39.

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Wenn ich dich küssen würde, wüsstest du es."

Der Typ ist mir verdammt noch mal ein Rätsel. Ehrlich gesagt verstehe ich den Satz zwar, aber scheiße, er wollte mich zu 100 % küssen. Wieso hat er denn dann seine Zunge über die Lippen gestrichen?

„Können wir eine Pause machen?" ruft Louis erschöpft zu Daryl rüber. Er dreht sich zurück und nickt. Mir geht langsam auch die Puste aus und diese Kopfschmerzen dazu. Blöde Sonne, nur wegen ihr habe ich sie. Wir gehen von der Straße runter in den Schatten. Schön kalt.

Wir setzten uns. Jeder keucht, hat Schweiß unter den Achseln und ist einfach nur fertig mit den Nerven. Wir sind ja auch ein paar Stunden gelaufen.

„Wissen wir überhaupt wo wir sind?" fragt Stay.

„Nein. Oder siehst du hier irgendwo eine Karte?" fragt Daryl. Stay klammert ihre Arme um die Knie und legt ihr Kinn da drauf.

Louis steht auf. „Ich geh und such mal was zu Essen."

„Allein? Nimm Harry mit." sagt Daryl, doch Louis schüttelt nur den Kopf und verschwinde in den Wald. Wir schauen ihm verwirrt hinterher.

„Was sollte das denn?" fragt Harry.

„Ich glaube er muss nachdenken." fange ich an. „Er hat seine Eltern auf schlimme Art und Weise verloren." Meine Stimme hört sich zitternd an, oder ich bilde es mir nur ein. Aber so wie mich Daryl besorgt ansieht, schätze ich das es sich doch so anhört.

Harry starrt mich an. „Ich wusste nicht ..."

„Niemand wusste es, außer sie." spricht Stay dazwischen. Ihr Finger zupfen im Gras herum. Sie sieht kurz zu mir auf.

„Was ist mit deiner Wunde?" Daryl steht auf und kniet sich hinter mich. „Oh," macht er leise.

Ich lasse die Luft laut aus meinen Mund. „Ist es schlimmer geworden?" frage ich vorsichtig.

„Nein, es ist ziemlich gut verheilt. Nur ... die fehlen Haare ..." Er kramt in seinem Rucksack herum, findet etwas und behandelt die Wunde.

„Siehst du das? Genau das?" fragt Harry uns alle. Er zeigt in den Wald. Louis kommt zurück, aber da ist noch wer. Jemand kleines. Ein Tier? Oder ...

„Ist das ein Junge?" Stay steht auf ihren Beinen um genauer dorthin zu sehen.

Daryl richtet sich auf. „Du hast recht." meint er. Je näher Louis zu uns kommt, desto mehr versteckt sich der kleine Junge hinter ihn. „Wer ist das?" fragt Daryl Louis, sobald er nicht mehr weit von uns weg ist.

„Ich habe ihn gefunden. Er war zwischen zwei Steinen eingequetscht und kam nicht mehr raus. Du solltest vielleicht mal seine Wunden am Handgelenk ansehen." antwortet Louis und hält an.

In schnellen Bewegungen stehe ich aufrecht. Versuche vergebens einen Blick auf den Jungen zu werfe, weil ich in der Hoffnung bin. Sehr in der Hoffnung. Harry stellt sich neben mich, schätze jedoch nicht das er es bewusst gemacht hat. Er möchte auch einen Blick auf den Jungen werfen.

„Du brauchst gar keine Angst zu haben." sagt Stay sanft zu den Jungen. Sie hat sich hingekniet, um auf seiner Augenhöhe zu sein. „Wir helfen dir."

Er ist dein Bruder, May. Vertrau mir. Der kleine Jungen ist dein Bruder." flüstert Zayn langsam und deutlich in mein Ohr. „Mach dir Hoffnung."

Unwillkürlich vor Freude läuft mir eine Träne über die Wange. „Adam?" sage ich mit zitternder Stimme zu den Jungen. Langsam sieht der Junge neben Louis Bein zu mir. Brünett, grüne Augen, Sommersprossen ...

„M ... May?" wimmert er verzweifelt auf. Mit offenen Mund sehe ich ihn an. Ist er wirklich da? Wirklich? Steht da mein kleiner Bruder? Oder bilde ich mir nur wieder irgendetwas ein?

„Steht da wirklich mein Bruder?" flüstere ich Harry zu, ohne den Jungen aus den Augen zu lassen.

„Ich weiß nicht wie dein Bruder aussieht." antwortet er zurück. Ich mache einen Schritt auf ihn zu, in den Moment rennt er auf mich zu und alles was ich mir wünsche als ich auf die Knie falle und meinen Bruder in den Arm nehme, ist, das das hier für immer sein soll.

„Oh Gott, Adam." wimmere ich auf und fange an zu weinen. Sein Gesicht vergräbt er in meine Halsbeuge. „Ein Glück habe ich dich wieder." Meine Hände lege ich um seine Wangen um ihn anzusehen. Seine Wangen sind mit Dreck verschmiert, seine braunen Haare verwuschelt und seine dunkel grünen Augen trüb.

„Wo warst du nur?" fragt er mich. Er muss weinen. „ ... ich habe ... habe dich so ... so vermisst." Seine blutigen Hände legt er an meine Wangen. Sie riechen nach Eisen.

„Ich bin hier, Adam." sage ich und nehme ihn wieder in den Arm. „Ich bin hier." flüstere ich noch einmal. Mein Blick fällt auf meine Gruppe die mich ansehen, als wäre soeben die ganze Welt Friedlich geworden.

„Bitte verlass mich nie wieder." sagt Adam zu mir.

Ich drücke ihn fester an mich und sehe Harry in die Augen. „Ich werde dich nie wieder verlassen. Nie wieder." flüstere ich.

CONSIDER ME ALIVE || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt