kuss hinterlässt. Nachdem lässt er mich wieder von sich und verschwindet in einer der vielen Gänge.

MoonriseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt