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„Das Contemporary Dance Team ist heute in Saal zwei, genauso wie die Baseballer." Höre ich eine weibliche Stimme rufen. Na toll. Mein erstes Training hier und schon sind alle die ich kenne im selben Raum. Klasse. Der Tag ist eine einzige Katastrophe.

Das Team geht wild durcheinander redend in Saal zwei, ich bin zwar mittendrinn, aber ich höre nur zu und lächle hin und wieder mal. Als wir in Saal zwei ankommen setzen sich alle in einer Hälfte auf den Boden und dehnen sich. Ich mache es ihnen nach. Nach guten zehn Minuten kommen eine Frau und ein Mann herein. Ich kann sie als Coach Green einordnen, doch als sie mich sieht hält sie inne. Der Mann geht einfach weiter zu den Baseballern und geht mit ihnen das Training durch, dass sie heute machen werden.

„Wir haben ein neues Mitglied, Coach Green." Sagt Liv und zieht mich an der Hand zu der kleinen, aber muskulösen Frau. „Das ist Cara Bennet." Sagt sie und ich schüttle der nun lächelnden Frau die Hand.

„Ich hole mir nach dem Training das Formular bei dir Liv." Sagt sie nur kurz angebunden und geht dann weiter. „Heute werdet ihr ein Lied anhören und dann wird jeder dazu tanzen. Das soll eure Spontanität fördern." Dann grinst sie in die Runde. „Außerdem sollt ihr Gefühle ausdrücken können, das könnt ihr heute trainieren. Coach Joce wird heute immer hier bleiben und euch ein wenig beobachten. Er wird mir dann sagen wie es euch damit gegangen ist." Sagt sie, dann nickt sie dem circa 27 Jahre alten  Typ zu, der nun an der Seitenlinie steht und geht kurz zu Liv um ihr eine CD zu geben bevor sie aus dem Saal geht.

„Okay, ich würde sagen alle suchen sich eine bequeme Position um das Lied anzuhören." Sagt Liv und geht zum CD Player, der in einem kleinen Kasten, der in die Wand eingelassen ist steht.

„Ihr wärmt euch derzeit auf. Leise wenn es geht, damit sie es zumindest beim ersten Mal gut hören können." Sagt der Coach an die Jungs gewandt. Als ich mich umsehe bin ich die einzige die noch sitzt, alle anderen haben sich irgendwie auf den Boden gelegt. Schnell lasse ich mich auch zurücksinken und schließe meine Augen. Meine Haare liegen wirr um mich herum, doch es stört mich nicht. Wenig später sinkt eine Person neben mir auf den Boden und als ich hinüberschaue kann ich Liv grinsen sehen.

Der Ausschnitt des Liedes ist nicht besonders lang, nur etwas eine Minute, aber es ist echt schön. ‚Nobodys Perfect' von Jessy J. heißt es und zum ersten Mal seit langem nehme ich wieder alle Takte des Liedes auf, jeden noch so kleinen Impuls und Rhythmus präge ich mir ein, sodass ich sie später in meinen Tanz einbauen kann.

„Okay, wer beginnt?" fragt Liv, als sie ein paar Minuten nachdem das Lied aus ist, aufsteht.

„Unsere neue?" fragt ein Junge und schenkt mir dabei ein schiefes grinsen. Ebenfalls mit einem grinsen mustere ich ihn. „Cara, nicht?" Kurz nicke ich.

„Ja, klar. Ich kann schon anfangen." Sage ich nur kurz und suche mir mit meinen Augen die ungefähre Mitte unserer Hälfte des Saales. Dort stehe ich wenig später und versuche nochmal die Musik Revue passieren zu lassen.

„Fertig?" fragt Liv, die mittlerweile wieder beim CD Player steht. Als die ersten Töne der Musik erklingen versuche ich alles auszublenden was im Raum sonst noch so geschieht und ziehe durch, was ich mir vorhin zurechtgelegt habe. Es kommt mir vor wie eine halbe Minute als ich schon wieder in meiner Schlussposition verharre.

„Danke, Cara. Wer will als nächstes?" Auf Livs Frage hebt Holly die Hand, sie stellt sich ebenfalls her in die Mitte des Raumes und sie zeigt eine wirklich anmutige Choreographie. Sie dreht Pirouetten, macht Sprünge und baut viele Bodenelemente ein. Wirklich umwerfend.  So kommt es, dass die zwei Stunden wirklich schnell vergehen und ich mich nicht viel später wieder in der Umkleidekabine wiederfinde, um in meine Alltagsklamotten zu schlüpfen.

Liv bringt noch das Dokument bei Coach Green vorbei und dann gehen wir in unsere Unterrichtsfächer. Der Tag vergeht, wie fast jeder Schultag, langsam und langweilig und als ich um halb drei aus der Schule rausgehe, fühle ich mich noch müder und schlapper als heute Morgen. Als ich gerade überlege wie ich auf diesem riesigen Vorplatz, auf dem sich einige Schüler rumtreiben, meinen Bruder finden soll, sehe ich ihn. Er steht bei Finn und seinen Freunden, auch unter ihnen Andrew Jennings, der Typ den ich in der Cafeteria beleidigt habe­... War ja klar, das musste wohl so sein. Kurz reibe ich über meine Augen und gehe dann auf diese Gruppe zu. Als ich auf ihrer Höhe bin, bleibe ich weder stehen, noch sehe ich sie an.

„Ich warte beim Auto auf dich Aaron." Den einzigen Augenkontakt habe ich mit Aaron, dann bin ich auch schon fast vorbei. Doch wie in der Cafeteria spüre ich Hände an meiner Hüfte.

„Ahh, wie schön dich wieder zu sehen." Sagt eine tiefe Stimme, die ich nicht genau zuordnen kann, aber als er den nächsten Satz ausspricht, weiß ich, mit wem ich gerade wieder die Ehre habe. „Weißt du, Aaron, deine Schwester wollte sich wegen heute in der Cafeteria noch bei mir entschuldigen." Sagt er und dreht mich zu sich um.

„Ach ja, wollte ich das?" frage ich unschuldig und Andrews Freunde beginnen leise zu lachen, was ihm gar nicht gefallen zu scheint. Bevor er aber irgendetwas sagen kann, spreche ich weiter. „Ich denke nicht, dass ich mich bei dir entschuldigen will, aber falls du dich entschuldigen willst, du weißt wo du mich findest." Zuckersüß grinse ich ihn an. „Du musst mich jetzt entschuldigen, ich muss los." Zische ich und will mich aus seinem Griff winden, aber er lässt nicht locker, erst als ich auf seinen Fuß trete, lässt er mich los. Einer seiner Freunde prustet laut los. Sofort gehe ich einige Schritte weg von ihm und winke ihm dann noch provokant zu, bevor ich endgültig zwischen den Autos verschwinde.

Ich weiß nicht wieso, aber es hat gut getan ihn zurechtzuweisen. Irgendetwas an seiner Art missfällt mir.

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