Zwölf

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Plötzlich geschieht alles so schnell, dass den Geschehnissen gar nicht mehr folgen kann.
Überallhin spritzt Blut und aus der Menge ertönen aufschreckende Schreie.
Mitten in der Menge landet ein abgetrennter Kopf.

Ein Knall ertönt und die Menge wird wieder still, als hätte es gerade kein Blut geregt und als wäre ihnen kein abgetrennter Kopf entgegen gekommen.
Sie gehorchen alle brav dem König, wie es in einem Rudel üblich ist.

„Das hier" schreit er laut und zeigt währenddessen auf den leblosen Körper der Wache, was ich nur im Augenwinkel betrachten kann.
Jetzt erkenne ich auch endlich das Gesicht von dem König.

Markantes Kinn, dunkel Augen, gebräunte Haut und einen drei Tage Bart.
Wäre er nicht der König,würde ich ihn glatt attraktiv finden.
Dies entspricht jedoch nicht der Realität, somit kann ich nur Verachtung für ihn empfinden.

„Passiert wenn ihr, ihr nur ein Haar krümmt, ihr zu nahe kommt, schlecht über sie spricht, sie berührt oder sie nur zu lange anblickt." droht er mit lauter Stimme.
Diese Mal ist Wut in seiner Stimme zu hören, was er auch mit jeder Faser seines Körpers ausstrahlt.

Ich verstehe nicht, wieso er sowas sagt.
Was sollen seine Worte bedeuten und was ist sein Hintergedanke währenddessen?
Ich kann mir nicht vorstellen, was seine Intention sein soll und was er mit seiner Tat ausdrücken wollte.

Der König kommt wieder auf mich zu und legt seine Hand sanft auf meinen Kopf.
Er soll seine blutverschmierten Hände von mir nehmen, denke ich mir wütend, aber sage kein Wort.

Die Menge zieht scharf die Luft ein und einige protestieren dagegen.
Seine Worte treffen auf Verständnislosigkeit, was ich wirklich nachvollziehen kann.
Ich verstehe es ja selbst nicht.

"Sie ist ein Mensch! Ab mit den Kopf!" Ruft eine ziemlich laute Stimme durch die Menge, doch man kann die Stimme niemanden zu ordnen, dafür sind es zu viele.
Immer mehr aus der Menge, wiederholen was er gerufen hat.
Bevor das noch alles eskalieren kann, ertönt ein ohrenbetäubendes Knurren, welches alle verstummen lässt.

„Sie ist unsere Königin, meine Mate, meine Seelenverwandtin und somit die Luna von Moonrise" ruft er durch die Menge und schaut mit einem liebevollen Blick auf mich hinab.

Alle erstarren.
Es wird wieder einmal ganz still.
Mein Herz bleibt stehen, nachdem ich seine Worte realisiert habe.
Mein ganzes Leben bleibt stehen, könnte man sagen.
Was passiert hier, frage ich mich ehrfürchtig.
Das kann doch nicht wahr sein.

Es ist eine Lüge.
Ich habe mich verhört.
Es kann nicht wahr sein.
Ich will nichts mit dem ganzen Kram zutun haben.
Mein Leben ist vorbei.
Es ist die Zeit gekommen zu meiner Familie zurückzukehren.

„Sie ist ein Mensch" schreit jemand aus der ersten Reihe verächtlich und bricht damit die Stille.
Es wird viel getuschelt und alles eskaliert.
Sie kommen nicht damit klar, dass ich die neue Königin werden soll.

Ich selber will es nicht einmal.
Wo bleibt der Henker, wenn man ihn braucht?
Ich bin bereit zu sterben, also bitte bringt es zu Ende, was ihr begonnen habt.
Der Tod ist mir lieber, als über die Folgen seiner Worte nachzudenken.

Die Hand von meinem Kopf verschwindet und ich atme erleichtert aus.
Endlich ist seine Hand weg, stelle ich erleichtert fest.
In meinem Blickfeld erscheint der König wieder, der auf den Weg zur ersten Reihe ist.
Ich ahne bereits ungutes.

Kurz vor der ersten Reihe verwandelt er sich schlagartig. Die Verwandlung verläuft so schnell, dass man nur ein kurzes knacken hört, bevor er in seiner Wolfsform erscheint.

Sein Fell ist dunkel grau und er ist wirklich riesig. Seine Augen leuchten dunkel rot und seine Pfoten sind schwarz, als wären sie in Farbe getunkt.
Er hat Angsteinflößend spitze Fangzähne, die er gefährlich fletscht.
Sein Gang strahlt pure Macht aus, wie bereits zuvor.

Alles in einem, macht er einem wirklich Angst. Er springt hoch und landet auf seinem Opfer, also der Person, die zuletzt sprach.
Er knurrt ihn gefährlich an und kurz darauf zerreißt er ihn in zwei Teile.

Er hat seine Drohung in die Tat umgesetzt.
Er meint alles vollkommen ernst, was ich mir geschockt aufatmen lässt.
Er spricht die Wahrheit und hinterlässt keine leeren Drohungen.
Ich soll die neue Königin sein und wäre somit seine Frau.

Das kann doch alles nicht echt sein, dass muss doch ein Traum sein, ein ganz schlimmer Albtraum.
Es ist jedoch leider die Realität und ich würde nichts daran ändern können, außer ich würde mein Leben selber beenden.

Die Menge nimmt ein Sicherheitsabstand von dem Wolf und seinem nun zerstückelten Opfer.
Sie alle gucken ängstlich zum Wolf.
Mal wieder ist überall Blut und der zweite Werwolf ist wegen mir gestorben, aber nicht durch meine Hand, was ziemlich verwunderlich ist.

Er sollte Tod sein und das alle hier, hätte nie passieren dürfen.

MoonriseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt