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Schnell ist er aufgesattelt und dann führe ich ihn raus in den kühlen Wind.

„Hmm, was ist bei Lui wichtig?" fragt sich Alex mehr selbst, als mich. „Achja, arbeite viel mit den Beinen, darauf reagiert er besser als auf die Zügel." Sagt er dann und dreht sich zum Gehen. „Viel Spaß. Falls was ist wir sind gleich nebenan auf der Weide." Sagt er und klettert zwischen dem Zaun hindurch.

Nach einer drei viertel Stunde steige ich ab und bringe Lui zurück in den Stall. Schnell sattle ich ihn ab und putze ihn kurz. Dann gehe ich zu Arrow und schon von weitem kann ich erkennen, dass ich wieder von vorne beginnen muss. Wieder nähere ich mich ihm vorsichtig und strecke meine Hand aus. Erst als er sie mit der Nase an stupst, kraule ich ihn zwischen den Ohren und führe ihn ebenfalls in die Stallgasse, wie zuvor Lui. Als er gesattelt und aufgezäumt ist, gehe ich mit ihm auf dieselbe Weide. Etwas überfordert stehe ich nun vor dem sechs Zentimeter größeren Pferd und sehe zu ihm auf.

Plötzlich habe ich eine Idee, geschickt klettere ich auf den angrenzenden Zaun und bete dass das funktioniert, ohne das Arrow einen Schritt macht, weil dann liege ich am Boden. Geschickt manövriere ich meinen Fuß über den Sattel und lasse mich langsam hineinsinken. Erleichtert atme ich aus und klopfe dann auf Arrows Hals.

Arrow ist so anders als Lui. Lui reagiert auf die kleinsten Hilfen, während Arrow deutlich mehr Zeit braucht um zu verstehen. Das ist am Anfang etwas schwierig, aber als ich es dann gewöhnt habe, funktioniert es sehr gut. Die Zeit vergeht wie im Flug.

Als ich nach einer Stunde Arrow wieder zurückbringe und ihn ebenfalls versorge, kommt es mir vor als wären es nur Minuten gewesen. Meine schmerzenden Muskeln sagen da zwar was anderes, aber immerhin sind beide jetzt ausgelaugt. Ich habe kein besonders schonendes Programm  gefahren, ich wollte bewusst herausfinden wie viel Energie sie haben.

Laufend kehre ich zu der Weide zurück und klettere auf den Zaun, der an das Trainingsfeld der Jungs grenzt. Aaron sieht gerade konzentriert zu Nick, der ihm einen Ball hinwirft. Geschickt trifft Aaron den Ball und er fliegt ganz schön weit. Sofort sprintet er los und holt ihn zurück.

„Dein Bruder ist wahnsinnig schnell." Sagt Jaden und stellt sich neben mich. Als ich nur nicke, fährt er fort. Wie gebannt sehe ich Aaron nach, er wirkt richtig glücklich. „Ich glaube das Baseball wirklich sein Sport ist. Außerdem brauchen sie gute Spieler, wenn wir nicht mehr an der High School sind." Sagt er und klingt dabei so gespielt überheblich, dass ich lachen muss.

Weitere zehn Minuten sehe ich ihnen zu, bis sie das Training beenden.

„Wie hat es dir gefallen?" frage ich Aaron, als wir zurückgehen.

„Es war klasse. Ich glaube das wäre was für mich." Er grinst wie ein Honigkuchenpferd und schlingt seinen Arm um meine Schulter, das hat er schon ewig nicht mehr getan.

„Du hast echt Talent. Komm auf jeden Fall zum Einsteigertraining." Sagt Alex und schubst ihn leicht an der Schulter an, was dazu führt, dass ich einen Schritt zur Seite stolpere.

„Okay, lass uns nach Hause fahren. Mom fragt sich bestimmt schon wo wir bleiben. Zur Not sagen wir einfach, du warst bei Ch..." weiter komme ich nicht, weil Aaron seinen Ellbogen in meine Rippen stößt. Entrüstet schnappe ich nach Luft und halte die schmerzende Stelle. Immer noch aufgeregt geht Aaron einfach weiter zu unserem Auto, ungläubig sehe ich ihm nach.

„Danke." Sage ich und drehe mich zu den Jungs um, die uns leise lachend beobachtete haben. „Dass ihr euch Zeit genommen und ihm geholfen habt. Ich glaube das könnte wirklich was für ihn sein." Grinse ich und umarme jeden von ihnen bevor ich mich verabschiede. Dann laufe ich zum Auto, wo Aaron schon wartet.

„Danke!" ruft er und winkt den Jungs zu bevor er einsteigt und wir endlich nach Hause fahren können.

„Wie sieht dein Plan aus?" frage ich ihn und sehe ihm kurz in die braunen Augen. Es ist komisch, er sieht eher unserem Dad ähnlich, mit den braunen Augen und dem blonden Haar, während ich die blauen Augen und die dunkle Mähne meiner Mutter habe.

„Ich weiß es nicht... Irgendwie würde ich gern noch Basketball ausprobieren, aber ich denke fast, dass ich gerne Baseball spielen würde." Sagt er, wobei er so unsicher wirkt, dass ich leicht zu lächeln beginne.

„Natürlich, Aaron. Soll ich morgen versuchen jemanden vom Basketballteam aufzugabeln?" frage ich ihn und dann grinst er mich an.

„Das wäre der Hammer, C." strahlt er mich an „Du bist die beste Schwester die man haben kann." Ruft er und dann quatschen wir bis wir in unsere Einfahrt einbiegen.

So kommt es, dass ich am nächsten Tag vor dem Training, gemeinsam mit Di und Liv, zum Captain der Basketballmannschaft gehe.

„Hey, Di, Liv." Sagt ein Junge, der gut einen Kopf größer ist als ich. „Und wen habt ihr da mitgebracht?" fragt er und streckt mir seine Hand entgegen. Schnell schüttle ich sie. „Ich bin Travis Johnson, aber alle nennen mich Tray."

„Cara Bennet." Grinsend sehe ich ihn an.

„Ah, die aus Kalifornien?" fragt er, jedoch ist es nur eine Formalität, er weiß woher ich komme. Manchmal verfluche ich diesen 2000 Einwohnerort so sehr, aber ich lasse mir nichts anmerken und nicke nur.

„Ich wollte dich um einen Gefallen bitten, Tray." Sagt Di und grinst ihm süß zu, während sie ihre grauen schulterlangen Locken aus dem Gesicht streicht. Sie hat die lustige Eigenschaft, mit jedem zu flirten vom dem sie etwas haben will. Effektiv, jedoch kommt sie dadurch oft in Situationen, die ihr über den Kopf wachsen, da sich die Jungs reihenweise in sie verlieben.

„Und der wäre?" fragt er und grinst ihr freundlich zu, dabei entblößt er eine Reihe weißer Zähne.

„Was machst du heute nach der Schule?" sie wartet genau bis er die Antwort gibt, auf die ich gehofft habe. „Sehr gut, würdest du mit Caras kleinem Bruder ein bisschen Basketball trainieren, er möchte vielleicht beginnen zu spielen." Sagt sie und schenkt ihm nochmal ein verführerisches Grinsen. Insgeheim bewundere ich sie ja, dass sie so selbstbewusst an die Situation herangeht ist bemerkenswert.

„Klar, ich komme mit Ethan und Chris, dann können wir mit ihm ein bisschen trainieren. Aber wir müssen leider draußen spielen, da wir nicht herein können." Sagt er, kurz wuschelt er durch seine fast schwarzen Haare, dann sieht er uns nacheinander an.

Kurz quietsche ich auf. „Ah, danke. Das bedeutet meinem Bruder sehr viel." Sage ich und umarme ihn kurz, dann winke ich ihm zu und wir machen uns auf den Weg zurück zur Mannschaft.

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