Schönen Sonntag wünsche ich euch!
Ich möchte mich entschuldigen, dass das mit dem Kapitel so lange gedauert hat, aber die letzte Woche war echt sehr stressig. Jeden Tag bin ich nachhause gekommen und durfte dann noch Stunden lernen. Aber jetzt ist's geschafft und ich habe für einen Monat Ruhe vor Prüfungen! Nächste Woche haben wir so ne Sonderwoche - eine Naturwissenschaftswoche. Wird bestimmt witzig. Und dann habe ich auch schon wieder drei Wochen lang Ferien. Also werde ich in nächster Zeit wieder mehr schreiben können, worauf ich mich freue - und ihr hoffentlich auch!😄
Der schmerzhaft schöne Song für dieses Kapitel heisst "You There" und ist von Aquilo.
Viel Freude mit dem Kapitel!
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Die Luft ist zum zerreissen gespannt. Ich spüre, dass gleich etwas ganz und gar nicht Gutes passieren wird und halte nervös den Atem an. Angestrengt versuche ich das leichte Neigen des Bodens zu ignorieren.
Marcs Augen, die immer voller Wärme strahlen, sind kalt. Auf seinem Gesicht liegt ein Ausdruck von Wut. Und Enttäuschung.
"Hey", flüstere ich und blinzle ihn schuldbewusst an.
Er atmet zittrig ein und aus. Sein Kiefer ist angespannt. Die Stille ist unbehaglich und gibt mir noch mehr das Gefühl, alles total verbockt zu haben.
"Das ist nicht dein Ernst oder?", presst er hervor, die Hand krampfhaft um die Rosen geklammert.
Mir fällt nichts ein, was ich sagen könnte um ihn zu beruhigen. Aus diesem Schlamassel holen mich keine Worte mehr raus.
Er hebt die freie Hand und fährt sich über den Mund. Seine Bewegungen sind hastig, abgehackt, unruhig. Als er die Stimme wieder erhebt, zucke ich zusammen. In ihr liegt ein Ton, den ich noch nie zuvor gehört habe. Bei dem es mir kalt den Rücken herunter läuft, weil sich darin all die Enttäuschung widerspiegelt die er in dem Moment verspürt. Weil all seine Wut mir gilt. Seine Stimme ist laut und kalt und erdrosselt mich vor meiner Wohnungstür.
"Ich kann nicht glauben, dass ich mir die verdammte Mühe mache hierher zu kommen um dich zu überraschen nur um dich dann so zu sehen! Was denkst du dir dabei? Erklär mir, wieso du nach Mitternacht high und sturzbetrunken zurück zu deiner Wohnung kommst! Ich habe dich angerufen! Ich habe dich sieben mal angerufen und du hast nicht abgenommen! Ich..", er lacht gereizt auf.
"Ich glaub's nicht, dass ich mir hier Sorgen um dich gemacht habe, während du irgendwo feiern warst und nicht mal einen einzigen Gedanken an mich verschwendet hast! Anstatt mit mir zu reden dröhnst du dich völlig zu und denkst nicht mal daran, was ich davon halten würde. Dich hätte Gott weiss wer einfach mitnehmen können und du wärst nicht mal in der Lage zu realisieren was passiert. Irgendein Fremder! Was dann? Hast du überhaupt nachgedacht als du all das Zeug genommen hast? Kiffen, ich glaub's nicht, ehrlich. Tut mir leid das zu sagen, aber das hier ist wirklich unter aller Sau."
Ich lasse seine Worte lautlos über mich ergehen, den Blick eingeschüchtert auf den Boden gesenkt. Ich weiss genau, dass ich Mist gebaut habe und sich das nicht verzeihen lässt.
Die Standpauke hat mich wachgerüttelt. Ich fühle mich nicht mehr high. Nur noch gedemütigt. Und schlecht. Ja, ich fühle mich schlechter als jemals zuvor in meinem Leben, und das ist keine Übertreibung. Wisst ihr, wie es sich anfühlt, wenn man den wichtigsten Menschen in seinem Leben enttäuscht? Wie ein kaltes Seil, dass sich um deinen Hals legt und dir die Luft zum Atmen nimmt. Ich spüre den Kloss in meinem Rachen anschwellen.
"Los, mach die Tür auf", sagt er müde.
Ich gehorche widerstandslos. Geduckt gehe ich an ihm vorbei und schliesse mit zittrigen Fingern mein Appartement auf. Während ich langsam die dunkle Wohnung betrete, werden meine Augen feucht. Ich wehre mich dagegen, aber die Tränen fliessen trotzdem schon bald über meine Wangen. Ich beisse fest auf meine Unterlippe, um ja keinen Ton von mir zu geben. Marc soll mich nicht weinen hören. Ich habe nicht das Recht zu weinen. Ich bin selber schuld an diesem Mist. Die Schluchzer zerreissen fast meine Brust, aber ich bleibe still.
Die Schritte von Marc verstummen, die Tür wird geschlossen und nach einem Klicken erstrahlt das Wohnzimmer in Licht.
Ich bleibe im Halbdunkel des Eingangsbereichs stehen. Schon kurz darauf geht Marc an mir vorbei in die Küche. Ich höre, wie er etwas auf die Kücheninsel schmeisst, wahrscheinlich die Rosen. Das Geräusch zerreisst mir das Herz. Dass er sich die Mühe gemacht hat mir Rosen zu kaufen. Dass er an sowas gedacht hat. Mir hat noch nie jemand Rosen geschenkt.
Ich lasse mich mit dem Rücken die Wand runterrutschen. Gottverdammt. Ich bin echt ein schlechter Mensch oder?
Die Stille ist wieder Herrscher über das Appartement. Kein Ton aus der Küche. Ich sitze mit bebendem Körper auf dem Boden und halte die Hand auf meinen Mund gepresst, während die Tränen mein Gesicht benetzen. Der Fakt dass ich weine macht mich noch wütender auf mich selbst. Ich bin nicht dazu berechtigt hier zu sitzen und über meine Dummheit zu weinen. Wer Dummheiten begeht muss auch mit den Konsequenzen zurechtkommen.
Ich habe mich ihm noch nie so fern gefühlt. Marc. Dem Leben. Meinem Körper.
Das Gras intensiviert dieses Gefühl noch. Als ich an den Abend zurück denke, wird mir urplötzlich übel. Der Gedanke an Alkohol oder einen Joint. Der schale Geschmack in meinem Mund bringt mich zum Würgen. So schnell es geht bin ich auf den Beinen und renne aufs Klo. Bevor ich überlegen kann beuge ich mich schon über die Toilette und erbreche. Mein Körper, vorher noch durch die unterdrückten Schluchzer erbebt, krümmt sich jetzt und zittert. Kalter Schweiss bedeckt meine Haut. Und während ich auf dem Boden vor der Toilette knie und meinen Mageninhalt herauswürge, spüre ich wie mir die Haare aus dem Gesicht genommen werden. Marcs Hand streicht beruhigend über meinen Rücken.
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A home to a soul
FanfictionLeilani wird dank ihrem besten Freund in eine ganz neue Welt geschleudert: die der MotoGP. Die Fahrer wühlen ihr Leben auf - einige mehr, als sie es sich jemals hätte vorstellen können. Sie lernt, über ihren Schatten zu springen und erfährt das erst...