20.

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„Ist irgendetwas?" fragt Stay genervt. Daryl kann sich das laute lachen nicht ersparen und prustet los. Mir gefällt das nicht und mir bricht es das Herz genau DAS zu sehen. Haben die beiden etwa ...?

Daryl hat sich immer noch nicht beruhigt und sein lautes lachen hallt durch den ganzen Wagen. Stay schließt ihre Hose, versucht vergebens ihre Haare zu richten mit ihren Händen.

„Lass es gut sein." sage ich zu Daryl und laufe die drei Treppen runter. Ehrlich gesagt können die beiden ja machen was sie wollen, aber dann mit geschlossenen Türen.

Im Hintergrund höre ich Daryl zu mir rufen, das ich zurück kommen soll. Ich will nicht zurück, nicht zu Stay oder Harry. Zu niemanden. Ich will nicht sehen, wie Harry total befriedigt aufsteht und mich komplett bescheuert ansieht.

In Gedanken versunken renne ich die Straße runter. So schnell bin ich noch nie gelaufen. Hier hinten ist nichts mehr außer ein hoher Zaun mit Stacheldraht. Ich bleibe erst dann stehen, sobald die Straße abgeschnitten ist von dem Zaum. Steve und seine Leute haben diesen Zaun wohl errichtet.

Die Aussicht ist auf eine ganz großen Fläche. Der Wind schlägt mir durchs Gesicht und lässt meine braunen Haare durch die Luft fliegen. Schnell halte ich die einzelnen Strähnen auf und lege sie über meine Schulter. Ich setzte mich auf Straße. Ein Kieselstein nehme ich in meine Finger. Lasse ihn durch meine Finger gleiten.

Mit der Zeit bemerke ich das ein paar Beißer an dem Zaun stehen. Natürlich versuchen sie vergebens, zu mir zu kommen. Ihre stöhn, gurgel und ächz Geräusche erfüllen die stickige Luft.

Einer der Beißer hat keine Arme mehr. Es war einmal ein Mann ... Wieso hat er keine Arme mehr?

In einer geschmeidigen Bewegung stehe ich aufrecht und steuere auf diesen Beißer zu. Gierig legt er sein Gesicht gegen den Zaun. Er hat auch gar keine Zähne mehr.

Ich bleibe wenige cm vor ihm stehen und starre in seine Augen. Die roten Adern bei ihm stechen in dem Augapfel mehr hervor, als bei einem normalen Menschen. Ein kleiner einzelner Punkt ist seine Pupille. Ich kann nicht sagen welche Augenfarbe er hat, sie ist weg. Nur der schwarze Punkt ist zu sehen. Er riecht schrecklich, nach Moor und verfaulten. Aber mir soll's nichts ausmachen, da ich auch nicht besser rieche.

Die anderen Beißer kommen alle hierher, klemmen ihre Arme zwischen den Metallen. Sofort greifen alle nach mir.

Einer kriegt meine Haare in seine Finger und zieht panisch daran. Ich schreie laut auf.

„Lass los!" schreie ich. Ich packe nach seinen schmalen Handgelenk, klemme es ein, damit er los lässt. Aber es bringt nichts. Ich lehne mich zurück, vielleicht lässt er dann los. Wieder nichts. Er zieht mich zu sich. Meine Füße schleifen über die graue Straße. „NEIN!" schreie ich raus. Die anderen Beißer greifen nach meinen Armen, fassen mich und ziehen mich noch schneller an den Zaun. Ihre Finger graben sich in meine Haut.

Mit vielen Bewegungen bezwinge ich die Beißer mich los zu lassen, ohne einmal kurz frei zu sein. Die sind gieriger als Fly. Mit Fäusten haue ich gegen ihre Handgelenke.

„Scheiße! Lass los du Arschloch!" schreie ich den Beißer an. Immer noch nichts.

Plötzlich fällt ein Schuss.

Einer der Zombies fällt nach hinten über. Ich bin frei, aber nur von einen der Beißer. Ein weiterer Schuss fällt, der nächste Beißer fliegt nach hinten. Bis alle Zombies tot vor dem Zaun liegen.

Mein Herz schlägt heftig gegen meine Brust. Schweißperlen fließen meine Wange herunter. Schnell wische ich sie weg, während ich mich umdrehe.

Zwei aufgebrachte Männer marschieren rasend schnell auf mich zu. Harry und Daryl. Ganz weit hinten, kann ich ein Mädchen erkennen. Das ist wohl Stay.

In mir brodelt die Wut.

„Hast du dir etwas getan?" fragt Harry mich, als er vor mir stehen bleibt und mit tiefen blicken meinen Körper entlang fährt. Immer noch unter schock schüttle ich den Kopf und gehe an ihn vorbei zu Daryl. Denkt Harry wirklich, das ich nichts gesehen habe?!

Daryl sieht mich zwar an, aber tut nichts. „Hau nie wieder ab," flüstert er. „Wir können nicht immer im nächsten Moment da sein, wenn dir etwas passiert. Jetzt komm." Er scheint etwas sauer darüber zu sein, das ich weggerannt bin. Aber ich musste einfach weg, schon wegen dem Grund das Stay mit offener Hose vor uns stand. Und dann noch die Tatsache das Harry total benommen im Bett lag. Das alles hat mir den Rest gegeben.

Wir gehen an Stay vorbei, die etwas genervt mit ihren Fuß auf der grauen Straße herum trippelt. Sie beachtet mich kein bisschen. Wenn ich sie wäre, würde ich mich schämen bis zum geht nicht mehr, aber anscheinend geht es ihr wohl gut mit der scheiß Situation. Sie schmückt das Ganze auch noch so aus ...

Zurück im Camp reiße ich den Wohnwagen von Daryl auf.

„Hey, hey, hey." ruft Daryl mir hinterher. Wütend setzte ich mich auf die Sitzbank. Er schließt hinter sich die Tür. „Alles okay?" fragt er, während er etwas am Herd umstellt. Ich rieche Ei.

„Machst du Rührei?" frage ich ihn. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Ich versuche mir eine Sicht in die Pfanne zu gewähren, aber sehe nichts, weil Daryl einen Löffel umher rührt.

Daryl sieht über seine Schulter zurück zu mir. „Ja," Er lächelt schräg. „Möchtest du auch?"

Ich nicke hektisch.

„Dann kannst du schon mal den Tisch decken." Mit einer Hand öffnet er ein Regal, wo drinnen Teller und Tassen stehen. Ich stehe auf, greife nach zwei Teller und zwei Gläsern. „Warte," befehlt Daryl, bevor die Teller auf dem Tisch liegen. „Du musst zwei Teller mehr."

„Wieso? Wer isst noch mit?"

Er atmet laut aus und lässt sich Zeit mit der Antwort. „Das wird dir nicht gefallen. Stay und Neuling essen mit."

„Wie schön." stöhne ich lauthals raus. „Dann könnt ihr ja zusammen essen." Ich stelle drei Teller an jeden Platz und mache Anstalten aus den Wohnwagen zu gehen.

Aber Daryl packt plötzlich nach meinen Ellenbogen und zieht mich gegen seine Brust. „Wohin willst du? Das Essen ist gleich fertig." Sein heißer Atem haucht mir in den Nacken. Sofort steigen sich meine Nackenhaare auf, es breitet sich über meinen ganzen Körper aus. Ein unangenehmes Gefühl verspüre ich in meinen Bauch.

„Ich ... ich will nichts essen." stottere ich hervor.

„Du hast gerade noch gesagt, dass du etwas möchtest." Er wendet das Rührei weiter in der Pfanne um, aber lässt mich nicht los.

„Ich möchte aber nichts mehr." Ich schaue zu ihm nach oben. Er weiß ganz genau das ich Hunger habe und nur verschwinde, weil ich nicht mit Stay und Harry an einem Tisch sitzen will. So ist es auch noch ...

Mein Gesicht errötet, als er zu mir hinunter schaut und kokett lächelt. „Ach May, du kannst schlecht Lügen." Er muss darüber lachen. „Ignorier die beiden gleich einfach, okay?" Seine beiden kühlen Hände umrahmen meine Wangen, damit ich in seine Augen sehe. Eigentlich will ich nicht hier sitzen, aber ich habe so Hunger. Ich nicke.

Er küsst meine Stirn. „Setzt dich schon einmal. Die anderen kommen gleich."

„Ich komme mir so vor, als wärst du mein Vater." murmle ich. Ich lasse mich am Fenster nieder. Daryl holt noch einen Teller und ein Glas aus den Regal und noch Besteck, da höre ich plötzlich Stimmen von draußen. Sie klingen gedämpft.

„Waren beide da?" fragt Harry.

„Ja."

„Haben sie was gesehen?"

„Nein."

Daryl sieht zu mir herüber. Damit ist es bestätigt. Harry und Stay haben es getrieben.

CONSIDER ME ALIVE || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt