12.

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„Ich hab gehört, du kommst heute auch mit?!" Quietscht eine hohe Stimme und als ich Liv entdecke die durch die Menschenmassen pflügt, als wären es Gänseblümchen, und keine teilweise fast zwei Meter großen Schüler, muss ich beinahe lachen. Ihre Stimme gleicht der eines kleinen Mädchens, aber ihr Auftreten erinnert eher an einen Traktor, der alles platt macht, was sich ihm in den Weg stellt. Gleich nach mir reiht sie sich in die Schlange der Essensausgabe ein und plappert einfach weiter. „Weißt du was? Ich habe mit den Jungs gesprochen und die haben heute schon ihr erstes Training und da dein Bruder eine Stunde länger hat als wir, könnten wir nach der Schule gleich dein Vortanzen machen. Ist das nicht toll?" Geschlagene fünf Sekunden bin ich total sprachlos. Wieso war mir klar, dass ich mit meiner Zusage es mir zu überlegen, schon fix zugesagt habe? Egal was ich jetzt sage, ich komme aus dieser Nummer nicht mehr raus. Außerdem brauche ich sowieso Gesellschaft, so viel alleine zu sein ist garantiert nicht gesund und wer käme besser in Frage als Leute die ich schon mag? Seufzend gebe ich mich geschlagen.

„Okay." Sage ich und ihre blauen Augen beginnen regelrecht zu strahlen. „Wann und Wo?" schnell werfe ich meine wilden Locken über die Schulter und schließe wieder zu der Schlange auf, die sich einige Schritte nach vorne bewegt hat.

Livs überraschtes Aufatmen kann ich trotz des Lärmes der hier herrscht leicht hören. Anscheinend hat nicht mal sie erwartet, dass ich so leicht klein bei gebe. „Wir haben doch Chemie zusammen, dann können wir danach gemeinsam ins Theater gehen." Schlägt sie vor und springt aufgeregt auf und ab.

Als wir später mit unserem Essen in die volle Cafeteria sehen, wird mir schmerzlich bewusst, dass mich immer noch alle mustern und mich mit ihren Blicken verfolgen. Den ganzen Tag läuft das heute schon so und langsam fühle ich mich richtig unwohl in meiner Haut. Liv scheint davon nichts zu bemerken, denn sie steuert zielsicher auf einen der Tische im Zentrum zu, wo schon die Jungs und die anderen Mädchen sitzen. Unsicher ob ich ihr folgen soll bleibe ich stehen. Erst als mich Nick zu sich winkt, schaffe ich es mich aus meiner Starre zu lösen und manövriere mich langsam aber sicher rund um die vielen Tische, die im Raum verteilt sind. Als ich nur noch einen Tisch entfernt bin, spüre ich plötzlich große Hände an meinen Hüften, die mich zurückziehen. Es scheint, als wäre die ganze Cafeteria verstummt, was leicht sein könnte, denn immerhin folgen mir schon den ganzen Tag alle Blicke und das dürfte nicht förderlich gewesen sein. Ich bin so überrumpelt, dass ich es nicht schaffe auf meinen Beinen stehen zu bleiben, sondern ich muss dem Zug nachgeben, der nicht locker lässt. So kommt es, dass ich mich auf dem Schoß eines ziemlich muskulösen Jungens wiederfinde. Gerade noch so schaffe ich es mein Tablett auszubalancieren, sodass nicht alles auf dem Boden landet. Mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen sehe ich zu Liv, die ihr Gesicht angestrengt verzieht. Die anderen am Tisch sehen nicht viel besser aus. Jaden wirkt sogar richtig wütend. Wenig erfolgreich versuche ich mich aus dem Griff zu winden, was jedoch nicht gelingt, da der Fremde keine Anstalten macht mich loszulassen.

Kurz schüttle ich meinen Kopf. Ich muss aufhören, wie ein Reh im Scheinwerferlicht auszusehen. Als ich mich nach Bruchteilen einer Sekunde wieder gefangen habe, drehe ich mich zu dem Jungen um.

„Was genau soll das werden?" frage ich ihn, meine blauen Augen sprühen Funken. Er kann es ja noch nicht wissen, aber das bedeutet normalerweise, dass ich kurz vorm explodieren bin.

„Was soll was werden?" fragt der Junge mit den blonden Haaren und den kühlen grauen Augen provokant und sieht mir dabei ganz ungeniert ins Dekolleté.

„Naja, wenn du es selbst nicht weißt gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder du bist dumm, oder du schlafwandelst." Sage ich unterdrücke dabei gefährlich nahe an ihn ran, sodass unsere Gesichter nur mehr Zentimeter voneinander entfernt sind. Als er mich nur dümmlich ansieht, fahre ich fort. „Schlafwandler sollte man zwar nicht aufwecken, aber bei dir mache ich eine Ausnahme, okay? Aber nur weil das auch hilft, wenn man dumm ist." verführerisch lächelnd balanciere ich mein Tablett mit einer Hand und kippe ihm mit der nun freien Hand mein Wasser über den Kopf. Als er mich unsanft von sich stößt, schaffe ich es gerade noch so, auf die Beine zu kommen um nicht am Boden zu landen. Wutentbrannt sieht er mich an, doch ich zucke nur mit den Achseln, als sei gerade nichts geschehen.

„War schön dich kennenzulernen. Oder auch nicht." Zuckersüß grinsend gehe ich auf den nächsten Tisch zu und setze mich neben Liv, die sich das Lachen kaum verkneifen kann. Ziemlich bald beginnen die wirren Gespräche um uns herum wieder und es herrscht wieder ein ziemlich hoher Lärmpegel.

„Weißt du wen du da gerade mit Wasser getränkt hast?" fragt mich Di und ihre braun-grünen Augen leuchten freudig auf. Als ich nur meinen Kopf schüttle, klärt sie mich auf. „Das ist Andrew Jennings. Er ist der Quarterback der Golden Meadow Wolves Footballer."

Alle wirken wieder relativ gelassen, sodass wir bald ein normales Gespräch führen können, das erst unterbrochen wird, als Finn zu den Footballern tritt. Gespannt verfolge ich jede Bewegung die ich wahrnehmen kann.

„Finn, komm setz dich zu uns." Sagt ein Junge mit schwarzen kurzen Haaren und klopf Finn fest auf die Schulter. Selbst über den Lärm hier, kann ich ihn verstehen. Finn setzt sich und begrüßt alle kurz. Dann lehnt sich der schwarzhaarige Junge etwas zu ihm hinüber und sagt leise etwas. Sofort fallen ihre Blicke auf mich und Finn, grinst nur. Jedoch so beunruhigend, dass es mir die Nackenhaare aufstellt. Schnell wende ich meinen Blick ab und wende mich an Liv und Di.

„Vielleicht habe ich mich mit dem falschen angelegt." Sage ich und deute über meine Schulter zu Finn, Andrew und den schwarzhaarigen Jungen. Kurz kratze ich mich am Kopf und entschließe mich dann aufzustehen. „Ich muss noch was von meinem Spind holen vor der nächsten Stunde. Ich sollte jetzt mal los." Sage ich und lächle den anderen zu.

„Warte ich komme mit dir. Mein Spind liegt neben deinem und wir haben dann zusammen Musik." Grinst Holly und wirft ihre wilden Locken über ihre Schulter, direkt in Jadens Gesicht. Mit einem letzten Entschuldigenden Blick geht sie neben mir aus der Cafeteria.

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