Elf

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Das Messer wird von dem Mann durch die Luft geschwungen und gibt ein schneidendes Geräusch von sich.
Das Gejubel von der Menge verwandelt sich in ein Rauschen.
Meine Augen sind immer noch geschlossen.

Das kalte große Messer berührt meinen Nacken und ich fühle eine warme Flüssigkeit, die meinen Nacken herunter läuft.
Ich öffne schmerzerfüllt meine Augen.
Doch plötzlich stoppt alles und das kalte Messer verschwindet von meinem Nacken.

Die Menge senkt sich auf die Knie und wird ganz still.
Es ist kein mucks mehr zu hören und sie alle verhalten sich exakt gleich.
Es ist, als würde es keiner mehr wagen sich zu bewegen, als wären sie erstarrt.

Sie blicken alle zu mir.
Ich vermute es zumindest, es könnte aber auch sein, dass sich etwas hinter mir befindet, was sie ihrer Aufmerksamkeit widmen.
Man hört nur noch den wehenden Wind.

Ich würde gerne einen Blick hinter mich wagen, jedoch lassen dies meine Wunden nicht zu und mein Körper scheint mir nicht mehr zu gehorchen.
Ich bin immer noch so schwach und mein Körper scheint zusätzlich vor Angst gelähmt zu sein.

Schwere Schritte erklingen hinter mir, was eine Gänsehaut auf meinen Körper verursacht.
Kurz neben mir, bleiben sie stehen.
Ich versuche zu der Person zu schielen, aber es gelingt mir nicht.
Ich kann niemanden sehen, jedoch bin ich mir sicher, mir die Schritte nicht eingebildet zu haben.

„Der König kommt" sagt der Mann, der diese Veranstaltung führt, mit lauter Stimme, damit es bloß jeder mitbekommt.
Alle neigen ihre Köpfe und man hat das Gefühl, dass sogar der Wind verstummt.
Gähnende stille umfängt mich.

Eine merkwürdige Stimmung herrscht und ich will einfach nur von hier weg.
Jetzt wird mich der König bestimmt umbringen und nicht ich ihn.
Ich schaff auch wirklich gar nichts, stelle ich deprimiert fest.

Nicht mal bewegen kann ich mich.
Ich bin hoffnungslos ausgeliefert, würde ich mal sagen.
Wieder ertönen Schritte hinter mir, dieses Mal sind es lautere und festere Schritte, die Macht erstrahlen.

Es wundert mich, dass dies möglich ist, jedoch beweisen es mir diese Schritte.
Ich spüre an meinem Nacken erneut eine Flüssigkeit.
Ich wusste es, er bringt es zu Ende.

So ein Ende muss der König verbringen, dass sollte mir eigentlich bewusst sein.
Es wäre nicht ehrenhaft genug, wenn es ein einfacher Bürger von Moonrise tuen würde.
Ich schließe meine Augen, doch mich durchfährt kein Schmerz, wie ich es eigentlich erwartet hätte.

Normalerweise müsste ich doch jetzt furchtbare Schmerzen haben.
Ich öffne wieder meine Augen.
Was für ein Durcheinander, denke ich mir nebenbei.

Die Menge hält immer noch ihren Kopf geneigt und langsam erkenne ich eine Person neben mir.
Es ist ein Mann, dass muss der König sein, da bin ich mir ziemlich sicher.
Ihn umgibt eine Ausstrahlung, die nur so von macht trotz.

Schwarze Schuhe, eine schwarze Hose und ein weißes Hemd zieren seinen Körper, was sich perfekt an seinen Körper schmiegt, als sei es maßgeschneidert, was sehr gut der Wahrheit entsprechen könnte.
Sein Gesicht kann ich so nicht erblicken, denn bis dahin reicht mein Blick nicht.

Plötzlich spüre ich eine warme Hand auf meiner und an liebsten würde ich sie gewalttätig wegschlagen.
Es ist die Hand des Königs, die meine Kälte umgibt.

Auf einmal gleitet seine Hand am Schnitt entlang, welcher meinen Nacken ziert.
Mein Blut müsste sich nun auf seiner Hand befinden.
Schmerzhaft ziehe ich die Luft ein.
Die Wärme der Hand verschwindet und ich spüre etwas flauschiges an meinem Nacken. Ich fühle mich vollkommen hilflos und ihm ausgeliefert.

Ich kann nichtmal sehen, was hier passiert.
Es löst ein Unwohlsein Gefühl in mir aus, ich kann das ganz und gar nicht leiden.
Was passiert hier und wieso passiert es, frage ich mich, aber ich erhalte keine Antwort auf meine Fragen, denn keiner sagt etwas.

Das flauschige, was höchstwahrscheinlich ein Tuch war, verschwindet von meinem Nacken. Ich versuche meine kopf anzuheben, was mir nach kurzem auch gelingt.
Doch bevor ich wirklich irgendwas sehen kann, wird mein Kopf wieder sachte herunter gedrückt.

„Volk" betont der König neben mir und die Menge erhebt ihre Köpfe.
Sie bleiben verbeugt und stumm, sie warten auf die nächsten Worte des Königs.
In ihren Gesichtern Schock und Ehrfurcht zu erkennen.

„Ich bitte die Wache hier her, die ihr diese Wunden zugefügt hat" spricht er.
Seine Emotion sind nicht zu erahnen, denn seine Stimme ist völlig monoton.
Ich würde ihm jetzt zu gerne ins Gesicht blicken.
Es ertönen neue Schritte und ich kann mir bereits denken, dass es die Wache von gestern ist.

„Hier bin ich, König" spricht die Wache.
In seiner Stimme hört man den Stolz heraus, welchen er für seine Taten empfindet.
Ich würde an liebsten aufspringen und ihm das gleiche zufügen, was er mir angetan hat. Nichtmal bewegen kann ich mich, so doll waren seine Schläge.
Ich hätte jetzt den König umbringen können, hätte mich diese Wache nicht verprügelt, sodass ich mich kaum noch bewegen kann.

MoonriseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt