Zwei

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Ein rascheln ertönt und ich erwache schnell aus meinem Schlaf.
Ich habe zum Glück keinen tiefen Schlaf, denn das würde mir in solchen Situationen zum Verhängnis werden.
Ich greife schnell nach meinem Rucksack und nehme meine Waffe raus.
Sie sieht aus wie eine Pistole, aber hat besondere Kugeln, die aus Werwolf Gift sind. Die Pflanzen sind selten, doch meine Mutter schaffte aus einer zehn Stück zu machen.
Ich halte die Waffe vor mich gerichtet und stehe auf.

Hinter mir befindet sich eine Felswand, an der ich geschlafen hab.
Ich blicke in alle Richtungen, jedoch sehe ich nichts.
Plötzlich ertönt das Geräusch links von mir, im Gebüsch und ein verängstigtes Reh springt heraus. Es blickt sich panisch um und schaut mir für eine kurzen Augenblick in die Augen, bevor es weiter rennt.
In seinem Blick war pure Angst.
Es war auf der Flucht, wahrscheinlich vor einem Werwolf.
Das bedeutet, ich bin auch in Gefahr.
Schweigend danke ich dem Reh, während ich ihm noch für einen kurzen Moment hinterher schaue.

Ich packe schnell alle meine Sachen zusammen und verwische die spüren, sodass es nicht all zu offensichtlich ist, dass ich hier war.
Mein Geruch wird noch hier sein, aber sie werden keine anderen Beweise finden, wo ich mich jetzt befinden könnte.

Ich laufe mit schnellen Schritten los, Richtung Süden.
Ich habe kein Ziel.
Ich laufe nur immer weiter, um zu überleben.

Mein Ziel ist es zu überleben und doch frage ich mich erneut, was es mir bringen soll.
Ich bin allein und werde es bis zum meinem Tod auch bleiben.

Was ist das für ein Leben?

Es ist kein lebenswertes Leben, so viel steht fest.
Um ehrlich zu sein, ist es kein Leben.
Es handelt sich hierbei um das reine Überleben und hat nichts mehr mit einem Leben zutun.
Ich habe rein gar nichts mehr.
Ich bin so unfassbar einsam und verzweifelt.
Erneut frage ich mich, ob es das alles wert ist und wieso ich weiter kämpfe.

Wieso gebe ich nicht auf und folge den Menschen, die ich verloren habe?

Diese Gedanken versetzt mir ein schmerzhaftes Stechen im Herzen und ich bleibe ruckartig stehen.

Wieso sollte ich weiterhin weglaufen, wenn ich kein Ziel habe, was ich erreichen kann?

Es ist kein zeitlich begrenzter Zustand, sondern ein dauerhafter Zustand, dem ich nicht entkommen kann.

Ich werde so oder so sterben, ob jetzt oder in ein paar Jahren, an der Situation wird sich nichts ändern.

Allein, ohne Ziel.
Seit 2 Jahren verläuft mein Leben schon so, aber jetzt ist Schluss damit.
Mein Entschluss steht fest.

Es geht so nicht weiter.

Ich werde nicht mehr davon laufen.

Ich werde mich der Gefahr stellen.

Ich werde mich rächen, für meine Familie.

Für alle Menschen.

Ich, Clary Dickson werde den König der Werwölfe, Evan Black, umbringen.

Ich werde allem eine Ende setzen, indem ich ihn töte.

Das Ende von Moonrise, werde ich sein.

Ich drehe mich wieder um und laufe in die Richtung, aus der das verängstige Reh kam. Mit meiner Waffe in meiner Hand renne ich so schnell ich kann und scanne mein Umfeld.

Wo bist du nur?

Ich bleibe stehen, spitze meine Ohren und lausche.
Ich höre den Wind.
Blätter die rascheln.
Das Fließen eines Flusses.
Eine Eule.
Und Pfotenschläge auf dem Waldboden.

Ich laufe wieder los und folge meinem Instinkt.
Das Geräusch wird immer lauter.
Ich sehe ihn schon von weitem.
Es ist ein grauer Wolf.
Er ist groß und seine Gestalt kann einem wirklich Angst machen.
Doch ich habe keine Angst.
Ich verfolge mein neues Ziel.
Ich verstecke mich leise hinter einem Baum.

Ich sicherer die Pistole und komme aus meinem Versteck raus.
Der Wolf dreht sich blitzschnell um und guckt mir mitten ins Gesicht.
Seine Augen sind grün und sie funkeln mordlustig.

Er denkt ich wäre seine Beute, doch er ist meine.

Ich wette meine braunen Augen funkeln auch vor Mordlust.
Dieser graue Wolf wird mein erster Wolf sein, welchen ich umbringe und bestimmt nicht der letzte.
Der Wolf knurrt ohrenbetäubend und will auf mich springen, doch bevor er das tuen kann, drücke ich den Auslöser meine Pistole.

Ich ziele genau zwischen seine Augen.
Sobald ihn die Kugel trifft, welche ich hervorragend abgezielt habe, verlieren seine Augen schlagartig ihre Farbe.
Aus der Schusswunde strömt Blut und das nicht grade wenig.
Es bildet sich eine Pfütze aus Blut, vor seinen Pfoten und es dauert nicht lange, bis er in sich zusammensackt.
Bevor das Leben aus ihm strömt, blickt er mich mit einem undefinierbaren Blick an, jedoch hält dieser nicht lange an.

Mit einem stolzen Grinsen betrachte ich meinen ersten ermordeten Werwolf, einer von zukünftig vielen.

Mit festen Schritten gehe ich zu dem leblosen Wolfskörper.
Ich hocke mich neben ihm hin und berühre ein letztes Mal sein Fell.

Lasset die Spiele beginnen'" flüstere ich ihm leise zu und erhebe mich wieder.

Ich laufe wieder los und suche mir einen neuen Schlafplatz, da die Sonne erneut langsam untergeht.

Ein weitere Tag endet, jedoch ist dies erst der Anfang von einem neuen Lebensabschnitt.

Es ist der letzte Tag, an welchem ich eine Geflüchtete bin, denn nun bin ich der Jäger.

MoonriseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt