Und wieder ein Teil.
Ich muss euch vielleicht noch darüber informieren, dass ich Maddy etwas, wie soll ich sagen, verändert habe. Ich habe sie als gross beschrieben, was ich im Nachhinein nicht mehr so passend finde, weshalb sie jetzt einfach genauso gross wie Lily ist.
Ich hoffe ihr verzeiht mir das!Der Song für dieses Kapitel ist "Girls" von The1975.
Viel spass!
-
"Sicher?", frage ich den Mechaniker total baff.
"Ja, Dani hat gesagt du kannst gerne gehen wenn du möchtest. Er hat Harris schon gefragt", klärt er mich lächelnd auf.
"An die Pressekonferenz, echt?", ich kann's nicht glauben!
"Na geh schon", er gibt mir einen Klaps auf die Schulter.
Freudestrahlend bedanke ich mich bei ihm und mache mich auf den Weg zu der Pressekonferenz. Kurz vor dem Gebäude entdecke ich Sam. Natürlich weiss ich, dass er auf Platz drei ins Ziel gekommen ist. Ich brächte es nicht übers Herz, ein Rennen von ihm zu verpassen. Es ist schon schlimm genug nicht zu wissen, was er sonst so macht und wie es ihm geht.
Er spricht gerade mit seinem Bruder Alex. Ich habe schon überlegt, hinzugehen und zu gratulieren, aber das kann ich nicht. Es ist schon unglaublich, in wie vielen Situationen ich Sam angerufen hätte oder mit ihm geredet hätte, allein dieses Wochenende. Mir war schon immer klar, was für eine grosse Rolle er in meinem Leben spielt, aber jetzt wird mir erst richtig bewusst, wie sehr wir zusammengewachsen sind.
Ich möchte einfach an ihnen vorbei laufen, aber dann höre ich wie Alex meinen Namen ruft. Ich schaue auf und sehe, wie er mir zuwinkt. Ich winke zurück. Auch Alex war wie ein Bruder für mich, er kennt mich besser als die meisten Menschen. Ich habe Alex schon immer gemocht. Sam dreht seinen Kopf. Er lächelt, aber es ist nicht sein freudiges und strahlendes Lächeln, das er sonst immer im Gesicht hatte. Ich weiss, dass ich daran schuld bin, klar. Er hebt etwas unsicher die Hand und grüsst mich. Es scheint fast so als hätte er das Gefühl, ich würde ihn nicht zurück grüssen.
"Glückwunsch", sage ich, ebenfalls mit einem schüchternen Lächeln.
Dann wende ich mich ab und gehe weiter. Es fühlt sich so anders an zwischen uns. Auch Alex hat das wohl bemerkt, denn der hat richtig verdattert zwischen uns hergeschaut. Sam hat ihm also nichts davon erzählt. Hat er ihm überhaupt etwas von unserer Beziehung gesagt? Er war schon immer gut darin, seine Gefühle zu verstecken, was manchmal gut, manchmal schlecht ist. Ich kann mir schon vorstellen, dass Alex nichts davon mitbekommen hat.
Aber das spielt jetzt keine Rolle, ich darf nämlich an die Pressekonferenz.Ehrfürchtig betrete ich den Konferenzraum. Viele Plätze sind schon besetzt mit Reportern, die ihre Fragen nochmal durchgehen, andere stehen noch herum und plaudern miteinander, die Fahrer sind jedoch noch nicht da.
Unschlüssig stehe ich neben der Tür.
Bevor ich mich fragen kann, was ich jetzt machen soll, sehe ich Nick Harris auf mich zukommen.
"Hallo, sind Sie Lily?", fragt er mich und schüttelt meine Hand. Seine Augen strahlen mich durch die Brille an.
"Ja, die bin ich", antworte ich.
Er erzählt mir, dass Dani ihn gefragt hat, ob eine Freundin die seit neustem hier arbeitet einmal bei der Pressekonferenz dabeisein darf.
"Er will Ihnen wirklich eine Freude machen", sagt er.
"Ich bin Ihnen sehr dankbar, Mister Harris, das ist eine tolle Überraschung!"
Er führt mich zur vordersten Reihe, wo ich an einem Stuhl einen Zettel sehe, auf dem "Miss Watson" steht.
"Ich soll wirklich in der vordersten Reihe sitzen? Es gibt bestimmt Leute, die diesen Platz eher bräuchten, ich höre ja nur zu und..."
"Ich bestehe darauf, dass Sie neben mir sitzen", unterbricht er mich.
"Danke", sage ich aufrichtig und etwas eingeschüchtert, da das eine grosse Ehre für mich ist. Ich darf neben dem Nick Harris sitzen! Er ist einfach ein super Mensch, sehr lieb!
Bevor ich ihn noch fragen kann, ob ich vielleicht etwas helfen kann, werden mir von hinten die Augen zugehalten.
"Wer ist das?", frage ich lachend.
Es stehen nicht viele zur Auswahl. Entweder ist es Dani, Marc oder Vale, da ich niemanden hier kenne ausser den Fahrern und diese drei auf dem Podium gelandet sind.
Dann steigt mir ein bekannter Duft in die Nase und ich weiss sofort, wer es ist.
"Du bist so kindisch Marc", sage ich, ziehe seine Hände von meinen Augen weg und drehe mich um.
"Ich hätte eher mit einer Gratulation gerechnet, aber danke", Marc steht vor mir in seiner Lederkombi.
Ich halte immer noch seine Hände in meinen und bemerke, wie meine Haut beginnt zu kribbeln.
Seine Wangen sind noch leicht gerötet, seine Augen glänzen und sein Mund ist zu einem Lächeln verzogen.
"Glückwunsch", sage ich und verdrehe die Augen.
Marc zieht mich an sich, in eine herzliche und verschwitzte Umarmung.
"Darf ich erwähnen, dass du stinkst?", lache ich. Das ist eigentlich eine Lüge, da Marc es irgendwie schafft, vollgeschwitzt immer noch gut zu riechen. Es ist auf eine total komische Art...anziehend.
Das macht irgendwie keinen Sinn, weil ich Sam vollgeschwitzt nie heiss fand...finde ich Marc ja auch nicht.
Okay, vielleicht ein Bisschen. Ein grosses Bisschen.
Er lässt mich wieder los und setzt einen unschuldigen Blick auf.
"Da kann ich nichts für", sagt er und zuckt mit den Schultern.
"Was machst du hier?", fragt er mich nun.
"Frag lieber Dani", sage ich, denn er kommt gerade durch die Tür rein.
Ich winke ihm zu, worauf er auf uns zusteuert.
"Du bist verrückt", kommt es aus mir raus und ich gebe dem grinsenden Dani einen Kuss auf die Wange.
"Gern geschehen", sagt er und zwinkert mir zu. Dann wandert sein Blick zu Marc und wieder zurück zu mir. Er schmunzelt und hebt eine Augenbraue.
"Was?", fragen wir beide gleichzeitig, worauf wir uns grinsend anschauen.
"Nichts, ihr strahlt nur so", sagt er und geht dann davon.
"Pff, er bekommt einen Kuss obwohl ich der Sieger bin?", meckert Marc.
Ich zucke die Schultern und grinse ihn an.
Nick Harris bittet nun alle, Platz zu nehmen, also gehe ich zu dem für mich vorgesehenen Stuhl, wobei ich Marc beim Vorübergehen noch auf die Brust klopfe.
Vale kommt gerade noch durch die Tür geflitzt und setzt sich vorne neben Marc und Dani, die er kurz grüsst.
Nick beginnt zu reden und stellt dann jedem der drei ein paar Fragen. Erst als er Vale das erste Mal erwähnt, schaut dieser auf. Und entdeckt mich total verwundert neben Nick Harris sitzen. Er winkt mir grinsend zu und ich winke zurück. Dann wirft er mir einen fragenden Blick zu, auf den ich mit einem Schulterzucken antworte.
Die Frau neben mir schaut mich komisch an, was ich bemerke, worüber ich aber nicht weiter nachdenke.
Nick hat fertig geredet, also sind jetzt die Reporter dran mit Fragen stellen. Die meisten wollen etwas über die Reifen wissen oder die Meinung der Fahrer über dies und das hören.
Die ganze Zeit merke ich, dass Marc mir Blicke zuwirft, als er das also das nächste Mal tut, starre ich zurück. Seine Mundwinkel wandern nach oben, dann verdreht er die Augen und macht eine Grimasse. Ich versuche mein Lachen zu unterdrücken, indem ich mir die Hand vor den Mund halte. Es klappt mehr oder weniger gut.
"Könnten Sie die Frage wiederholen? Ich habe sie nicht verstanden", sagt Marc in das Mikrofon, worauf meine Mundwinkel wieder zucken.
Nick fragt in den Raum, ob noch jemand etwas zu sagen hat, was anscheinend nicht der Fall ist. Ich denke also, die Pressekonferenz ist vorbei, aber dann drückt mir Nick das Mikrofon in die Hand. Ich schaue ihn an, Nervosität überkommt mich.
"Was soll ich..?", flüstere ich ihm zu.
"Stell irgendeine Frage, egal was für eine", sagt er locker.
Also sage ich das, was mir als erstes einfällt.
"Eine Frage an Marc. Wie hast du diese Nacht geschlafen?"
Sein Gesichtsausdruck wechselt von gleichgültig zu total entzückt.
"Ich habe sehr gut geschlafen, es war eine schöne Nacht. Danke der Nachfrage, und Sie, Miss - äähh - Watson?", er grinst mich an.
"Ich ebenfalls, danke."
Ich merke schon wieder, wie mich die Frau neben mir beobachtet, also wende ich mich ihr zu. Ich weiss nicht wer sie ist, sie ist mittleren alters, hat braune Haare. Ihr Blick hat etwas Neugieriges aber gleichzeitig etwas Wertendes, fast missbilligend.
Schnell schaue ich wieder weg. Was hat die denn?
"Originelle Frage", sagt Nick mit einem Zwinkern.
Er nimmt mir das Mikro wieder ab und beendet die Pressekonferenz mit den üblichen Sätzen.
Alle erheben sich und verlassen dann den Raum. Marc holt mich ein und legt mir eine Hand auf die Schulter. Er beugt sich zu mir.
"Ich habe deine Nummer noch garnicht", sagt er leise.
"Da gibt es viele weisst du", ich schaue ihn an.
Er nimmt die Hand von meiner Schulter und hebt sie sich an die Stelle wo sich sein Herz befindet.
"Ich dachte wir sind jetzt so etwas wie Freunde", er setzt einen traurigen Blick auf, was nicht wirklich klappt, da er einfach ein wirklich verdammt glücklicher Mensch ist. Die meiste Zeit jedenfalls.
Da fällt mir etwas ein. Ich möchte mir in den zwei Wochen Pause ja noch die Wohnung von Mister Rutherford ansehen und alleine wäre das schon etwas, naja, langweilig. Ausserdem weiss ich schon, dass meine Laune alleine wohl etwas sinken wird. Und da kann so ein Besuch von Marc Marquez wohl nicht schaden.
"Wenn wir Freunde sind, dann habe ich eine freundschaftliche Bitte an dich, die du bestimmt annehmen wirst, da Freunde sowas tun."
Marc sieht mich nun skeptisch an.
"Ich möchte mir eine Wohnung in London anschauen.Wie du noch nicht weisst, habe ich keine Ahnung von Wohnungen und möchte mir nur ungern eine Bruchbude zulegen. Darum bitte ich dich, mitzukommen, da du bestimmt besser über solche Dinge bescheid weisst als ich", ich lächle ihn hoffnungsvoll an.
"Okay", sagt er schulterzuckend.
Wie, meint er das ernst?
"Wow, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet", gebe ich entgeistert zu.
Marc lächelt mich an.
"Ruf mich mich an, wenn es soweit ist, dann können wir noch alles organisieren."
Er biegt nach rechts ab und winkt mir zu, hält dann aber abrupt an.
"Aber halt! Du kannst mich ja garnicht anrufen, da du meine Nummer nicht hast!", Marc schaut mich an, als wolle er sagen "so ein Pech aber auch".
Ich gebe ihm augenrollend mein Handy, damit er sich einspeichern kann.
DU LIEST GERADE
A home to a soul
FanfictionLeilani wird dank ihrem besten Freund in eine ganz neue Welt geschleudert: die der MotoGP. Die Fahrer wühlen ihr Leben auf - einige mehr, als sie es sich jemals hätte vorstellen können. Sie lernt, über ihren Schatten zu springen und erfährt das erst...