Falling, Catching

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Hallo ihr!

Ich bin wieder da mit einem neuen Kapitel im Gepäck!
Heute bin ich super gut gelaunt, weil ich gestern mit zwei sehr guten Freundinnen zuerst essen gegangen bin und dann ins Kino. In der Schweiz war sogenannter Tag des Kinos und da kostet ein Ticket nur 5 Schweizer Franken - also weniger als ein Drittel des normalen Preises! Ich habe mich echt tierisch gefreut!! Was habt ihr dieses Wochenende alles gemacht? Würde mich sehr freuen auch mehr über meine Leser zu erfahren!

Der Song für dieses Kapitel heisst "Falling, Catching" von Agnes Obel. Der Titel passt super zum Kapitel, deshalb habe ich diesen Song ausgewählt. Das Lied an sich passt eigentlich überhaupt nicht. Aber naja, der Titel Leute!

Ich wünsche euch viel Vergnügen!


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"Du fährst heute mit mir Motorrad."

Ich stehe da bestimmt eine Minute lang, reglos. Paralysiert. Von aussen zumindest. Innen herrscht Chaos. In meinem Kopf rattert es, tausende Gedanken wirbeln umher, verfangen sich, entwirren sich wieder, schreien ganz laut und flüstern ganz leise. Keiner dieser Gedanken ist fassbar. Es zu viel, zu viel, zu viel. Wieso sollte Marc sowas tun? Wieso will er sowas? Er kann das nicht machen! Er kennt ja meine Geschichte, er weiss wie sehr mir das alles widerstrebt. Die kalte Angst hält mich in ihrer Klaue und würgt mir jedes Wort ab.
Marc dreht sich für einen Moment um und als er sich mir wieder zuwendet hält er zwei Helme in den Händen. Der Kloss in meinem trockenen Hals löst sich.
"I-ich kann das nicht", hallt meine zittrige Stimme durch den kleinen Raum. Ich selbst höre darin diese verdammte Angst schweben, die meine Knie zum Schlottern bringt. Und wenn ich das schon bemerke, dann hat Marc wohl sogar noch mehr in diesem wackeligen Satz gehört. Verzweiflung möglicherweise. Oder Schmerz. Irgendetwas war es jedenfalls, denn er lässt die Helme langsam sinken und sein Gesicht erstarrt in Besorgnis. Und ehe ich es registriere ist er auch schon da, keinen halben Meter vor mir, und hält mich fest. Fest, weil ich sonst umkippe.
Seine grossen Hände an meinen Armen beruhigen mich ein kleines Bisschen.
"Hey, hey, ganz ruhig", flüstert er und küsst mich auf die Stirn.
"Dir wird nichts passieren. Ich bin da, die ganze Zeit. Du musst dich nur an mir festhalten. Ich werde nicht zulassen, dass dir irgendetwas passiert."
"Du weisst es doch! Du weisst, dass ich nicht will", verzweifelt sammeln sich Tränen in meinen Augen. Ich kann nichts dagegen tun. All diese Gefühle vom Unfall kommen wieder aus dem Loch herausgekrochen in dem ich sie über die Jahre hinweg tief eingegraben habe. Das hat mich so viel Mühe gekostet, so viel Zeit und Kraft. Und jetzt sind sie wieder da und Umkreisen mich wie surrende Mücken.
"Bitte", flehe ich ihn ganz leise an.
"Es tut mir so weh dich so zu sehen", flüstert er und ich kann den Schmerz in seinen Augen wahrhaftig erkennen. "Das ist zu deinem Besten, bitte versteh das. Du musst das nicht dein ganzes Leben lang mit dir herumschleppen. Das hier, das kann dir helfen. Mit der Vergangenheit abzuschliessen", seine Stimme ist klar und eindringlich.
Eine Träne rutscht meine Wange runter. Marc hebt die Hand und wischt sie weg, ohne seine Augen von meinen zu lösen.
"Vertrau mir."
Mit diesen zwei Worten hört mein Kopf auf sich zu drehen. Und zwar so abrupt, dass ich überrascht den Atem anhalte und es nicht wage mich zu bewegen. Vertrau mir. Sein Blick ist fest in meinen Augen verankert. Ich spüre wie er versucht mich zu beruhigen, mir Kraft zu geben und mich zu stützen. Ich nehme seine Worte ernst. Ich glaube ihm, dass es mir besser gehen wird, wenn ich auf das Motorrad steige. Dass ich diese lähmende Angst ablegen kann. Ich will es ihm glauben. Ich muss. Gott, wenn irgendein verdammter Mensch auf dieser Erde es schaffen kann mir zu helfen, dann ist es Marc. Vertrau mir. Und das tue ich. Ich tue es so sehr, dass es schmerzt. Weil wenn ich auch nur daran denke, dass Marc irgendwann nicht mehr an meiner Seite sein wird, dann werde ich fallen und zwar tiefer als jemals zuvor. Ich werde zurückkehren an Orte von denen ich mir geschworen habe nie mehr zurückzukehren. Und das weiss ich.
Ich werde fallen und fallen, aber wer fängt mich auf?
Ich schaue in seine Augen, sehe darin erneut diese riesige Menge an Gefühlen die alle mir gelten, so unglaublich es auch erscheint.
Wie kann ein Mensch dir so einen Halt geben und gleichzeitig die Macht haben dich zu zerstören, wenn er dich verlässt?
"Versuchen wir's?", Marc hebt meinen Kopf ein wenig und ich schaue ihn durch feuchte Augen an.
Ich schniefe einmal kurz. Vorsichtig nicke ich und zwinge mich zu einem schüchternen Lächeln.
Mir ist gerade bewusst geworden, was dieser Mann alles schon von mir gesehen hat. Ich meine damit nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Meine Gedanken gehören jetzt auch zu ihm. Und wenn er aus meinem Leben verschwindet, dann verschwindet mit ihm ein Teil von mir. Ein Teil, der jede Minute in der wir zusammen sind wächst.
Marcs Augen fixieren mich einen Moment lang, bevor er mich in die Arme zieht. Er streicht mir behutsam über den Rücken.
"Ich bin da", macht er mir noch einmal klar.
Ich atme laut aus, mit dem Gesicht an seine Brust gedrückt. Wenn ich mich konzentriere höre ich sogar seinen Herzschlag. Wie schnell ist wohl meiner?


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