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Als wir wenig später zu der Stadthalle wandern, sehen wir wohl aus wie ein lustiger, bunter Mob, denn immer wieder Hupen uns Autos zu, die an uns vorbei fahren. Als die fast 200 Senior in der Halle Platz gefunden haben, sind nicht mehr all zu viele Plätze übrig, aber das scheint die Leute nicht zu stören. Sie stellen sich einfach an der hinteren Wand auf und warten geduldig bis zum Beginn.

Als die Bürgermeisterin an das Rednerpult tritt verstummen alle Stimmen.

„Die Versammlung wird nun offiziell eröffnet, als erstes bitte ich Mr. Hamph das Protokoll vom letzten mal zu wiederholen." Sagt sie und ein grauhaariger Mann tritt an ihre Stelle. Kurz und bündig rattert er viele Punkte herunter und überlässt dann der Blondine wieder das Pult. Eine halbe Stunde lang wird über Anträge abgestimmt. Zum Beispiel ob Geld in die Straßenbeleuchtung oder lieber in den Hochwasserschutz investiert werden soll.

„Und als letzten Programm Punkt, bitten wir die Seniors zu Wort. Vertreten werden sie von Olive Jones, Travis Johnson und Andrew Jennings. Diese werden nun ihr Anliegen vortragen." Mit freundlichem Lächeln übergibt sie die kleine Bühne an die drei genannten.

Tray beginnt zu sprechen und verwickelt mich sofort in seine fesselnde Rede.

„Sehr geehrte Damen und Herren, Einwohner unseres wunderschönen Golden Meadows. Ich darf euch alle herzlich im Namen der Golden Meadow Wolves Seniors begrüßen. Ich denke ich muss keinem sagen warum wir heute hier sind. Wir wollen den Golden Meadow Women's Club ehren, der für uns alle das Recht erkämpft hat, heute dieses wunderschöne Fleckchen Erde unsere Stadt zu nennen. Von ihren hartnäckigen vier Versuchen unser zuhause als Stadt eintragen zu lassen und ihrem Unwillen aufzugeben, bis sie ihr Ziel erreicht haben, können wir heute mehr den je viel lernen."

„Das ist in gewisser Weise wie auf der High School." Fährt Andrew fort. Seine Stimme löst zwar bei mir immer noch fast das kalte Kotzen aus, aber ich versuche mich auf die Rede zu konzentrieren und nicht auf die Person die sie vorträgt. „Wir müssen vor allem in diesem letzten Jahr beweisen, dass wir uns selbstverantwortlich um etwas kümmern können, dass wir hartnäckig genug sind um den Druck standzuhalten und gewillt nicht aufzugeben. Das wir etwas erreichen können wenn wir es nur genug wollen. Wir müssen in diesem Jahr Überlegen, wo uns unser Weg hinführen soll, wie sehr wir dieses Ziel erreichen wollen und was wir gewillt sind dafür in den Schatten zu stellen. Das ist gewiss keine einfache Entscheidung und nun stellt euch das in einer Gruppe von 190 Schülern vor." Kurzes Lachen tönt durch den Raum.

Nun ist Liv an der Reihe.

„Aber gerade deswegen weil wir uns oft uneinig sein werden und Ziele vielleicht kollidieren werden, ist es umso beeindruckender das wir eine der bis jetzt größten Gruppen stellen, die den Founders Cotillion ausrichten möchte. Nicht immer werden wir so eine strake Bindung mit einer Gruppe haben, wie wir es hier in Golden Meadow erfahren können. Unsere Familien kennen sich ein Leben lang, bis auf ein paar Ausnahmen, die erst später zu uns gestoßen sind und selbst jene haben sich sofort in unserer großen Familie eingefunden. Zu Ehren dieser Stadt, zu Ehren den Schülern die dieses Fest vor uns gestaltet haben, wo ihr alle sicher dabei wart und zu Ehren der Großfamilie, die wir zweifellos sind, stellen wir nun offiziell den Antrag den Founders Cotillion ausrichten zu dürfen und ihm wie alle vor uns unsere persönliche Note zu geben. Unsere Wege werden sich vielleicht am Ende dieses Schuljahres trennen, wobei bis dahin zum Glück noch etwas Zeit bleibt, aber wir wollen dieses Fest als Gemeinsames gestalten. Danke für eure Aufmerksamkeit."

Lautes Klatschen ertönt, als Liv fertig gesprochen hat, dann folgt eine kurze Abstimmung, wobei diese Einstimmig ausfällt und dann ist die Versammlung beendet.

Als ich mit meine Freunden an die frische Luft trete schiebt sich meine Hand fast automatisch in Alex, weswegen dieser mich angrinst. Als dann Liv auch noch zu uns stößt geht es los. Wir werden von vielen Menschen aufgehalten, die alle Liv's Rednerkünste loben wollen. Höflich lächelnd, aber geistig total abwesend stehe ich neben Alex und lehne meinen Kopf an seine Schulter. Als plötzlich jemand in mein Sichtfeld springt.

Braune Haare, grüne Augen und ein ansteckendes Lächeln. Kath. Das kleinere Ebenbild meines Freundes springt begeistert vor meiner Nase auf und ab.

„Liv du warst großartig." Lächelnd umarmt sie Liv, aber dann tut sie etwas seltsames. Sie nimmt meine Hand und grinst mir verschwörerisch zu.

„Cara, weißt du wer mich eben angesprochen hat?" Fragt sie und die Augen ihres Bruders wandern sofort skeptisch zwischen und hin und her.

„Aber nicht Anthony, oder?" Frage ich sie, meine Stimme ebenso aufgeregt wie ihre. Als sie nur kichernd nickt, ziehe ich fragend meine Augenbrauen nach oben. „Na, was hat er gesagt?" Kichere ich ebenfalls und nehme ihre Hand in meine Freie.

„Das wir mal was zusammen unternehmen sollten und ob ich vielleicht seine Begleitung für den Counters Cotillion sein möchte." Leise quietsche ich auf, doch bevor ich etwas sagen kann, geht Alex dazwischen.

„Kath, wer ist Anthony und warum solltest du mit ihm zum Cotillion gehen? Vor allem aber, warum weiß Cara bescheid und ich nicht?" Seine Stimme ist ruhig, doch irgendwie schlummert etwas in ihr. Etwas beunruhigendes, deswegen sehe ich zu Kath, wie sie mit der Situation umgehen will, sie zieht aber nur schuldbewusst ihn Kopf ein. Okay, das ist also mein Einsatz. Ich nicke unseren Freunden zu, dass sie ruhig weiter gehen können, was sie auch bereitwillig machen. Als wir dann nur noch zu dritt da stehen fixiere ich Alex mit meinem ernstesten Blick.

„Alexander Mitchel, deine Schwester ist fast 15 Jahre alt und sie kann sehr gut auf sich selber aufpassen. Da du sie aber nicht wirklich lässt ist sie zu mir gekommen und hat mich um Hilfe gebeten." Seine Augen funkeln gefährlich.

„Ihr verschwört euch gegen mich?" Fragt er leise.

„Alex, so ist das doch nicht." Sachte lege ich meine Hand auf seine Wange und bewege seinen Kopf so, dass er mich ansieht. „Du bist bereit alle zu beschützen, die dir etwas bedeuten, das habe ich in der Schule oft genug gesehen, auch wie du sie beschützt hast. Kath ist aber auch stark und sie will dir dringend etwas sagen und ich möchte dass du ihr die Chance dazu gibst und ihr bis zum Ende zuhörst." Warm lächle ich Kath an und lege nun einen Arm um ihre Schulter. Sie baut sich groß auf und ihre Stimme klingt bestimmt, so wie ich es von ihr kenne. Irgendwie hat sie nur ihrem Bruder gegenüber diese Schüchternheit.

„Okay, es ist so. Ich mag Anthony wirklich gerne, aber er hat Angst vor dir, weil du ihn immer so böse ansiehst, wenn er mit mir spricht. Ich will aber mit ihm ausgehen und deswegen habe ich Cara gebeten, dich einfach etwas zurück zu halten, wenn du wieder mal in deinen Beschützermodus wechselst. Was erstaunlich gut funktioniert hat, denn immerhin hat er mich zum Cotillion eingeladen." Kurz grinst sie mich an. „Alex, ich bin keine fünf Jahre mehr alt." Sagt sie und umarmt ihn dann.

„Ich weiß, dass du deine eigenen Entscheidungen treffen kannst. Mir ist das gar nicht aufgefallen, dass ich dich so unter Druck setze und den armen Kerl auch. Ich versuche mich zusammen zu reißen." Alex sieht Kath eindringlich an. "Aber du wirst immer meine kleine Schwester sein. Manchmal kann ich nicht anders." Warnt er sie mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen und umarmt sie dann ebenfalls kurz.

„Ich würde es nicht anders wollen." Sagt Kath und wendet sich dann an mich. „Aber jetzt muss ich dich noch einmal um etwas bitten, Cara." Als ich sie nur gespannt mustere, schenkt sie mir ihr schönstes Lächeln und dann überrascht sie mich richtig. „Ich möchte dich gerne fragen, ob du mit mir ein Kleid kaufen fährst. Du kannst das mit dem Styling irgendwie besser als ich." Lacht sie und deutet an ihrem dezenten, aber dennoch wunderschönen Kleid herunter.

„Was?" Lache ich, „was soll das denn heißen, du siehst unglaublich aus."

„Aber ich möchte einmal nicht, wie das Mädchen vom Land aussehen und da du hier die einzige bist, die kein solches Mädchen ist, würde ich mich gerne auf deinen Rat verlassen." Seufzt sie, dann sieht sie mich mit einem unglaublichen Hundeblick an.

„Klar, okay. Wann willst du los?" Frage ich sie und sie sieht mich aus großen Augen an.

„Heute noch?" Als ich nur kurz nicke, kreischt sie kurz auf, was viele Augenpaare zu uns wandern lässt und dann fällt sie mir um den Hals. „Dann gleich. Ich sag nur kurz Vom bescheid." Dann flitzt sie durch die immer kleiner werdende Menschenmenge davon.

„Das ist nett von dir, das du das für sie machst." Alex Stimme ist knapp neben meinem Ohr, als er von hinten seine Arme um mich legt, dann gibt er mir einen Kuss auf den Scheitel. Etwas in meinem inneren beginnt zu kribbeln wenn er das macht.

Gerade als ich antworten will, treten drei Leute zu uns.

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