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Der Sonntag vergeht irrsinnig schnell, ich war mit den Mädchen unterwegs und am Nachmittag gehen wir zum ersten Baseball spiel des Schuljahres. Gute zwei Stunden dauert das Ganze jetzt schon, aber durch die Kommentare die die Mädchen schieben, kommt es mir viiiiiiel länger vor, sie schwärmen eigentlich nur davon, was für ein toller Typ Alexander ist. Wer braucht schon Feinde, wenn man solche Freunde hat.

Gerade wieder betritt Alexander das Feld. In seiner weißen Uniform wirkt er sogar noch gebräunter als sowieso schon. Gespannt verfolge ich seine Bewegungen. Er zieht sich das Cap weiter in die Stirn, sodass seine Grünen Augen ganz im Schatten liegen. Wir sitzen zwar relativ weit vorne, aber selbst von dieser Entfernung kann man noch sehen, dass alle seine Muskeln angespannt sind, mit einem konzentrierten Blick mustert er seinen Gegenspieler. Ein Junge mit roter Uniform, seine blonden Haare sind ebenfalls unter einem Cap versteckt und lugen nur ein bisschen hervor. Liv hat mir vorher erklärt, dass es üblich ist im eigenen Stadium weiße und wo anders farbige Uniformen zu tragen. Alexander scheint die Ruhe in Person zu sein, weswegen es auch kein Wunder ist, dass er gleich beim ersten Versuch den Ball trifft und ziemlich weit schießt. Wie der Wind läuft er los und ehe man sich versieht ist schon auf der dritten Base. Angespannt blicke ich auf das Spielfeld.

„Alexander Mitchel läuft heute zu Höchstformen auf! Eine Base fehlt ihm noch, dann hat er einen Home-Run erzielt. Und schon hat er ihn in der Tasche." Ruft der Kommentator freudig ins Mikrofon.

Alle um mich herum springen auf und jubeln und ehrlich gesagt, ist mir auch danach, also stimme ich einfach mit ein. Nur wenig später endet das Spiel, wobei die Golden Meadow Wolves mit einem leichten Vorsprung gewinnen. Jubelnd stürmen die Mädchen von der Tribüne, langsam aber sicher folge ich ihnen, etwas unsicher bin ich schon. Immerhin kenne ich diese Menschen kaum und die einzigen zwei die ich wirklich mittlerweile gut kenne, sind abgehauen. Vorsichtig, um bei diesem Trubel in keinen hineinzulaufen, manövriere ich über das Feld. Immer darauf bedacht nach Leuten Ausschau zu halten, die ich kenne. Wieder einmal bemerkt mich Nick zuerst. Seine schwarzen Haare ebenfalls unter einer Kappe verborgen. Schnell kommt er auf mich zu, weit weniger besorgt ob er irgendwelche Leute rempelt oder umrennt, als ich. Innerhalb von Sekunden steht er neben mir.

„Hey, Kalifornien." Grinst er zu mir runter, als er mich kurz umarmt.

„Hey." Sage ich nur kurz und lache über sein schiefes grinsen. Er ist mir von Anfang an sympathisch gewesen. Das ist so unglaublich schräg, aber doch ganz cool. Er schnappt sich meine Hand und zieht mich zu einem großen Kreis, genau mitten im Geschehen. Lachend stolpere ich hinter ihm her und versuche mit ihm Schritt zu halten.

„Seht mal wen ich aufgegabelt hab." Sagt er und sieht dabei Liv und Di etwas vorwurfsvoll an.

„Hoppla." Murmelt Di, während Liv nur etwas verlegen zu Boden sieht.

„Jetzt tu nicht so, als wäre ich komplett hilflos, immerhin hab ich euch doch wieder gefunden, oder nicht?" Mit vor der Brust verschränkten Armen drehe ich mich zu Nick, doch bevor er etwas antworten kann, schließen sich starke Arme um meine Taille und heben mich hoch. Ein geschocktes Aufatmen entkommt meiner Kehle, doch als ich die Stimme höre, weiß ich wer es ist.

„Hast du das gesehen, Cara? Wir haben gewonnen!" Jadens Stimme überschlägt sich fast, weil er so aufgeregt ist.

„Ja, Jaden. Ich war die ganze Zeit da. Gratuliere." Sage ich und bitte ihn dann mich wieder auf meine Beine zu stellen. Auf dem Absatz drehe ich mich um ihn ansehen zu können. Seine Augen sind so anders als die von Liv. Während ihre Augen eher ins blaue gehen, sind seine eher grau. Ich meine, beides sieht unglaublich gut aus, mit dem Kontrast zu ihren roten Haaren und den paar vereinzelten Sommersprossen auf ihrer Nase. Verlegen ihn so genau gemustert zu haben, fahre ich kurz durch meine Haare, nur um darin hängen zu bleiben. Möglichst unauffällig versuche ich meine Finger aus dem Gewirr zu befreien. Fast schon freue ich mich, dass das niemand gesehen hat, als mir Alexanders Blick auffällt. Nur mit allergrößter Mühe kann er sich ein Lachen verkneifen, was mich rot werden lässt. Das ist wiedermal klar, ich finde neue Freunde und blamiere mich gleich mal.

„Sag Mal, hast du das Problem öfter?" mit einer verblüffend ernsten Miene mustert er mich eingehend. Verwirrt sehe ich kurz in den immer dunkler werdenden Himmel.

„Das ich mit meinen Fingern in meinen Haaren hänge?" verblüfft sehe ich ihn an.

„Nein, dass du rot wirst." Grinst er. „Das mit deinen Haaren kann ich mir, denke ich zumindest mal, selbst beantworten." Lacht er und zieht leicht an einer Locke, die sofort als er sie loslässt wieder ihre ursprüngliche Form annimmt.

„Ja, ich werde schnell rot." Lüge ich, denn eigentlich passiert das eher selten, aber da ich schon mehrmals rot geworden bin, als ich mit ihm zusammen war, will ich das nicht unbedingt zugeben. Sonst stempelt er mich wohl als gefühlsduselig ab und das kann ich gerade nicht wirklich gebrauchen. Als Antwort nickt er nur, ich bin mir nicht wirklich sicher, ob er mir glaubt, denn wenn ich eines wirklich schlecht kann, dann ist das Lügen.

„Hey, Cara?!" ruft plötzlich Liv neben mir, sodass ich mich ziemlich erschrecke.

„Was?" frage ich, meine blauen Augen weit aufgerissen. Dieser Gesichtsausdruck bringt alle zum lachen.

„Ich hab dich gerade mehrmals" dieses Wort betont sie und sieht dabei kurz zu Alexander, was natürlich auch den anderen nicht entgeht. „gefragt ob du mitkommen willst, diesen Sieg feiern."

„Nein, danke. Ich muss langsam wirklich nach Hause gehen. Ich muss noch einiges für die Schule morgen zusammensuchen undso, außerdem sollte ich wohl bald ins Bett gehen." Dabei verzieht sich mein Gesicht zu so einer Grimasse, dass wohl jeder sofort merkt wie motiviert ich für morgen bin. „Jetzt wo wir gerade darüber sprechen, ich sollte mich wohl auf den Weg machen." Sage ich und verabschiede mich von allen.

„Warte. Du willst doch nicht etwa alleine nach Hause gehen? Es ist immerhin schon dunkel." Kurz sehe ich Di an, die allerdings mich mustert, als hätte ich einen Knall.

„Es ist nicht so weit, außerdem bin ich taff." Sage ich und zwinkere ihr kurz zu.

Ich bin schon am Parkplatz angelangt, als mich jemand einholt.

„Warte, ich bring dich heim." Sagt Alexanders tiefe Stimme.

„Ehrlich, das musst du nicht. Geh und feier deinen Sieg." Aber ohne meine Wiederworte zu beachten, geht er auf seinen Truck zu und sperrt ihn auf. Seufzend folge ich ihm. Er wird nicht locker lassen. Ganz Gentleman like hält er mir die Türe auf und ich steige ein.

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