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Gerade als ich das riesige Backsteinhaus betrete kommt mir die schwarzhaarige entgegen mit der Finn am Samstag aus war. Sie trägt eine Cheerleader Uniform und geht mit fünf Leuten, die genau gleich gekleidet sind, an mir vorbei aus der Schule. Verächtlich schnaubt sie als sie mich sieht und tuschelt mit ihren Freundinnen, Dann sehen sie alle zu mir und lachen nur hämisch.

Oh ja, wie ich die High School liebe.

Schnell bitte ich ein Mädchen um Hilfe, dass nicht so aussieht, als würde sie mich fertig machen, nur weil ich aus Kalifornien komme.

„Klar kann ich euch zeigen, wo das Sekretariat ist, folgt mir einfach." Lacht sie und geht in eine Richtung davon. „Hoppla. Mein Name ist übrigens Chrissi Morgen." Sagt sie und lächelt kurz über ihre Schulter zu uns zurück. Als ich einen Blick zu Aaron werfe, fällt mir auf, dass er ziemlich dümmlich grinst. Ziemlich erfolglos, versuche ich mir ein leises Lachen zu unterdrücken, sodass er mich böse mustert.

„Hallo, ich bin Cara Bennet, und das ist mein Bruder Aaron." Sage ich und blicke das blonde Mädchen mit den braunen Augen freundlich an.

„Da wären wir schon. Hat mich gefreut, Cara, Aaron." Sagt sie und nickt uns beiden zum Abschied zu, dann ist sie auch schon verschwunden.

Mit zusammengepressten Lippen, ein Lachen unterdrückend, mustere ich Aaron, der immer noch Chrissi hinterherstarrt. Kurz räuspere ich mich und gehe ohne ein weiteres Wort in das Büro der Sekretärin.

„Hallo, was kann ich für Sie tun?" fragt die Brünette Dame, die hinter einem riesigen Schreibtisch sitzt, auf dem sich Stapelweise Papier häuft. Ganz vorne steht ein Namenschild, auf dem ich ‚Elisabeth Hugh' lesen kann. Ihre Haare sind von feinen, grauen Strähnen durchzogen und um ihre grün-braunen Augen haben sich kleine Fältchen gebildet. Alles in allem, wirkt sie mit ihrem roten Sommerkleid wirklich freundlich und strahlt eine unglaubliche Ruhe aus.

„Hallo, wir sind Carissa und Aaron Bennet. Wir sind neu hier..." weiter komme ich gar nicht, da sie mich einfach unterbricht.

„Ja, natürlich. Hier sind Ihre Stundenpläne, Ihre Schließfachnummern und Kombinationen. Die Bücher bekommen Sie in den jeweiligen Unterrichtsstunden. Für außerschulische Aktivitäten können Sie sich am schwarzen Brett eintragen. Ihre Mitschüler werden Ihnen da sicher behilflich sein." Sagt sie und lächelt uns an. „Falls Sie noch Fragen haben, bitte melden Sie sich bei mir. Sie finden mich eigentlich immer in diesem Büro. Montag bis Freitag von 8 bis 15 Uhr."

Als wir uns gerade bedanken geht die Tür erneut auf und Finn taucht auf. Aaron bleibt stehen, doch ich gehe stur weiter, ich will ihn nicht mal ansehen, also lasse ich es. Aaron fällt es schwerer als mir. Finn ist sein Held, seit meine Brüder auf der Uni sind. Er war immer da und ist ungefähr alles was mein Bruder sein will. Er spielt Football, ist beliebt und ist gut in der Schule. Ich bin komischerweise nicht mal wirklich böse auf Aaron, er vergöttert Finn eben.

Gerade biege ich um eine Ecke des riesigen Gebäudekomplexes, als ich nur knapp einem Jungen ausweichen kann. Als ich in die grau stichigen Augen sehe, die durch den Kontrast zu seinen roten Haaren noch hervorgehoben werden, stiehlt sich sofort ein Grinsen auf mein Gesicht.

„Cara." „Jaden." Lachen wir gleichzeitig, dann erst sehe ich, dass Marvin, Logan, Nick und Alexander hinter ihm stehen und einer mustert mich besonders intensiv, was mich unruhig hin und her wetzen lässt. Plötzlich höre ich wie hinter mir die Stimme meines Bruders ertönt. Er unterhält sich mit Finn, und dessen Stimme bringt mich dazu meinen Körper anzuspannen. Jaden unterhält sich weiter mit mir und es scheint ihm nicht aufzufallen. Viel zu deutlich schwirren seine Drohungen der letzten Tage in meinem Kopf herum. Irgendwie wirken sie beinahe surreal.

Als die zwei Jungs um die Ecke biegen bleiben sie knapp in meinem Sichtfeld ebenfalls stehen und sehen etwas verwirrt, den rothaarigen Jungen an, der gegenüber von mir steht. Nicht nur Jadens Augen wandern zwischen allen Beteiligten hin und her. Langsam und zittrig lasse ich die Luft entweichen, die sich in meiner Lunge angestaut hat. Mir ist nicht mal aufgefallen, dass ich das Atmen vergessen habe. Kurz begegne ich Nicks Augen, der aber dann wieder zu Alexander sieht. Seine Stirn liegt in tiefen Falten und als ich seinem Blick folge, weiß ich auch wieso. Seine ganze Haltung ist starr, all seine Muskeln sind bis zum zerreißen gespannt.

Mittlerweile fällt sogar meinem stumpfsinnigen Bruder auf, dass etwas nicht stimmt, denn er kommt einen Schritt auf mich zu. Gerade als Nick eingreifen will, schnappe ich Aarons Hand und ziehe ihn an meine Seite. Ein schwaches, wenig überzeugendes Grinsen schafft es auf mein Gesicht.

„Aaron, das sind meine... ähm Freunde?" verunsichert sehe ich zu Jaden, der über das ganze Gesicht strahlt, was mich sicherer werden lässt. „Das sind Jaden, Nick, Logan, Marvin und Alexander." Alle Jungs grinsen Aaron zu, nur Alexander mustert ihn finster. „Leute, das ist mein Bruder, Aaron." Verwirrt von Alexanders Feindseligkeit mustere ich sein Gesicht, doch was mich bei diesen Worten meinerseits erwartet, kann ich nicht wirklich verstehen. Kurz schnellen seine Augenbrauen in die Höhe und nur für eine Sekunde huscht ein kleines Grinsen über sein Gesicht. Verwirrt blinzle ich ihn an. Das war eine komische Reaktion, aber nur einen Augenblick später wandert sein Blick zu Finn, der immer noch entgeistert neben uns steht, und seine Miene wird wieder ausdruckslos und kalt. Finn scheint mit dieser Situation nicht gerechnet zu haben, denn sein Mund steht leicht offen.

Als ich wieder zu Aaron sehe, fällt mir auf, dass er gebannt dem Gespräch der Jungs lauscht, die über Baseball reden. Hin und wieder lächelt Marvin ihm zu und bindet ihn in das Gespräch ein. Mein Bruderherz scheint direkt schüchtern zu sein in der Gegenwart der Jungs.

Durch Finger, die mich in die Seite pieken, werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Kurz quietsche ich auf und sehe zu Nick, der mich nur spitzbübisch angrinst. Seine Finger immer noch drohend erhoben.

„Kalifornien. Du solltest weniger träumen und mehr zuhören." Lacht er und zwickt gleich nochmal in meine Seite. Als ich murrend seine Hände wegschlage, lacht er nur noch lauter. „Willst du am Nachmittag mit uns zum See kommen, oder nicht?" fragt Jaden und irgendwas sagt mir, dass es bei dem Gespräch von vorhin ebenfalls um dieses Thema gegangen ist. Schnell stimme ich zu und mache mich dann auf den Weg um mein Schließfach zu finden.

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