Sechs

9.8K 483 16
                                    

Mit guter Laune, wache ich ziemlich früh am Morgen auf.
Ich nehme mir aus meinem Rucksack mein Trinken und trinke großzügige Schlücke. Nachdem ich etwas getrunken habe, packe ich mein Trinken wieder weg und hole stattdessen meine Waffe und meine Munitionen heraus. Ich packe mir alles zurecht und schwinge dann meinen Rucksack auf den Rücken.

Es ist soweit, ich werde es wirklich tuen.

Plötzlich kommen mir Gewissensbisse hoch und ich bin mir nicht mehr sicher, ob es das richtige ist.
Ich zerstöre unschuldige Familien damit und handle somit nicht besser, als sie selbst.
Frustriert verpasse ich mir selbst einen Schlag, so darf ich nicht denke.
Ich muss es tuen und meine Gedanken dürfen mich nicht davon abhalten.
Nichts und niemand darf mich von meinem Plan abhalten.

Naja der Tod könnte mich aufhalten, aber vorher würde ich es wenigstens versucht haben.
Ich klettere vom Baum runter und laufe die letzten wenigen Meter an die Grenze.

Mit der Waffe in meiner dünnen Jacke, laufe ich die Straßen entlang.
Von weitem erkenne ich bereits das prächtige Schloss, auf welches ich geradewegs zulaufe.
Bis jetzt hat mich noch niemand bemerkt und die Straßen sind so gut, wie leer.

Hier werde ich niemanden umbringen, dass würde zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, die ich keines falls haben darf.
Mein Ziel ist es den König umzulegen, also muss ich ins Schloss, denn ich von mir sicher, dass sich der Herr dort befindet.

Ich werde so viele Werwölfe, wie möglich, mit in den Tod ziehen.
Ich werde dem König zeigen, dass man mit Menschen leben, nicht so einfach spielen kann.

Ich bekomme schräge Blicke von einer Gruppe mit jugendlichen zu geworfen.
Sie checken mich einmal ab und gucke mich dann angewidert an.
Meinen Duft nehmen sie scheinbar gar nicht wahr, ansonsten wäre ich sicherlich bereits Tod.
Verärgert denke ich daran, dass diese Blicke meinem Aussehen gewidmet sind.

Es ärgert mich, dass sie einen so großen Wert darauf legen.
Ihnen sind die wichtigen Sachen im Leben nicht bewusst, dass bemerke ich sofort.
Ein Mensch würde niemals anschauen, eher schockiert und stolz.
Uns ist bewusst, die Überlebenden sind wirklich starke Persönlichkeiten.

Wird ein Mensch nicht von einem Werwolf umgebracht, tut er es selbst.
Dieses Leben ist nicht lebenswert und ich kann es verstehen, wenn viele Menschen ihrem Leben selbst und unabhängig von allem anderen, ein Ende setzten wollen.
Es ist traurig, aber auch so verständlich.
Nur die stärksten halten dieses Leben aus.

Ich geh schnell weiter und bewege mich im Schatten. Ich darf keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen und mit meinem Aussehen tue ich es leider.
Ich falle durch mein Aussehen und mein Geruch auf, nicht weil man mir ansieht, dass ich ein Mensch bin, sondern weil mein Erscheinungsbild ziemlich abartig ist.
Die Werwölfe, die hier herumlaufen, natürlich in Menschengestalt, sehen alle sehr gepflegt und zurecht gemacht aus.

Es wundert mich nicht, hätte ich die Möglichkeiten, würde ich es auch liebend gerne tuen, einfach um mich einmal im meinen Körper wohl zu fühlen.
Es spielt aber keine Rolle mehr, meine letzten Stunden ticken und bald ist alles vorbei.
Nur mein Ziel spielt noch eine Rolle.

Staunend gucke ich mir die gigantischen Gebäude um mich herum an.
Es ist alles so modern und so unglaublich faszinierend.
Ich hatte bereits eine Vorstellung, durch die Sagen, die uns bereits als kleinen Kinder erzählt wurden, aber die Realität ist so viel magischer.

Ich habe sowas noch nie zuvor gesehen und bin von dem Überblick völlig erstaunt.
An den Seiten der Straße, befinden sich kleine Geschäfte.
Ein himmlisch riechender Duft steigt mir in die Nase und ich erkenne ein Geschäft, aus dem gerade etwas Essbares herausgereicht wird.

Es ist rund und sehr flach, darauf scheint irgendwas zu sein, was wie Fleisch ausschaut.
Von dem Anblick bin ich leicht verwirrt, ich habe keine Ahnung, was das ist, aber es riecht köstlich.
An liebsten würde ich auch sowas essen, aber mir ist bewusst, dass das niemals etwas wird und ich darf meine Zeit mit so etwas nicht verschwenden.

Ich muss mich auf wichtigere konzentrieren und darf mein Ziel nicht aus den verlieren.
Das Schloss.
Wenn ich so weiter trödeln würde, würde ich zu viel Aufmerksamkeit auf mich ziehen und meinen Plan völlig vereiteln.

Vor mir erblicke ich ein goldenes und unfassbar großes Tor.
Dahinter steht das Schloss, es strahlt Macht und Kälte aus.
Es ist wunderschön, viel zu schön für den König und seiner Gefolgschaft.
Er hat sowas nicht verdient, er sollte in einem Loch wohnen, was dunkel und kalt ist, genau wie sein Inneres.
Es würde seine Taten widerspiegeln und es ist genau das, was er verdient hätte.

Der ganze Anblick und meine Gedanken, lassen mich frustriert ausatmen.
Ich lasse mich wieder von dem Anblick ablenken, aber es ist alles so neu und so berauschend.
Ich wünschte ich hätte mehr Zeit für diesen Anblick, aber leider habe ich dies nicht.

Versteckt in einem Busch, beobachte ich die Wachen am Toreingang.
In einem unerwarteten Moment, springe ich aus meinem Versteck und erschieße die Wachen, die vor dem Tor stehen.
Ich hätte nicht gedacht, dass mir dies so einfach gelingen würde.
Ich hatte den Überraschungsmoment auf meiner Seite.

Nun liegen sie beide bewegungsunfähig auf dem Boden.
Blut strömt aus ihren Wunden, wodurch langsam kleine Blutpfützen entstehen.
Ich kann nur hoffen, dass keiner etwas davon mitbekommen hat.
Es wäre nicht gerade vom Vorteil, wenn gleich unzählige Wachen auf mich zugelaufen kommen würden.
Diese zwei habe ich noch erledigen können.

Ich schleiche mich vor und gebe den Zahlen Code ein, den ich mir gemerkt habe, als sie den eingetippt haben.
Das spionieren im Busch macht sich bezahlbar und ich bin froh, dass ich überlegt gehandelt habe.
Ich habe ja nicht umsonst 3 Stunden im Busch gesessen.

Ihre Fähigkeiten sind auf jeden Fall nicht mehr so gut wie früher.
Ihr Geruchssinn ist schlechter geworden.
Sie hören nicht mehr so gut und bemerken mich nicht einmal.
Es wird daran liegen, dass sie sich zu sicher sind.
Sie führen nun ein bequemes und einfaches Leben, was sie alle verletzlich und schwach macht.

Genau dies ist meine Chance.

Wir sehen uns, König Evan Black.

MoonriseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt