18.

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Als schließlich alle Pferde versorgt sind, mache ich mich auf den Weg nach draußen. Ziemlich fertig lasse ich mich auf den staubigen Boden sinken und Wärme mich an den letzten Sonnenstrahlen des Tages noch einmal kurz auf. Gähnend lasse ich den Kopf an die Stallmauern sinken.

„Oh, wer bist du denn?" reißt mich eine hohe Stimme aus meiner Entspannung. Eine mittelalte Frau, vielleicht Mitte vierzig, steht vor mir, mit einem Kübel voll Äpfel in der Hand. Ihre braunen Locken fallen bis zu ihren Schultern und sie hat sich einen schlichten Westernhut auf den Kopf geschoben. Sie trägt eine lange Jeans und ein kariertes Hemd, dass ihr etwas zu groß ist, darunter hat sie eine sehr sportliche Figur.

„Entschuldigung, wie unhöflich von mir." Schnell springe ich auf und klopfe den Schmutz von mir ab. „Ich bin Carissa Bennet." Sage ich und nehme die Hand die sie mir entgegenstreckt.

„Ich bin Alyssa, Kath, Alex und Justins Mom." Freundlich grinst sie mir zu. „Außerdem warst du nicht unhöflich. Ich habe schon viel von dir gehört." Wieder grinst sie, dann deutet sie auf den Kübel mit den Äpfeln. „Willst du mir helfen?" Ihr grinsen ist so ansteckend, dass ich nicht anders kann als es zu erwidern.

Als sie bei den Boxen steht, wo alle mittlerweile herumlungern, greift sie einen Apfel nach dem anderen und gibt jedem Pferd einen. Ich helfe ihr so gut ich kann und als ich zu Arrow komme, reißt sie ihre braunen Augen auf.

„Pass auf! Er ist nicht..." weiter kommt sie nicht, denn sie ist sprachlos. Arrow hat den Apfel genommen und als er genüsslich gekaut hat, stupst er mich vorsichtig mit der Nase an.

„Warte. Du hast Arrow im Gelände geritten?" fragt sie ungläubig. Als ich nur nicke, dreht sie sich zu ihrem Sohn um, der wenige Meter hinter ihr steht. „Wie konntest du das zulassen? Sie hätte sich verletzten können." Weiter kommt sie nicht, da Alex sie unterbricht.

„Ich habe sie vorher fast eine Stunde mit ihm reiten lassen und sie hatte ihn sehr gut im Griff. Mom sieh ihn dir an. Er ist wie ein braves Lämmchen zu ihr." Sagt er und grinst mich kurz an.

„Außerdem war es meine Idee, ehrlich." Damit dreht sie sich wieder zu mir. Ihre braunen Augen funkeln zwar immer noch, aber sie wirkt etwas besänftigt. „Alex hat sogar vorgeschlagen, dass ich ein anderes Pferd nehme, aber ich habe mich durchgesetzt." Sage ich und grinse sie unschuldig an. Seufzend gibt sie auf. Sie mustert Arrow noch einmal und dann wendet sie sich an mich.

„Vielleicht kann er jemanden brauchen, der ihn fordert. Bist du vorher schon einmal geritten?" fragt sie an mich gewandt.

„Ja, als ich sieben wurde habe ich angefangen, doch mit fünfzehn habe ich wieder aufgehört."

„Na das erklärt einiges." Murrt Liv und streicht sich das rote Haar aus der Stirn. „Das erklärt warum sie uns abgehängt hat, Tanta Ally." Lacht sie dann laut über den verwirrten Blick ihrer Tante. Dann füttern wir gemeinsam die Pferde und ich mache mich auf den Weg aus dem Stall.

„Cara, warte" sagt Alexander leise und hält mich am Arm zurück. Alle anderen gehen laut schnatternd vor uns, sodass es keinem auffällt.

„Ja?" frage ich und streichle über Luis Stirn, seit ich unfreiwillig ein Bad genommen habe, riechen meine Haare anscheinend nicht mehr so stark nach Blaubeeren, denn er hat nicht mehr das ständige Bedürfnis sie zu fressen.

„Heute war ein wirklich schöner Tag." Sagt er schließlich und streicht dabei eine Strähne meiner widerspenstigen Locken aus meinem Gesicht. „Ich würde mich freuen, wenn wir das mal wiederholen könnten." Lächelt er, seine Grübchen sind so umwerfend.

Klar denken, Cara! Sofort!

„Ja, klar. Ich würde gerne Lui und Arrow wiedertreffen." Sage ich und strahle übers ganze Gesicht. „So viel Spaß wie heute hatte ich schon ewig nicht. Ich liebe das tanzen zwar, aber es drückt meine Gefühle aus, was auf Dauer ziemlich anstrengend sein kann, einfach mal frei zu sein und sich nicht immer nur Gedanken über Körperspannung und Ausdruck zu machen, ist erfrischend." Sage ich und suche bewusst den Blickkontakt zu ihm, damit er weiß, dass ich es ernst meine. Kurz öffnet er seinen Mund und es scheint so als wollte er etwas sagen, doch dann lächelt er nur und nickt dann langsam.

„Na dann. Ich sollte wirklich gehen, sonst muss ich zu Fuß nach Hause gehen." Sage ich und grinse ihm nochmal zu und gehe dann auf den Parkplatz.

„Wir sollten uns dann mal auf den Weg machen." Sagt Liv als ich zu ihnen trete. Schnell verabschiede ich mich von allen und stelle mich dann zu Liv. Zusammen steigen wir ins Auto und dann fahren wir nach Hause. Gedankenverloren sehe ich in den Rückspiegel und bewundere noch einmal die Ranch.

„Und? Wie hat es dir gefallen?" fragt Jaden mich wenig später und reißt mich somit aus meinen Gedanken.

„Es war wirklich unglaublich. Dankeschön, dass ihr mich mitgenommen habt." Sage ich und grinse ihm zu, als er sich kurz zu mir umdreht.

Als ich zu Hause bin, begrüße ich meine Familie, die gerade zusammen im Wohnzimmer sitzen.

„Schatz, was hast du denn heute gemacht? Du siehst etwas müde aus, außerdem riechst du ganz schön streng." Lacht meine Mom und streicht sich die aalglatten Haare aus dem Gesicht. Mittlerweile trägt sie sie nur mehr Schulterlang, aber als sie noch jung war, waren sie so lang wie meine jetzt, also fast bis zu den Hüftknochen. Aufgeregt erzähle ich ihnen vom Vortanzen und auch über unsere Nachmittagsbeschäftigung. Ich erzähle von Arrow und vom See und auch davon wie wunderschön es hier ist, nur Alex Angebot lasse ich aus.

„Am Besten gehst du jetzt duschen, dann können wir Essen." Grinst mein Dad und seine braunen Augen funkeln amüsiert. Umständlich rapple ich mich vom Sofa auf und gehe dann in mein Bad. Es tut gut, den Schweiß und Staub abzuwaschen, der sich über den Nachmittag hinweg auf meiner Haut abgelegt hat. 

Als wir gerade beim Essen sitzen piepst mein Telefon und als ich sehe wer sie geschickt hat, breitet sich ein kleines Lächeln auf meinem Gesicht aus.

Von Di:
Hey, C. Ich habe gerade das Video hochgeladen, es sieht echt cool aus. J

Schnell tippe ich eine Antwort ein und esse dann schnell auf. Als ich meinen Teller und alles was ich benutzt habe in den Geschirrspüler geräumt habe, gehe ich hoch in mein Zimmer.

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