7.

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„Okay, was willst du wissen?" frage ich, als er die Speisekarte studiert.

„Ich will zuerst etwas essen und dich kennenlernen." Sagt er und prahlt wieder mal mit seinen Grübchen herum. Okay, dann essen wir eben zuerst. So kommt es, dass wir eine wirklich entspannte Zeit zusammen verbringen und ich erzähle im zwischendurch alles was er gegen Finn verwenden kann. Doch plötzlich spannt sich seine Haltung an und er wirkt auf einmal ziemlich sauer.

„Was?" frage ich ziemlich einfallsreich, doch er antwortet mir nicht, sondern fixiert einen Punkt hinter mir. Ich ahne nichts Gutes, der einzige der diese Haltung in Finn hervorrufen konnte, sitzt gegenüber von mir. Blitzschnell drehe ich mich um und was ich sehe, lässt mich erstarren. Finn, der mit einem schwarzhaarigen Mädchen im Arm gerade auf die Veranda tritt.

„Cara, willst du gehen?" fragt mich Alexander, als ich mich zu ihm zurückdrehe. Seine grünen Augen sehen mich mitleidig an, aber ich brauche kein Mitleid.

„Nein, schon in Ordnung." Sage ich und schenke ihm ein ehrliches Lächeln, was auch ihn etwas entspannen lässt.

„Aber weißt du was, ich gehe kurz auf die Toilette." Sage ich und stehe kurzentschlossen auf. Inzwischen winkt Alexander eine Kellnerin zu sich, vermutlich um die Rechnung zu zahlen. Zum Glück muss ich nicht direkt bei Finn und seiner neuen vorbei, denn sie haben sich noch nicht gesetzt.

Auf der Toilette stütze ich mich am Waschbecken ab und sehe in den Spiegel, aber was ich sehe lässt mich kurz zusammenzucken. Eine einzige Träne hat sich aus meinen Augenwinkeln gelöst, schnell wische ich sie weg und dränge die anderen zurück. Noch einmal bewundere ich das Meisterwerk das die Mädchen mit Haaren, Make-up und Kleidung bewirkt haben und fühle mich sofort besser. Es ist irgendwie ein gutes Gefühl zu wissen, dass ich gut aussehe, wenn ich ihm schon gegenübertrete. Kurz lasse ich den Kopf hängen und atme tief ein und wieder aus. Kurz darauf stelle ich mich gerade hin und Lächle meinem Spiegelbild zu. Einmal kurz durch die Haare gewuschelt und fertig. Als ich wieder auf die Veranda trete fällt mein Blick sofort auf Finn und diese schwarzhaarige, die neben unserem Tisch stehen. Als ich näher komme, kann ich Finns bissige Stimme hören.

„Wer war die kleine überhaupt, sie sieht ja echt lächerlich aus." Kurzes Lachen von der schwarzhaarigen. „Zum Glück siehst du nicht aus wie eine dieser Country Tussen." Sagt er noch und umfasst ihre Taille mit seinen Armen.

„Aber zumindest sehe ich nicht aus wie eine hochnäsige Zicke." Siegessicher grinsend, gehe ich auf meinen Platz zurück und setze mich hin. Kurz grinse ich Alexander zu. Dann wende ich mich an Finn. „Was?" frage ich ihn pampig und sein Gesichtsausdruck verändert drastisch die Farbe.

„Wie kannst du nur mit ihm hier sitzen?" seine tiefe Stimme wird immer lauter, was mich zusammenzucken lässt, genauso wie das schwarzhaarige Mädchen auch.

„Wieso sollte ich nicht?" frage ich und trinke einmal bei meiner Cola.

„Du!" sagt er und zeigt anklagend mit dem Finger auf Alexander. Dieser zuckt nur gelassen mit den Achseln. Ich kenne Finns Körpersprache nur zu gut, weswegen ich schnell aufstehe um dazwischen zu gehen, aber bevor ich dazu komme, höre ich ein lautes Geräusch. Ungläubig fasse ich mir an die Wange, ich kann es nicht glauben, er hat mir eine gescheuert. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Alexander aufsteht, ebenfalls angespannt wie eine Feder. Okay, jetzt muss ich schnell handeln.

„Alex." Sage ich mit sanfter Stimme und gehe um Finn herum auf ihn zu. Kurz fixiert er mich mit seinen grünen Augen, dann wieder Finn. Das ist seine Chance Finn zu vermöbeln, ohne einen Grund suchen zu müssen, denn den hat Finn gerade höchstpersönlich geliefert. Auch wenn es wehtut das zuzugeben, Alex geht es nur um den Grund für die Prügelei, dass muss ich im Hinterkopf bewahren. „Komm schon, lass uns gehen." Sage ich leise, da schon alle anderen Gäste aufgeregt zu uns sehen. Langsam lege ich meine Hand auf seinen Arm und ziehe ihn mit mir etwas weiter weg.

„Komm ich fahr dich nach Hause." Sagt er kurz darauf und nimmt meine Hand. Er läuft etwas zu schnell, sodass ich kaum hinterher komme, bis ich plötzlich stehen bleibe.

„Wir sind hier nicht auf der Flucht, könntest du dir etwas Zeit lassen?" meine Stimme klingt so leise, umgeben von so vielen Naturgeräuschen.

„Entschuldige, nur ich bin immer noch so sauer. Er kann nicht einfach ein Mädchen schlagen." Knurrt er.

„Hah, was soll denn ich da sagen? Ich habe gerade eine geklebt bekommen von jemanden..." Meine Stimme zittert so stark, sodass ich einmal laut ein und ausatmen muss, bevor ich weitersprechen kann. „den ich seit ich drei Jahre alt bin kenne." Der Schmerz der mit diesen Worten verbunden ist, ist unbeschreiblich. Kurz darauf finde ich mich in Alex Armen wieder, doch ich reiße mich zusammen. „Kannst du mich bitte nach Hause bringen?" meine Stimme nun nur noch leise.

Die Rückfahrt verläuft ziemlich still, jedoch ist es keine unangenehme Stille, sondern sie ist sogar sehr entspannend. Gerade als er in unserer Einfahrt stehen bleibt und ich mich bedanken will, fängt Alexander an zu sprechen. „Weißt du was? Es war ein lustiger Abend." Grinsend dreht er sich zu mir um.

„Ja, das stimmt. Naja, größtenteils zumindest. Dankeschön." Sage ich und mache die Tür auf. „Wir sehen uns am Montag in der Schule." Und damit springe ich aus dem Auto. Wie ein richtiger Gentleman wartet er noch bis ich zur Tür rein bin. Kurz winke ich ihm noch und verschwinde dann nach drinnen. Kurz darauf höre ich wie das Auto die Einfahrt verlässt.

Meine Eltern sind immer noch nicht zuhause, weswegen ich einfach hoch in mein Zimmer gehe und mich aufs Bett fallen lasse.

Was sollte das heute eigentlich werden? Warum habe ich so auf Finn reagiert, wollte ich ihn eifersüchtig machen? Kein Wunder, dass ich eine gefangen habe, immerhin kenne ich sein Temperament nur all zu gut. Diese verräterischen Tränen drohen wieder in meine Augen zu steigen, nur diesmal kann ich sie nicht zurückhalten.

Tränenüberströmt gehe ich wenig später an mein laut klingelndes Handy, ohne darauf zu achten, wer dran ist.

„Oh Gott, was ist mit dir passiert?" fragt mich Olivia geschockt. Als ich nicht antworte, sondern nur tief ein und aus atme um mich zu beruhigen, spricht sie einfach weiter. „Eigentlich wollte ich dich fragen, ob du noch mit uns ausgehen willst, aber das klingt eher als würdest du einen Mädchenabend gut vertragen." Ihre Stimme weich, aber doch bestimmt. „Weißt du was? Ich komm rüber."

„Nein, du solltest ausgehen, wie ihr es geplant habt. Keine Sorge, ich komm schon zurecht." Ich versuche sie abzuwimmeln, aber sie wirkt unsicher.

„Bist du sicher?" fragt sie, als ich bejahe, gibt sie schließlich auf. Kurz darauf legen wir auf und ich wünsche ihr einen schönen Abend.

Mit was ich absolut nicht gerechnet habe, ist das Klingeln, das mich nur zehn Minuten später aus meinem Selbstmittleid reißt. Mit einem Kontrollblick in den Spiegel stelle ich fest, dass ich nicht mehr ganz so schlimm aussehe wie direkt nach dem heulen, nur mehr meine Augen sind noch ein bisschen rot. Als ich die Treppe runterlaufe weiß ich ja noch gar nicht was mich erwartet.

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