Dreizehn

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Ich sammle meine ganze Kraft und werfe mich auf meine linke Seite.
Durch den verursachten Schwung, falle ich schmerzhaft auf den Boden.
Mein ganzer Körper schmerzt schrecklich, jedoch ignoriere ich es.
Ich will nicht mehr und ich kann nicht mehr.

Ich werde es selber beenden.
Sie hatten ihre Chance, aber wenn sie diese nicht nutzen wollen, werde ich es wohl selbst tuen müssen.
Als würde ich noch länger leben wollen, wenn ich weiß, dass ich mit Werwölfen zusammen leben soll und dann noch deren Königen werden soll.

Allein dieser Gedanke ist vollkommen lächerlich.
Ich, ein Mensch, soll deren Königin werden?
Das glaube sie doch selbst nicht, es kann gar nicht sein.
Es geht einfach nicht, dass kann nicht sein.
Ein Mensch kann nicht die Seelenverwandtin eines Werwolfes sein, dass ist nicht möglich.

Es kann nicht wahr sein.
Er muss sich einfach geirrt haben, vielleicht gehört auch nur alles zu einem abgedrehten und verrückten Spiel.
Sie wollen mich sicherlich nur in die Irre führen, mich auf lange Sicht quälen, bis ich irgendwann, in ferner Zukunft, vielleicht erlöst werde.

Gleich wird alles vorbei sein, denke ich mir.
Ich strecke meinen schmerzenden Arm nach dem Messer aus, welches ganz in der Nähe liegt und ergreife es zügig.
Zitternd zieh ich das Messer zu mir, platziere es an meine Pulsader und will grade zuschneiden, als mir das Messer aus der Hand gerissen wird.

Das Messer wird mit einer unmenschlichen Kraft weggeschleudert und landet mit einem klirren auf dem Boden.
Diese Aktion hätte wirklich ins Auge gehen können, es hätte jemanden verletzten können, doch das schien ihn nicht zu interessieren.

Zaghaft blicke ich hoch und schaue in das wutverzerrte Gesicht vom König.
Es hätte jetzt alles vorbei sein können, aber nein, ein weiteres Mal verhindert es der König. Ich müsste sein Leben beenden, doch nun versuche ich meine eigenes Leben zu beenden. Die Betonung liegt auf versuche, denn es wurde erfolgreich verhindert.

„Was sollte das?" Flüstert er mit einer gefährlichen Stimme und zerrt mich wieder gewaltsam auf den Tisch.
Alle meine Wunden brennen und tuen weh, was durch seine Tat nur verstärkt wurde.
Der wütende Blick vom König liegt auf mir, ich kann es spüren.
Es ist als würde mich dieser erdolchen.

Die Menge beobachtet alles und ein paar haben sich um die Leiche der Wache versammelt.
Es waren höchstwahrscheinlich Familienangehörige oder Freunde.
Sie alle haben einen traurigen Blick.

„Du blamierst mich vor meinem Volk, mit so einer dummen Tat!" zischt er mir leise und wütend zu.
Seine Hand liegt auf meinem Unterarm und er drückt fest zu.

Vor schmerzen beiße ich meine Zähne zusammen und kralle meine Fingernägel in meine Handinnenfläche, um keinen Laut von mir zu geben.
Der König macht keine Anstalt aufzuhören und schwarze Punkt erscheinen vor meinen Augen.

Kurz bevor ich dachte, jetzt würde alles verschwinden, löst sich seine Hand von meinem Arm.
Ein roter Streifen ziert meinen Arm.
Alles schmerzt so unendlich doll und ich will einfach nur von all dem erlöst werden.

„Die Versammlung ist beendet" verkündet der König.
Die Menge löst sich auf, bis auf die Angehörigen der Leiche.
Sie sitzen im stillen neben der Leiche und Tränen kullern ihre Wangen hinunter.
Sie alle trauern um den Werwolf, der von uns gegangen ist.

„König" spricht eine Wache und verbeugt sich vor dem König.
Es gibt hier doch mehr Wachen, als ich zuvor dachte.
Sie werden scheinbar nicht gut eingesetzt, ansonsten wäre ich nicht soweit gekommen.

"Schafft die Leichen weg und säubert alles" sagt der König zur Wache und nickt ihm noch  einmal zu.
Die Wache verschwindet schnell und läuft zu den anderen Wachen.
Eine plötzliche Müdigkeit scheint mich zu überrollen und meine Augenlider werden immer schwerer.

Mein Kopf dröhnt und schmerzt höllisch.
Ich beschließe einfach ein Nickerchen zu machen.
Vielleicht stehe ich danach einfach nicht mehr auf und all meine Probleme sind vergessen.
Das wäre einfach, denke ich mir müde.

„Schlaf gut, meine geliebte Königin" höre ich noch, bevor sich alles in ein Rauschen verwandelt.
Ich seh nur schwarz, mehr nicht.
Hören tue ich nur ein Rauschen.
Fühlen tue ich rein gar nichts mehr.
Es ist als, wäre ich in einer anderen Dimension.
Ich befinde mich ganz allein in meinem persönlichen Albtraum.

Ein hämmern an die Tür, weckt mich aus meinem Schlaf.
In meinem Kopf ist alles durcheinander und ich kann mich nicht genau an die letzten Geschehnisse erinnern.
Alles befindet sich in einem dunklen Nebel und mir gelingt es nicht meine Gedanken zu ordnen.

Ich versuche meine Augen zu öffnen, nach mehrer Versuchen, gelingt es mir endlich.
Ich scanne mein Umfeld und mache eine unschöne Entdeckung.
Ich liege auf dem kalten Boden, in einem dunklen Raum ohne Fenster.
Ich scheine nicht Tod sein, es sei denn, ich befinde mich in meiner persönlichen Hölle, was gut möglich ist.

Die Luft hier ist stickig und eklig.
Ich fühle mich dreckig und alles schmerzt wieder.
Diese ewigen Schmerzen bringen mich um meinen Verstand.
Wieso kann ich nicht einfach, nichts spüren?

Ich blicke wieder zur Tür, an der es gehämmert hat.
Sie steht offen.
Ein etwas ältere Mann betritt den Raum.
In seiner einen Hand hält er eine große Tasche.
Diese Tasche scheint voll befühlt zu sein und deutet darauf hin, dass es sich um einen Arzt handeln muss.

„Schön, dass sie endlich wach sind, meine Königin.
Ihnen wurde eine Spritze mit einem Schmerzmittel verabreicht, für die Schmerzen. Wie geht es Ihnen?" Fragt er mich, nachdem er sich verbeugt hat, welche er sich gänzlich hätte sparen können.

Er geht neben mir in die Hocke und tastet meine Stirn ab.
„Ich-" beginne ich, jedoch unterbreche ich mich selbst mit einem starken Hustenanfall.
Eine eklige Flüssigkeiten kommt mir hoch, an welcher ich beinah verschlucke.
Sie schmeckt bitter und Kratz in meinem Hals.

Ich spucke die hochkommende Flüssigkeit auf dem Boden, um an dieser nicht zu krepieren.
Es tut weh, diese auszuspucken und krampfhaft versuche ich zu atmen.
Mein Blick gleitet, wie selbstverständlich, zum Boden auf dem sich die Flüssigkeit befindet.
Die Flüssigkeit ist rot und irgendwie klebrig.

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