CONSIDER ME ALIVE || h.s.

36.

„Ja, habe ich gerade gemacht."

„Gut. Du musst noch die Drähte reparieren."

„Okay. Fahren wir danach weiter?"

„Ja."

Stimmen katapultieren mich aus einen wunderschönen Traum. Ich träumte von einen See, der einfach still vor mir lag. Kleine Wellen spülten meine Fußabdrücke im Sand weg. Die Sonne strahlte das letzte mal in unbeschreiblich schönen Farben. Ich träumte von dem Tag wo meine Mom mir sagte das ich einen kleinen Bruder an meiner Seite haben werde.

Schwer öffne ich die Lider und erblicke sofort die Sonne, die mir ins Gesicht scheint. Graue Wolken schichten sich vor ihr auf, sie verschwindet. Unwillkürlich erinnert mich das an die Tage mit Zayn. Die grauen Wolken ... jeden Tag.

Zayn ... Zayn.

Schnell legen sich Daumen und Zeigefinger gegen meine Augenlider um Herr der Gefühle zu werden, die mich zu überfallen drohen. Das große Bedürfnis in Tränen aus zu brechen legt sich wieder.

Mein Körper dreht sich zurück. Niemand liegt neben mir und schläft. Als ich meinen Hinterkopf zurück lege sticht ein so großer Schmerz durch meinen Kopf das ich aufschreie. Verdammt die scheiß Wunde! Die habe total vergessen ...

„May, alles okay?" Louis steht vor dem Bett. Mit großen Augen betrachtet er mich schockiert.

„Ja, tut mir leid. Nur die Wunde." versichere ich ihm.

„Willst du nicht liegen bleiben?" fragt er, als ich mich aufrichte um aufzustehen. Wir sehen uns an. Seine grünen Augen sehen trüb aus. Hat er nicht genug geschlafen?

„Nein, ich muss mal raus." Über seine Schulter hinweg sehe ich in den kleinen Flur und kann feststellen das niemand hier ist. „Wo sind alle?"

„Daryl ist draußen. Wir sind etwas weiter gefahren und mussten Autos ausweichen, die mitten auf der Straße standen. Wir stecken im Schlamm fest. Harry hilft ihm und Stay läuft hier irgendwo rum."

Stay ...

Ich lächle ihm leicht entgegen. „Okay, dann weiß ich Bescheid." Mit wenigen Schritten stehe ich an der Tür und öffne sie. Mich erwartet ein Wald. Stay, wenn ich dieses Mädchen in die Finger kriege kann ich für nichts mehr garantieren. Scheiße, wegen ihr habe ich diese Wunde!

„Warte, hier." Höre ich links von mir. Das Gras unter meinen Schuh ist weich und schmatzt unter meinen Schritten. Es hatte wohl erst vor kurzen geregnet.

Harry beugt sich runter, gibt einer ausgestreckten Hand die unter dem Wohnwagen hervor scheint ein Stück Stoff. „Glaubst du das hilft?" fragt er Daryl.

„Würde ich es sonst machen? Mann, natürlich funktioniert das." nörgelt Daryl unter dem Wagen hervor. Ich bewege mich auf die beiden zu.

Harry schaut zu mir auf und muss lächeln. „Du bist wach. Wie geht es dir?"

Vor ihm halte ich an und lächle ihm zu. „Naja, und dir?"

„Jetzt wo du ..."

„May!" Daryl steht vom Boden auf. Seine beiden Hände umrahmen meine Wangen. „Geht es dir gut?" Er sieht mir genau in die Augen.

„Geht so." antworte ich ihm ehrlich. Sein Daumen streicht über meine Wangenknochen, bevor er sich an Harry wendet und ihn befehlt mehr Stoff zu holen. Harry geht um die Ecke.

„Stay war es." flüstert Daryl ganz leise. „Wir haben sie schon genug angeschnauzt. Vor allem ich. Wenn ich du wäre, würde ich nicht unbedingt mit ihr reden. Ach und sie hat Harry eine über gebraten."