50.

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Ihre Blicke verschmelzen die ganze Zeit mit dem Metalldach. Sie schluchzt so oft auf, dass es schon ein Rekord sein könnte. Ihre Hand greift nach meiner ganz fest, will sie nicht einmal loslassen.

„Du hast ihn geliebt ... nicht wahr?" frage ich vorsichtig, weil ich Angst vor ihrer Reaktion habe. Vielleicht wird sie ausrasten und mich anschreien. Aber jetzt bezweifle ich das.

Ihr Kopf hebt sich. Angeschwollene und rot unterlaufende hell blaue Augen sehen mir enttäuscht entgegen. So viel Enttäuschung habe ich noch nie in einer Person gesehen. Sie rümpft ihre Nase, dann sagt sie mit rauer Stimme: „Er war wundervoll, May. Einfach wundervoll. Hat mich nicht mehr daran denken lassen, dass die Welt jetzt so ist." Erneut bricht sie in Tränen aus und fällt auf den Boden.

Schnell packe ich sie. Sie darf nicht auf dem Dach liegen, weil sie sonst die ganze Zeit dort liegen bleiben möchte und uns befehlt weiter zu gehen. Stay kann sich sofort abschminken das wir sie zurücklassen.

Ich lege ihre Arme auf meine Schultern, richte mich Gerade auf und gehe weiter. Ihre Schuhe schleifen über den Boden. Ihr macht es nichts aus.

Harry und Daryl drehen sich zurück, betrachten mich eine Weile. Daryl streckt die Arme aus, zeigt mit den Fingerspitzen das er mir Stay abnimmt. Ich überreiche Stay, wie ein Baby, Daryl, der sie auf seinen Rücken nimmt. Ihre Arme hängen über seine Schultern nach vorn. er quetscht seine Unterarme zwischen ihre Kniekehlen, damit sie nicht runter fällt.

„Es ist nicht mehr weit." wirft Harry in die erstickende Stille. „Machen wir, dass wir weiter kommen." Seine Hand greift nach meiner. Seine passt sich meiner gut an.

Wir gehen rüber zu Block C. Am Ende des Daches sehe ich rüber zum anderen. Diese mindestens vier Meter zu springen, schafft niemand von uns. Es ist viel zu weit weg.

„Und jetzt?" frage ich und sehe alle an. Stay schläft auf dem Rücken von Daryl. Er renkt seinen Nacken etwas.

Eine Weile sagt niemand mehr was.

„Verdammt," zische ich. „Ihr wollt es nicht sagen, aber ich tue es jetzt." Ich sehe die Kannte runter. Oh Gott, da unten sind auch noch ein paar von diesen beschissenen ekelhaften Viechern. Sie stinken. Man riecht es bis hier oben hin.

Ich schlucke, bevor es sich meinen Magen anders überlegt. „Wir müssen da runter."

„Ja." Harry nickt um sich selbst zu bestätigen. Plötzlich scheint die pralle Sonne durch die grauen Wolken in sein Gesicht. Ich spüre sie auf meinen nackten Armen. Sie ist unglaublich warm.

„Was ist denn jetzt?" fragt Harry und dreht sich, mit schützender Hand auf der Stirn, zur Sonne.

„Keine ... Ahnung." stottere ich heraus.

„Ist ja schön, dass die Sonne sich auch mal meldet, aber das ist auch egal. Wir müssen hier weg, bevor es dunkel wird." sagt Daryl hastig. Harry geht zur Kannte und schaut hinunter. Folgt der Wand von Block B. Dann bildet sich ein wunderschönes Lächeln auf seinen Lippen. Strahlend weiße Zähne kommen zum Vorschein. „Da!" Er zeigt auf eine Stelle. Daryl und ich folgen seine Richtung.

Ungefähr in der Mitte von Block B steht eine große Mülltonne die von Zaum umzäunt ist.

Wir sehen uns alle an.

„Ja?" fragt Daryl.

„Ja." sagen Harry und ich gleichzeitig.

Wir zögern kein bisschen, sondern gehen sofort zur Hälfte von Block B und sehen zur großen Mülltonne runter. Eine Klappe ist offen, die andere ist zu. Ich sehe nicht ganz genau, was ich in der Tonne betrachten kann, aber glaube d liegen eine jede Menge Pappkartons drinnen.

CONSIDER ME ALIVE || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt